Städtischer Eigenbetrieb in der Corona-Krise
Volkshochschulkurse, Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Open-air-veranstaltungen u.v.m. sind seit Wochen abgesagt. Seit Beginn der Corona-Krise berichten wir regelmäßig darüber, mit wieviel Kreativität und Enthusiasmus die verschiedenen Einrichtungen und Bereiche von JenaKultur dennoch versuchen, den Kontakt zu Nutzern, Gästen, Bürgern und Schülern aufrechtzuerhalten. Unsere Online-Angebote haben geradezu einen Boom erfahren.
Dennoch musste JenaKultur am 24. März in den Notbetrieb versetzt werden, was vor allem bedeutet, dass mindestens bis 3. Mai 2020 alle veranstaltungen gecancelt und der Publikumsbetrieb für alle Einrichtungen und Serviceeinheiten komplett eingestellt werden mussten.
Die aktuelle Fassung der Thüringer Verordnung zur Verlängerung und Änderung der erforderlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 gestattet nunmehr aber – exakt ab 24. bzw. 27. April 2020 – in einzelnen Ausnahmefällen und unter Einhaltung der Hygienevorschriften eine schrittweise Öffnung bestimmter Angebote. Diese betreffen Museen, Bibliotheken, Volkshochschulen, jedoch nur in Bezug auf den Erwerb der Hochschulreife als externer Schulabschluss (vgl. §5), und Geschäfte mit einer maximalen Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern. Diese Festlegungen wecken verständlicherweise Erwartungen und Hoffnungen in der Bevölkerung, die leider nicht einfach und schnell zu erfüllen sind, da wir uns noch mitten in der Pandemie und damit weitab von Normalität befinden.
Das bedeutet für den Eigenbetrieb nach wie vor ein Einfrieren der kulturellen Veranstaltungstätigkeit in vielen Bereichen. Um die Handlungsfähigkeit von JenaKultur trotz erheblicher und wachsender Risiken – wegbrechende Erlöse, beginnende kulturpolitische Verteilungskämpfe – zu erhalten und weil die bestehende Kurzarbeiterregelung zwischen ver.di und den Kommunalen Arbeitgebern sehr komfortabel für den Öffentlichen Dienst übersetzt wurde, hat sich die Werkleitung entschlossen, in Abstimmung und nach Zustimmung durch den städtischen Personalrat einen sehr differenzierten Antrag auf Kurzarbeit für einige Bereiche und Einrichtungen zu stellen. Mit den frei werdenden Mitteln sollen Einnahmedefizite abgefedert und schlussendlich die „Konzernmutter Stadt“ ein wenig entlastet werden.
Blicken wir auf die augenblickliche Situation in den einzelnen Bereichen und Einrichtungen von JenaKultur.
Städtische Museen Jena
Die Belegschaft der Städtischen Museen Jena bleibt komplett im Arbeitsmodus. Das hat vor allem zwei Gründe. Die Flankierung der derzeitigen Baumaßnahmen in der „Göhre“ erfordert einen enormen Personaleinsatz, da schrittweise und quasi rotierend Flächen im Haus zu beräumen und wieder einzurichten sind. Daneben wird ab Dienstag, 28. April, das Romantikerhaus wieder geöffnet. Es fallen zwar bis auf weiteres Führungen und veranstaltungen weg, allerdings werden die Öffnungszeiten erweitert. Der Eintritt ist übrigens bis auf weiteres frei.
Der Normalbetrieb der gesamten Städtischen Museen Jena wird ab Oktober erhofft. Dafür laufen parallel die konzeptionellen und organisatorischen Vorbereitungen.
Ernst-Abbe-Bücherei
Die Ernst-Abbe-Bücherei erarbeitet derzeit ein Modell zur schrittweisen Öffnung der Bücherei. Im derzeitigen Ausweichquartier der Bibliothek, in der ehemaligen Augenklinik, sind die Räume klein und die Gänge eng, so dass, genauso wie im Eingangs- und Thekenbereich in der Lobedaer Zweigstelle, die vorgeschriebenen Abstandsregeln nicht einzuhalten sind und die Bücherei leider nicht komplett geöffnet werden kann. Denkbar ist zunächst ein Bestell- und Abholservice für die Leser. Die Belegschaft der EAB geht bis auf weiteres zu 50 Prozent in Kurzarbeit und plant eingeschränkte Servicezeiten, über deren Inkrafttreten wir gesondert in-formieren. Daneben laufen alle Planungsprozesse für den Neubau am Engelplatz weiter.
Volkshochschule Jena
Die Volkshochschule Jena kann bis auf die Kurse zum Erwerb der Hochschulreife derzeit keine Präsenzkurse anbieten. Sie kürzt ab kommenden Montag die reguläre Arbeitszeit auf 30 Prozent. Gleichwohl werden die Servicezeiten, ebenfalls ab kommender Woche und bis zunächst 15. Mai von Montag bis Mittwoch von 10 bis 13 Uhr und am Donnerstag von 13 bis 16 Uhr ermöglicht. Natürlich werden auch jederzeit Anfragen über E-Mail beantwortet. In den Fachbereichen läuft derweil die Planung für das Herbstsemester. Es wird darauf gehofft, dass mindestens Kurse in kleineren Gruppen ab Mitte Mai wieder stattfinden können. Die bereits sehr erfolgreich eingeführten Onlineangebote (Kurse, Vorträge, Mitmachangebote) aus den verschiedensten Fachbereichen sollen ausgebaut werden. Sie sind auf der Webseite der vhs präsentiert. Dazu wird über einen Stadtratsbeschluss im Mai die Möglichkeit genutzt, solche digitalen Angebote künftig rechtssicher in die Entgeltordnung zu integrieren.
Musik- und Kunstschule Jena
Das gleiche Anliegen verfolgt auch die Musik- und Kunstschule Jena. Wir sind sehr froh, dass kurzfristig und kreativ hinsichtlich von Online-Angeboten von der gesamten Lehrerschaft improvisiert wurde und wird, was auch einen hohen Grad an wichtiger Kontaktpflege zur Schülerschaft und generell Kontinuität in der Ausbildung sicherstellt. Alle diese Angebote sind im Moment gebührenfrei. Gleichzeitig wurden die Honorarkräfte aber bis zum Beginn der Osterferien weiter bezahlt. Nun gilt es, auch solche neuen Angebote im Sinne der Qualitätssicherung mit der Einarbeitung in die Gebührensatzung auf ein sicheres Fundament zu stellen und professionell zu regeln. Bis dahin erhalten die Honorarkräfte die Möglichkeit, ihre Angebote zunächst privatrechtlich fortzuführen.
Mit den Onlinekursen, die die festangestellten Lehrer anbieten, sollen zeitnah dennoch immerhin 50 Prozent aller Schülerinnen und Schüler erreicht werden. Gleichwohl bedauert die Schulleitung natürlich die Tatsache, dass Großprojekte gestrichen werden müssen. Auch die MKS arbeitet an Konzepten, die, sobald es der rechtliche Rahmen erlaubt, klassischen Unterricht, also Unterricht vor Ort – zumindest in Kleinstgruppen – ermöglichen. Deshalb bleibt die Belegschaft mit 60 Prozent ihrer Arbeitszeit bis auf weiteres aktiv.
Jenaer Philharmonie
Die Jenaer Philharmonie bedauert, dass öffentliche Konzerte vermutlich mindestens bis zum Ende der laufenden Spielzeit unmöglich sein werden. Zum gesamten Themenkomplex veranstaltungen stehen jedoch noch die schlussendlichen Durchführungsbestimmungen der Landesregierung aus. Um in dieser komplizierten Zeit dennoch den Kontakt zum Publikum zu halten, wurden und werden bereits zahlreiche musikalische Angebote von den Musikerinnen und Musikern digital angeboten. Die Verwaltung des Orchesters, die außerdem gerade mit viel Energie die neue Spielzeit vorbereitet, bleibt mit 60 Prozent im Arbeitsmodus. Die möglichen Kurzarbeitsregelungen für Musikerinnen und Musiker müssen die Tarifparteien noch aushan-deln.
veranstaltungen / Tourismus / Marketing
Der vielfältige Verantwortungsbereich des stellvertretenden Werkleiters von JenaKultur, der Projekte (etwa die Kulturarena), Einrichtungen (Volkshaus, Volksbad, Villa Rosenthal, Stadtteilzentrum Lisa), Märkte und Stadtfeste, Veranstaltungsservice, Tourismus und Marketing bündelt, bleibt ebenfalls mit 60 Prozent der regulären Arbeitszeit am Netz, schließlich müssen beispielsweise die Wochenmärkte als einzig verbliebenes Angebot an die Bürgerinnen und Bürger und daneben die laufenden Baumaßnahmen im und am Volkshaus weiter begleitet werden. Daneben erbringt der Veranstaltungsservice, wie schon berichtet, mit seiner organisatorischen und technischen Expertise zahlreiche Dienstleistungen für die Stadt, richtet Räume für unterschiedlichste Beratungsnotwendigkeiten, wie z. B. Stadtrats- und Ausschusssitzungen, ein, unterstützt bei der Umsetzung von Hygienekonzepten der einzelnen Einrichtungen und vieles mehr. Er sorgt sich darum, wie unten den gegebenen Bedingungen künftig alle Erfordernisse zu erfüllen sind.
Neben der Kommunikation zahlreicher Veranstaltungsabsagen erarbeitet der Bereich gerade auch ein Konzept zur teilweisen Wiedereröffnung der Jena Tourist-Information. Diese ist bei der erwähnten Möglichkeit der Wiedereröffnung von Geschäften mit einer Größe von maximal 800 Quadratmetern momentan aber noch ausdrücklich ausgenommen. Wegen der zahlreichen Einschränkungen arbeiten Tourismus- und Conventionbereich vorerst nur 30 Prozent ihrer regulären Arbeitszeit.
Bezüglich der Kulturarena befürchtet JenaKultur die baldige Bestätigung der Annahme, dass diese für dieses Jahr ausfallen muss. Sobald hierzu rechtliche Klarheit besteht, werden die zahlreichen Schritte, die sich aus einer Veranstaltungsabsage ergeben, eingeleitet.
Overhead von Jenakultur
Der übrige Overheadbereich von JenaKultur (Buchhaltung, Controlling, Stabsstellen, außer Werkleitung und Personalreich) geht mit 50 Prozent in Kurzarbeit. Damit können wichtige Prozesse, auch solche, die sich bereits mit Planungen für „Nach-Corona-Zeiten“ befassen, am Laufen gehalten werden, und übrigens auch solche, bei denen JenaKultur die hoheitlichen Aufgaben eines Kulturamtes wahrnimmt, wie etwa in Bezug auf Kulturförderung und die Unterstützung und Beratung freier Träger, die für diese derzeit quasi existentiell sind.
All diese Maßnahmen werden von der Werkleitung gemäß den aktuellen Festlegungen der Thüringer Verordnung hinsichtlich ihrer Relevanz für JenaKultur überprüft und gegebenenfalls mit Augenmaß und im Sinne der Zukunftssicherung des Eigenbetriebs angepasst.
Es versteht sich von selbst, dass der Status quo alles andere als ein Nonplusultra darstellt. Gleichwohl besteht im Eigenbetrieb viel Optimismus, dass die meisten Angebote über Corona hinaus erhalten werden können.
Und bei Ihnen??