Es gibt Projekte, die wachsen einem mehr ans Herz als andere.
Nicht nur, weil man sie jahrelang betreut, sondern weil sie gleichermaßen erfolgreich und charmant sind. Ein solches Projekt ist die jährliche Verleihung des Walter-Dexel-Stipendiums. Initiiert vom damaligen Kulturdezernenten Dr. Matias Mieth vergeben seit 1997 die Lichtstadt Jena und die Stadtwerke Jena gemeinsam jährlich das Stipendium, das streng genommen gar kein Stipendium ist, sondern eine Würdigung und einmalige Unterstützung in Höhe von 5.000 Euro. JenaKultur betreut diesen wie auch zahlreiche weitere städtische künstlerische Wettbewerbe, im konkreten Fall in bewährter Zusammenarbeit mit dem Geldgeber Stadtwerke.
Jedes Jahr aufs Neue freut man sich über die großartige und lebendige Kulturszene Jenas, staunt über die Vorschläge, die aus der Öffentlichkeit eingereicht werden und dann über die schlussendlichen Entscheidungen der Jury. Schauen Sie auf die Reihe der bislang Geehrten! Bekommt man da nicht ein wenig Gänsehaut beim Lesen?
Herausragende Vertreter*innen aus bildender und darstellender Kunst, Musik, Fotokunst, Literatur und nun auch Film wechseln sich ab und vermitteln ein Gefühl für das unglaubliche, kreative Potential der Lichtstadt.
Der Namensgeber verleiht dem Ganzen eine stadtgeschichtliche Tiefendimension: Walter Dexel (1890 bis 1973) gab seinem langjährigen Wirkungsort Jena wichtige Impulse für die Kunstentwicklung im 20. Jahrhundert. Der Maler, Werbegrafiker, Designer, Verkehrsplaner und Publizist förderte durch Ausstellungen, Ankäufe und Publikationen moderne Künstler und deren Werke und nahm entscheidenden Einfluss auf die Akzeptanz moderner Kunst und die Weiterentwicklung des regionalen Kulturlebens. Er setzte Maßstäbe für den Wettbewerb, denen dieser in unserer Wahrnehmung durchaus standzuhalten vermag.
So verschieden die Genres, die die solcherart Geehrten repräsentieren, so individuell war bislang auch jede Preisverleihung, da diese immer an einem anderen, stimmungsvollen Ort stattfand und zugleich einen Einblick in das jeweilige künstlerische Schaffen gewährte.
Wir wissen unterdessen, dass vieles, was uns wert und teuer, leider gar nicht selbstverständlich ist. Corona hat uns auf eindrückliche Weise die Gefährdungen unserer globalisierten Zivilisation vor Augen geführt. Soloselbständige, zu denen auch viele Künstler*innen gehören, finden sich plötzlich und auf unabsehbare Zeit in existentiellen Nöten wieder, da beispielsweise Orchester und Theater nicht spielen und das gesamte Leben von Abstands- und Infektionsschutzregeln dominiert ist, und die Begegnung, die Kunst und Kultur stiften wollen, geradezu konterkariert.
Gleichzeitig kam sooo viel Power von den Kreativen!!
Ob sie zum Singen auf die Balkone einluden oder auf unterschiedlichste Weise virtuelle Räume bespielten, sie haben uns gezeigt, dass Kunst und Kultur mehr als freiwillige Leistungen, dass sie eine Gelingensbedingung unseres Zusammenlebens sind. Und so wundert es nicht, dass das Stipendium 2020 einen „Coronaspekt“ bekommen soll.
Gesucht werden deshalb vorrangig Formate, die
- kreativ und innovativ mit Corona umgegangen sind,
- anderen dabei eine Plattform geboten haben und
- ein nachhaltiges Potential aus der Krise heraus zeitigen
Vorschläge regionaler Künstler*innen bzw. Kulturschaffender können von Ihnen bis zum 15. September 2020 eingereicht werden. Der Begründungstext sollte mindestens eine Seite umfassen und drei Seiten nicht überschreiten.
Per Post: JenaKultur, Knebelstraße 10, 07743 Jena
Per Fax: +49 3641 49-8005
Per E-Mail: jenakultur@jena.de
Die Jury besteht aus Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche, Generalmusikdirektor der Jenaer Philharmonie Simon Gaudenz, Leiter der Jenaer Kunstsammlung Erik Stephan, Vorsitzender des Kulturausschusses des Jenaer Stadtrates Dr. Jörg Vogel, Werkleiter des Eigenbetriebes JenaKultur Jonas zipf, Ehrenamtsvorsitzenden des Lesezeichen e.V. Dr. Martin Straub sowie Leiter Unternehmenskommunikation der Stadtwerke Jena Stefan Dreising.
Berichten Sie gern von Ihren Corona-Erfahrungen! Konnten Ihnen Kunst und Kultur etwas Zuversicht vermitteln? Auf welche Weise? Kennen Sie Künstler*innen oder Kulturschaffende, die eine besondere Würdigung verdient haben?
Wir freuen uns über Ihre Vorschläge und wünschen uns allen: Andrà tutto bene!