I.V Sozial engagierter Stadtbürger
Menschen, die einen juristischen Rat benötigen, bekommen ihn. Studenten, die Mühe haben, ihre Studiengebühren zu bezahlen, finden in ihm einen verständnisvollen Unterstützer. Rosenthal ist stets bemüht, finanzielle und soziale Nöte in seinem Umfeld zu lindern. Dies spiegelt sich auch in Ämtern wieder, die er als angesehener Professor und Bürger der Stadt Jena ausübt. So engagiert er sich im städtischen Hilfsverein und in der Ortskohlenstelle. Im Jahr 1897 gehört er zu den Gründungsmitgliedern der Jenaer Baugenossenschaft und ein Jahrzehnt später setzt er sich für den Bau des Volksbades ein. Während des Ersten Weltkrieges übernimmt er den Vorsitz der städtischen Preisprüfungsstelle. Mit Blick auf die bemerkenswerte Hilfsbereitschaft ihres Mannes lässt Clara Rosenthal nach seinem Tod unter einem Porträtrelief im Garten der Villa den Spruch anbringen: Gütig dem Einzelnen helfend, schlug für Alle sein Herz.
Aus einem Brief des Oberbürgermeisters zur Begründung der Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Eduard Rosenthal Als Text lesen
Aus einem Brief des Oberbürgermeisters zur Begründung der Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Eduard Rosenthal
Herr Geheimer Justizrat Prof. Dr. Rosenthal hat nicht bloß durch seine in Jena fast sprichwörtlich gewordene grosse und dabei stille und anspruchslose Wohltätigkeit sehr segensreich gewirkt, sondern er hat auch sein juristisches Wissen, sein Verwaltungstalent und seine Gabe zu gütlicher Vermittlung und Schlichtung von Streitigkeiten in Kriegs- und Friedenszeiten in den Dienst des Gemeinwohls gestellt. […] Während der Kriegszeit und auch heute noch hat er durch die Leitung der Preisprüfungsstelle und durch Mitarbeit im städtischen Hilfsverein und in der Ortskohlenstelle sich erfolgreich betätigt und nie ein Opfer gescheut, wenn es galt, der Stadt Jena und ihrer Bürgerschaft nützlich zu sein. Schließlich darf nicht unerwähnt bleiben, dass Geheimrat Rosenthal als Staatsrechtler und Parlamentarier eine hervorragende Rolle bei dem Zusammenschluss von Thüringen zu einem Gesamtstaat gespielt hat und dass, wenn dieser Staat demnächst in […] Erscheinung tritt und eine Verfassung erhält, dies nicht zum wenigsten ein Verdienst des Prof. Dr. Rosenthal ist.
Dankschreiben Rosenthals an die Gemeindebehörden der Stadt Jena anlässlich der Verleihung der Ehrenbürgerschaft am 1. Mai 1920 Als Text lesen
Dankschreiben Rosenthals an die Gemeindebehörden der Stadt Jena anlässlich der Verleihung der Ehrenbürgerschaft am 1. Mai 1920
Von Herzen danke ich den Gemeindebehörden für die Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Stadt Jena. Die Bedeutung dieser hohen Auszeichnung vermag ich wohl zu würdigen, denn mein Ziel meiner wissenschaftlichen Arbeit war der Erforschung der Geschichte der deutschen Stadtverfassung gewidmet. Sie hat mich gelehrt, was die Kultur unseres Vaterlands der deutschen Stadt zu danken hat, in der wir das Vorbild des werdenden deutschen Staates erkennen. Wenn Sie meines Wirkens für die Interessen unseres Jena freundlich gedenken, so darf ich mit Genugtuung feststellen, dass meine Tätigkeit sich der verständnisvollen Zuwendung der Sorgen unserer Gemeinde erfreute. Die Tatsache, dass Sie einem alten Lehrer unserer Hochschule diese Ehrung zuteilwerden ließen, begrüße ich in der mich beglückenden Hoffnung, dass Stadt und Universität, deren Wohl und Wehe auf’s engste verknüpft sind, in eine Periode herzlichen Einvernehmens eintreten. An diesem Geburtstag des Landes Thüringen spreche ich den Gemeindebehörden den aufrichtigen Wunsch aus, unser altes Jena möge in dem neuen Staat einer Epoche blühenden Aufstiegs entgegen gehen.
Mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung ganz ergebenst Professor Eduard Rosenthal
Tagebuchauszug Alexander Cartellieri vom 16.01.1916 Als Text lesen
Tagebuchauszug Alexander Cartellieri vom 16.01.1916
Eintrag vom 16. Januar 1916
Der wissenschaftliche Geist hat hier unter dem Kriege schwer gelitten. Schon vorher fand ich, dass zu viel von allgemeinen und akademischen Dingen die Rede war, zu wenig von der wahren Forschungsarbeit. Zum Teil liegt das an der ungenügenden Zahl der Ordinarien. Denn die Fachvertreter, die es nicht sind, denken nur daran, fortzukommen und halten sich von den anderen eher fern. […] Auch haben wir gerade viele ganz schreibunlustige Kollegen, die sonst einen gewissen Einfluss haben: Rosenthal, der sich ganz den sozialen Dingen widmet, voller Menschenfreundlichkeit, Zeit und Kraft opfert, Pierstorff, der vor leidenschaftlicher Unruhe kein Ergebnis erzielen kann.
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Gründung der Baugenossenschaft
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