Mitten in der corona-Pandemie unterschrieb der 26-jährige Hitesh Jayaprakash seinen Arbeitsvertrag bei mi2-factory in Jena – einem 2016 gegründeten Start-up im Halbleiterbereich. Bereits drei Jahre zuvor hatte es den in Indien geborenen Studenten in die Saalestadt verschlagen. Nach seinem Bachelorstudium „Electronics and Communication Engineering“ in Bangalore entschied er sich, in Jena sein Masterstudium Scientific Instrumentation an der Ernst Abbe Hochschule zu absolvieren. Was hat damals seine Entscheidung beeinflusst? Was lief gut, was nicht? Im Interview erzählt Hitesh Jayaprakash, welche Dinge für ihn in dieser Zeit hilfreich waren und gibt Ratschläge für ausländische Bewerber:innen.
Ursprünglich kommst du aus Indien und hast hier deinen Master in „Scientific Instrumentation“ gemacht. Wenn du zurückblickst: Wie bist du auf das Studienprogramm aufmerksam geworden und was hat dir geholfen, dich in Deutschland und speziell in Jena heimisch zu fühlen?
Hitesh Jayaprakash:
Ich habe den Studiengang auf www.DAAD.de (Deutscher Akademischer Austauschdienst) gefunden, einer Website, die Informationen zum Studieren und Forschen in Deutschland gibt. Es ist mein Traumstudiengang, ich wollte schon immer etwas mit Mechanik und Elektronik machen. Er gab mir alle Möglichkeiten, mein Wissen zu erweitern. Ich habe Jena gewählt, weil es weniger bevölkert ist als andere Gegenden in Deutschland. Ich mag die Nähe zur Natur. Ich konnte schon ein bisschen Deutsch sprechen, als ich kam. Die Leute haben mir immer geholfen.
Hast du einen konkreten Kontakt für Fragen rund um Studium, Arbeit, Bewerbung oder Aufenthaltsstatus? Wo hast du sonst noch Informationen erhalten?
Hitesh Jayaprakash:
Um herauszufinden, wo ich studieren und mich bewerben kann, habe ich die Informationen auf DAAD.de genutzt. Über www.uni-assist.de erhielt ich Unterstützung für meinen Bewerbungsprozess. Mein Plan war es, meinen Master abzuschließen und mich dann für eine Promotion zu bewerben. Der Karriereservice hier an der EAH (Ernst-Abbe-Hochschule) hat mich angeleitet, wie ich meinen Lebenslauf vorbereite, was er enthalten sollte und was nicht. Man kann immer zum International Office gehen und dort um Hilfe bitten.
„Versteht euch mit eurem Professor und euren Mitbewohnern.“
Das Studium im Ausland ist eine Herausforderung. Wie hast du dich organisiert? Könntest du anderen Studierenden hier in Jena Tipps oder Empfehlungen geben?
Hitesh Jayaprakash:
Versteht euch mit eurem Professor und euren Mitbewohnern. Knüpft Kontakte zu Menschen, die hier leben, denn die wissen, was in der Umgebung passiert und können von Jobmöglichkeiten erzählen. Ich habe auch LinkedIn und Xing genutzt. Dafür habe ich mein bestehendes Profil für meine Jobsuche aktualisiert. Ein Klassenkamerad erzählte mir von der offenen Stelle. Und mit der Hilfe meines Professors habe ich dann gesucht. Ich muss auch mehr Deutsch für die Arbeit lernen. Nur bestimmte Themen kann ich auf Englisch besprechen. Mein Team motiviert mich, Deutsch zu sprechen, und ich nutze im Moment Online-Kurse.
Vor kurzem hast du den Übergang von der Universität ins Berufsleben erfolgreich geschafft. Herzlichen Glückwunsch! War das von Anfang an dein Plan, hier in Jena zu bleiben? Welcher Aspekt war für dich besonders überzeugend?
Hitesh Jayaprakash:
Mir gefällt der Lebensstandard hier. Und es gibt viele Karrieremöglichkeiten. Meine Arbeit, die ich im Januar begonnen habe, macht mir Spaß. Und ich werde mich an der Technischen Universität Ilmenau für meine Doktorarbeit einschreiben. Ich kann jedes Wochenende wandern gehen, aber ich vermisse meine Familie und besuche sie normalerweise alle sechs Monate.
„Arbeitgeber können dabei helfen, die Rolle für alle zu definieren.“
Im Herbst 2020 wurdest du beim JENOPTIK Team Challenge mit dem OptoNet-Preis für deine Teamfähigkeit ausgezeichnet. Welche Fähigkeiten braucht ein gutes Teammitglied und wie können Arbeitgebende das unterstützen? Hat dir die Veranstaltung bei der Jobsuche geholfen?
Hitesh Jayaprakash:
Meiner Meinung nach muss man genau wissen, welche Rolle man im Team einnimmt, man muss proaktiv sein und den Rest des Teams motivieren. Arbeitgeber können dabei helfen, die Rollen für alle zu definieren. Sie können Menschen aktiv einbeziehen, niemanden ausschließen, egal welche Fähigkeiten jemand hat. Sie können positive Aufmerksamkeit und Motivation geben, eine „Can-do“-Einstellung haben sowie vom Potenzial ihrer Mitarbeitenden und des Teams überzeugt sein. Die Veranstaltung war hilfreich. Ich habe Leute getroffen, die ich bereits kannte, und habe neue Verbindungen geknüpft. Es war ein weiterer Schritt, um meinen Job zu bekommen.
Ebenfalls im Jahr 2020 wurde das Welcome Center Jena eröffnet. Das Team vermittelt Fachkräften Informationen über das Arbeiten in Jena. Welche Themen und Fragen sind für dich als Berufseinsteiger wichtig?
Hitesh Jayaprakash:
Wichtige Fragen für mich sind die Regelungen, wie ich länger bleiben kann und eine Aufenthaltsgenehmigung bekomme.
Für andere, die gerade ihr Studium beendet haben, stellt sich vielleicht die Frage, welchen Job sie mit ihren Qualifikationen ausüben können, was die Anforderungen einer Stelle sind oder wie man eine Selbsteinschätzung vornimmt.
Vielen Dank für das interessante Gespräch und viel Erfolg bei deiner Arbeit!