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Mitarbeiter:innen von JenaKultur vorgestellt | Heute Katharina Hoffmann und Martin Schwengner – JenaKultur-<strong>blog</strong>
Allgemein JenaKultur (übergreifend) Musik- und Kunstschule Jena

Mitarbeiter:innen von JenaKultur vorgestellt | Heute Katharina Hoffmann und Martin Schwengner

E-Gitarren und E-Bass

Hallo, Herr Schwengner und Frau Hoffmann. Immer mal wieder stellen wir in unserem blog Kolleg:innen aus dem gesamten Eigenbetrieb JenaKultur vor. Sie sind ja unser wichtigstes Kapital, und vielen da draußen ist gar nicht klar, wieviele unterschiedliche Professionen bei uns versammelt sind: Technikerinnen und Techniker, Bibliothekarinnen und Bibliothekare, Vertrieblerinnen und Vertriebler, Künstlerinnen und Künstler und eben auch Pädagoginnen und Pädagogen.

Auch in der Belegschaft, haben wir gelernt, kann es nichts schaden, ab und zu mal den Blick über den Tellerrand zu wagen und zu schauen, was machen eigentlich die anderen, in den anderen Einrichtungen und Bereichen.

Nun gibt es jetzt einen schönen Anlass, Sie beide einmal vorzustellen. Trotz Pandemie konnten Ihre Arbeitsverhältnisse an der Musik- und Kunstschule Jena (MKS) nämlich endlich entfristet werden. Gratulation dazu! Sagen Sie vielleicht zuerst, ob Ihnen das und wenn ja was Ihnen dies bedeutet?

Katharina Hoffmann: Selbstverständlich freue mich sehr über die Entfristung meiner Stelle. Es bedeutet für mich eine gewisse Planungssicherheit und natürlich die Wertschätzung meiner bisherigen Leistung.

Martin Schwengner: Zuerst möchte ich mich ganz herzlich für das entgegengebrachte Vertrauen und die Unterstützung aller bedanken, die es ermöglicht haben, dass diese jahrelang auf Eis liegende Stelle wieder besetzt werden konnte. Die Entfristung bedeutet mir selbstverständlich sehr viel. Von der Pandemie ganz abgesehen sind für Künstler:innen und Pädagog:innen solche Stellen leider schwer zu finden. Ich unterrichte seit ca. 10 Jahren an der MKS und sehe meine Festanstellung, die im März 2020 begann, als Ergebnis meines kontinuierlichen Mitwirkens an vielen Projekten und Ideen dieser tollen Musikschule. Ich fühle mich mit der MKS nun noch ein Stück enger verbunden und sehe für die Zukunft viele Möglichkeiten, weiter tatkräftig mitzugestalten und inspirieren zu können.
Privat bringt gerade in der aktuellen Situation ein sicherer Job natürlich auch ein Gefühl der Sicherheit. Auch ich war letztes Jahr stark betroffen durch fehlende Aufträge für Konzerte und Musik- und Theaterproduktionen. 

Martin Schwengner im Online-Unterricht | ©MKS Jena

Liebe Frau Hoffmann, Sie haben sich – sorry – aus der Sicht eines Laien einem doch recht exotischen Instrument verschrieben, ein Studium für HORN – kombiniert mit Musikpädagogik – absolviert. Sagen Sie ein paar Worte, wie Sie darauf gekommen sind und wie man dafür Schülerinnen und Schüler begeistert?

Katharina Hoffmann: Da ich aus einer musikalischen Großfamilie stamme, bei der sowohl mein Vater als auch zwei meiner Brüder professionelle Blechbläser sind, stand für mich die Instrumentenauswahl nie in Frage. Ich habe als 6-Jährige auf dem Klavier meine Musiklaufbahn begonnen, aber mich schnell für das Horn entschieden. Es hat für mich von allen Blasinstrumenten einfach den schönsten Klang. Es wurde nicht ohne Grund von Schumann als die „Seele des Orchesters“ bezeichnet. Blechblasinstrumente sind der menschlichen Stimme sehr verwand, da es ein Teil unseres Körpers ist, der die Töne produziert – sozusagen ein „Singen“ auf dem Instrument. Wie das funktioniert und wie schön das klingt, kann man gern in meinem kleinen Anschauungsvideo erfahren, welches ich für die Webseite der MKS produziert habe. Dass ich meinen künstlerischen Beruf dann später auch noch mit Pädagogik ergänzt habe, liegt an der großen Freude, die ich bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen empfinde. Ein Instrument zu erlernen, ist für mich niemals bloße Freizeitbeschäftigung, sondern Charakterbildung, die einen durchs ganze Leben begleitet. Das Dranbleiben an einer Sache, Erfolge nicht sofort auf Knopfdruck zu produzieren, sondern sich zu erkämpfen, um sie dann aber umso wertvoller zu erleben, macht glücklich und stolz. Eigene Kreativität aus jedem heraus zu locken und zu fördern, ist mir eine Lebensaufgabe geworden.

Katharina Hoffmann stellt in ihrem Video ihr Instrument, das Waldhorn vor.

Lieber Herr Schwengner, bei Ihrer Ausrichtung E-Gitarre, Gitarre und E-Bass rennen Ihnen die Schüler und Schülerinnen doch sicher die Türen ein. Jeder Teenie will einmal in einer Band mitspielen. Wie schafft man es, den jungen Leuten klar zu machen, dass zum Erlernen eines Instruments viel Geduld und Ausdauer nötig sind? Kommen eher Schülerinnen und Schüler von anderen Instrumenten dann schlussendlich zu Ihnen oder fangen manche gleich damit Popmusik an? Wann stellen sich denn erste Erfolge ein?

Martin Schwengner: Die Frage der Motivation ist natürlich eine der wichtigsten, und ich bilde mir ein, dass in immer schnelleren Zeiten bei manchen Kindern die Geduld etwas nachlässt. Andererseits sind Kinder aber im Gegensatz zu Erwachsenen noch nicht so stark dem eigenen Erwartungsdruck ausgesetzt und geben sich selbst mehr Zeit. Ich glaube, mit konkreten Aufgabenstellungen und vor allem Vertrauen, Inspiration und Freude kann man es schaffen, Schüler:innen so zu begeistern, dass sie beginnen, ihr Instrument und die Musik zu lieben. Im besten Fall kommt dann der Fleiß von allein.
Die Gitarre ist ein Instrument, das so oder in ähnlicher Form in allen Kulturkreisen und in fast allen Musikrichtungen existiert. Das macht es vielleicht etwas einfacher, dafür zu begeistern und Nachwuchs zu gewinnen. Genauso vielfältig sind die Biografien der Schüler:innen. Vom Grundschulkind, das von Null beginnt, über fortgeschrittene klassische Gitarristen, die zu E-Gitarre wechseln wollen, bis zum Erwachsenen und sogar Rentner sind alle vertreten. Es gibt auch immer wieder überraschenderweise ganz junge Kids, die noch keine Vorkenntnisse haben, aber schon ganz genau wissen, was sie wollen. Hier spielen die musikalische Prägung und die Hörgewohnheiten in der Familie eine enorme Rolle.
Die Frage, wann sich ein „Erfolg“ zeigt, ist für mich aus der Lehrerperspektive einfach zu beantworten: Sobald ein Schüler oder eine Schülerin Emotionen zeigt, sobald ein Kind lacht, sobald Spaß beim Musizieren entsteht. Das ist der entscheidende Faktor, ohne den kein Lernfortschritt entstehen kann. Ich versuche, den Unterricht immer individuell auf die Schüler:innen abzustimmen und zu ermutigen, musikalische Entdeckungen zu machen. Es zeigt sich dann, wer in die professionelle Richtung gehen könnte. „Erfolg“ ist aber nicht erst, wenn Leute Konzerte spielen oder Preise gewinnen. Wir dürfen nicht vergessen, wie wertvoll Musik im Allgemeinen, im Häuslichen, in der Familie ist und wie sie das Leben bereichert. Podiumsplätze bei Wettbewerben sind natürlich großartige Erfolge, auch eine bestandene Aufnahmeprüfung für ein Musikstudium macht einen Lehrer glücklich. Viele Kinder und Eltern sehen es aber nicht als Competition, sondern als kulturelle Bildung oder ein Hobby. 

Sie beide sind Fachgruppenleiter:innen. Erläutern Sie doch bitte mal kurz, was das genau heißt?

Katharina Hoffmann: Fachgruppenleiterin heißt, ich bin Koordinatorin, Ansprechpartnerin, Verantwortliche für den Fachbereich der Bläser:innen an der MKS. Dieser umfasst immerhin knapp 330 Schüler:innen. Blasinstrumente sind vielseitig und in allen Stilrichtungen vertreten. Vom Barock über Klassik bis hin zum Jazz, Rock, Pop sind die Bläser:innen überall dabei und spielen eine sehr wichtige Rolle. Ob Sinfonie,- oder Blasorchester, Bigband, Brassband, gemischte oder heterogene Kammermusikensembles – für jeden Geschmack ist etwas dabei, jeder kann anfangen und mitmachen. Da es so großen Spaß macht, gemeinsam zu musizieren, haben wir seit dem letzten Schuljahr auch mit dem Aufbau von Bläserklassen angefangen. Das bedeutet, man beginnt als Klasse zusammen ein Blasinstrument zu lernen. Es ersetzt den normalen Musikunterricht und ist für die Dauer der 5. und 6. Klasse gedacht. Vorteil: die Kinder lernen die Musik in der Praxis und nicht nur die Theorie. Es macht Spaß und stärkt das Gemeinschaftsgefühl.

Martin Schwengner: Eine Fachgruppe (in meinem Fall Jazz/Rock/Pop) zu leiten heißt, diesen Bereich zu repräsentieren, zu fördern und Entscheidungen darüber in Abstimmung mit der Schulleitung zu treffen. Ich bin sozusagen in einer Zwischenposition, in der ich Stärken, Probleme und Strukturen meiner Fachgruppe versuche zu erkennen und Verbesserungen, Lösungen zu ermöglichen. Meine Aufgaben sind u. a., Entscheidungen mitzutragen, die sozialen Beziehungen zu verbessern, für Probleme und Fragen der Lehrkräfte da zu sein, Impulse und Ideen für Kooperationen, Konzerte oder Events anzustoßen, Unterrichtsplanungen vorzunehmen, Mitarbeitergespräche zu führen und durch Zuarbeit die Schulleitung zu unterstützen.

Zu guter Letzt: wie hat sich Ihre Tätigkeit in der Pandemie verändert? Wie halten Sie Ihre Mitstreiter:innen, Schüler:innen, Kolleg:innen bei der Stange?

Katharina Hoffmann: Durch Corona haben wir Lehrer:innen mehr zu tun als je zuvor. Die Digitalisierung passierte ja quasi über Nacht. Das bedeutet für uns alle eine immense Herausforderung und eröffnet gleichzeitig völlig neue Handlungsmöglichkeiten. Damit wir neues Wissen konkret im Instrumentalunterricht einsetzen können, ist eine enorme Weiterentwicklung unserer technischen und digitalen Fähigkeiten gefragt. Das geht von der Anwendung und Bereitstellung diverser Online-Plattformen, über geeignete Soft- und Hardware, Notenschreibprogramme oder hunderte Apps, die den Unterricht bereichern oder ergänzen, bis hin zu eigenen Audio- und Videoproduktion. Ein schier unendliches Feld, auf dem die allermeisten von uns bisher noch nicht unterwegs waren – das lernt man ja nicht zwangsläufig in einem Musikstudium. Solch technisches Wissen und Verständnis wird jetzt vorausgesetzt oder ist schlicht notwendig. Um den so wichtigen Kontakt zu unseren Schüler:innen aufrecht zu erhalten und unseren Bildungsauftrag weiter zu erfüllen, haben wir in den letzten Wochen und Monaten eine enorme Flexibilität und Arbeitsbereitschaft gezeigt. Auch die Eltern haben hier große Herausforderungen gemeistert und sich in Rekordzeit auf so viel Neues eingelassen. Als Mutter von drei Kindern, die ich jetzt seit vielen Wochen zusätzlich im Homeschooling betreue, weiß ich sehr gut, was gerade alles gleichzeitig zu bewältigen ist. Alle immer mit Energie, guter Laune und einer Abwechslung zum tristen Alltag zu versorgen, ist eine echte Herausforderung. Aber der Wille, aus jeder noch so schwierigen Situation das Beste herauszuholen, ist stark. Wir haben da in der MKS ein tolles Kollegium. Uns verbindet ein gutes Vertrauensverhältnis und ein intensiver gemeinsamer Austausch, um die neuen Arbeitsfelder und Arbeitsweisen zu bewältigen und immer wieder kreative Ideen und Lösungen zu finden.

Martin Schwengner: Wir haben gleich am Anfang der Pandemie eine Digitalisierungs-AG gegründet, in der wir Erfahrungen im Online-Unterricht austauschen, technische Hilfe bieten, Unterrichtsmaterial und Musik-Apps ausprobieren. Auch hilft diese Gruppe ein bisschen über den fehlenden persönlichen Kontakt zwischen den Kolleg:innen hinweg. Ich habe auch einige Hausbesuche gemacht, um Kolleg:innen technisch zu helfen und mache das nach wie vor. Für unsere Schüler:innen mussten wir uns auf Online-Unterricht umstellen, was eine völlig neue Erfahrung und große Herausforderung war, natürlich für beide Seiten. Für den Online-Unterricht war es notwendig, die Lerninhalte umzustellen und viel Abwechslung zu schaffen. Ich denke, wir können alle sehr stolz darauf sein, was wir in dieser Zeit gelernt und ermöglicht haben. Schulintern gab es zwischenzeitlich, als dies möglich war, Weiterbildungen für Tonaufnahmen etc., die ebenfalls sehr fruchtbar waren. Im Nachhinein betrachtet haben wir sehr schnell und gut reagiert und das Beste aus der Situation gemacht und tun dies nach wie vor, sehnen uns aber alle die Zeit des Zusammen-Musizierens und Konzertierens herbei. 

Was wird das erste Projekt nach Corona sein?

Katharina Hoffmann: „Nach Corona“-das klingt für mich ehrlich gesagt gerade wie ein unwirklicher Traum. Eins ist sicher: ich freue mich auf die ersten gemeinsamen Proben in Präsenz mit unseren großen Ensembles. Die Chor-, Orchester und Ensemblearbeit ist arg unter Beschuss geraten in dieser Zeit. Das kann leider ein noch so guter Online-Unterricht nicht ersetzen: das Gefühl der Gemeinschaft. Deshalb wird wohl die erste Aktion ein gemeinsames Großprojekt werden, wie die momentan laufende Videoproduktion unseres Schostakowitsch Walzers, an dem alle Fachbereiche der MKS beteiligt sind. Diesen werden wir dann endlich wieder live und in Farbe einem begeisterten Publikum präsentieren.

Martin Schwengner: Das wird sicher ein fulminantes Konzert in der Innenstadt von Jena und sicher auch in der Musikschule sein. Endlich wieder Live-Musik, das wäre toll!

Welche Wünsche haben Sie an die Zukunft, für sich, für die Musik- und Kunstschule Jena, für JenaKultur?

Katharina Hoffmann: Ich wünsche mir, dass wir die guten Erkenntnisse dieser Pandemiezeit mitnehmen in eine neue Ära. Dass wir den großen Wert von Gemeinschaft, Demokratie, Freiheit und auch den Wert des Lebens wieder neu zu schätzen wissen. Ich wünsche mir, dass es weniger anstrengend für die:den Einzelne:n wird, weil Lasten intelligent verteilt und Herausforderungen gemeinsam gemeistert werden, und dass in unserem Land endlich Bildung und Kultur den Stellenwert bekommen, den sie verdienen. Eine Investition in diese Bereiche wird unsere Gesellschaft stark, lebenswert und widerstandfähig und damit zukunftstauglich machen!

Martin Schwengner: Ich wünsche mir, dass wir uns die Flexibilität und unsere Anpassungsfähigkeit, zu der uns die Pandemie gezwungen hat, bewahren können und mit hinaus in die Zeit nach Corona nehmen. Wir sind dem ständigen Wandel unterworfen, haben aber jederzeit die Chance, diesen mitzugestalten. Das sollten wir tun. Persönlich würde ich gern die Musikschule mit dem Bereich „Elektronische Musik / Musikproduktion“ für die Menschen attraktiver machen. 

Wir wünschen Ihnen alles Gute und sind sicher, wir werden noch ganz viel Schönes von Ihnen hören!!!!

Haben Sie, liebe Leser:innen, noch Fragen an unsere Musikpädagog:innen?

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