Dr. Ulf Häder, Direktor der Städtischen Museen Jena, gibt Einblicke zum Vorhaben, eine neue Konzeption auf den Weg zu bringen.
Einmaliges Thema und authentischer Ort
Es hat deutschlandweit ein Alleinstellungsmerkmal, das Jenaer Romantikerhaus, eines der drei Städtischen Museen Jenas. Handelt es sich doch um das einzige Museum, das dem romantischen Aufbruch, der in Jena beheimateten Frühromantik, gewidmet ist. Und es befindet sich in einem denkmalgeschützten Gebäude, in welchem der Philosoph Johann Gottlieb Fichte lebte und lehrte. Fichte gehörte zu den zentralen Persönlichkeiten der geistigen Kultur Jenas um 1800, und ohne ihn hätte die romantische Bewegung wohl kaum von Jena ihren Ausgang genommen.
Das Museum und die Aufgabe
1981 zum Museum ausgebaut, beherbergte das Gebäude zunächst im Erdgeschoss die literaturgeschichtliche Ausstellung. Oben war – gemessen an den heutigen Bedingungen – die Kunstsammlung Jena noch auf vergleichsweise kleinem Raum untergebracht. Als die Kunstsammlung dann Ende der neunziger Jahre auszog, wurde die Ausstellung in der heutigen Form entwickelt und das gesamte Haus dem Ereignis Frühromantik gewidmet. Dabei ist der größte Teil des Obergeschosses seitdem für Sonderausstellungen reserviert.
Die Dauerausstellung, der von Experten immer wieder eine ausgezeichnete Fundierung bescheinigt wird, steht nun kaum verändert etwa 20 Jahre. Vom International Council of Museums (ICOM) wird die inhaltliche Überarbeitung und vor allem auch die ästhetische Erneuerung von Dauerausstellungen schon nach Ablauf von 10 Jahren empfohlen.
Die besondere Herausforderung: Partielle Barrierefreiheit
Es gibt aber auch aus anderen Gründen Handlungsbedarf: Mit der veränderten Altersstruktur unserer Gesellschaft hat sich auch das Besucherprofil geändert. Neben Schulklassen, Touristen und den alle Altersschichten umfassenden Besuchern der Sonderausstellungen gibt es einen hohen Anteil älterer Menschen, die an den Veranstaltungs- und Ausstellungsangeboten teilhaben wollen. Gehbehinderte Menschen mit Rollstuhl oder Rollator gehören bisher kaum zu den Besuchern, da schon die Zuwegung kaum überwindbare Barrieren aufweist.
Sowohl der Bühnenraum für Vorträge und andere veranstaltungen als auch die Räume der Sonderausstellungen befinden sich in den beiden oberen Etagen. Es häufen sich die Fälle, in denen Gäste des Hauses, das weder über einen Fahrstuhl, noch nicht mal über ein Geländer an der Eingangstreppe verfügt, nur unter Schwierigkeiten und mit Hilfe anderer Personen die Angebote des Museums wahrnehmen können.
Das Vorhaben
In diesem Jahr wird der Auftrag vergeben, für das Haus und die Nutzung der Etagen eine neue Konzeption zu entwickeln. Mit der Umsetzung in den Haushaltsjahren 2021 bis 2024 soll einerseits die Ausstellung bei Erhaltung des Informationsgehaltes und Herausarbeitung der besonderen Bedeutung Jenas für die romantische Bewegung neu gestaltet werden. Andererseits ist die Nutzung der Etagen neu zu ordnen, so dass zumindest eine partielle Barrierefreiheit erreicht werden kann. Der Auftrag schließt die Einbeziehung von interaktiven und partizipativen Modulen im neuen Ausstellungskonzept und die Verdeutlichung des Weiterlebens des romantischen Denkens mit ein.
Die Beteiligung
Das Romantikerhaus – Jenas Museum mit dem besonderen Alleinstellungsmerkmal – soll damit für die Zukunft vorbereitet und als Fixpunkt im Kulturleben der Stadt besser wahrnehmbar gemacht werden. Jena hat eine herausragende geistesgeschichtliche Tradition, deren touristisches Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft erscheint.
Doch wie sollte ein „neues Romantikerhaus“ gestaltet werden?
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