75 Jahre Musik- und Kunstschule Jena: sie alle gratulieren
Stolze 75 Jahre jung wird in diesem Jahr die Musik- und Kunstschule Jena (MKS). So vielen Generationen hat sie mit ihrer musischen Ausbildung über Jahrzehnte hinweg ganz neue Horizonte und Perspektiven eröffnet. Kein Wunder, dass die Gratulantenschar riesig ist. Wir haben so viele warmherzige, dankbare, profunde Wortmeldungen bekommen, dass wir uns entschlossen haben, sie alle ungekürzt zu veröffentlichen. Am 18. August machte Friedrun Vollmer, langjährige Direktorin, den Auftakt, die nun ab Oktober Werkleiterin von JenaKultur für Kulturelle Bildung und Kulturentwicklung wird.
Heute kommen weitere Wegbegleiter:innen, Politiker:innen, Ehemalige… zu Wort. Lesen Sie selbst!
Und damit Sie, liebe Leser:innen, sich besser orientieren können, haben wir die Beiträge kategorisiert und verlinkt!
EINSTIGE LEITERIN der MKS:
Vater eines Musikschulkindes und WEGBEGLEITER:
POLITIK:
EHEMALIGE:
Einstige Leiterin der MKS
Dorothea Gommel, Leiterin der Volkskunstschule Jena, später „Musik- und Kunstschule Jena“, von 1989 bis 2005:
Sie haben die MKS in einem Zeitraum geleitet, in dem zwei tiefe – natürlich ganz unterschiedlich motivierte – Zäsuren stattgefunden haben:die politische Wende von 1989/90 und die Einbindung der Einrichtung in den Eigenbetrieb JenaKultur 2005!
- Welche Charakterstärken der Einrichtung, also welche Kontinuitäten haben dafür gesorgt, dass die MKS zu jeder Zeit so strahlend dastand und immer noch dasteht?
- Im Umkehrschluss: Was hat sich markant nach 1989/90 und auch nach 2005 für die MKS geändert?
Bis zur Wende war die Schule besonders der staatlich auferlegten Nachwuchsförderung für die zahlreichen Orchester und Theater der DDR verpflichtet. Die neuen Möglichkeiten anderer Unterrichtsformen und -zeiten für nunmehr alle Altersgruppen und ohne Leistungszwang führten innerhalb eines Jahres zu einem Wachsen der Schülerzahl von ca. 1.200 auf über 2.000.
Zeitgleich entstanden dramatische Finanzierungszwänge, die die Existenz der Einrichtung gefährdeten. Die Mitgliedschaft der Stadt Jena, als Träger der MKS, im Verband Deutscher Musikschulen e. V. sicherte jedoch u. a. die zweckgebundene Unterstützung des Landes. Auch die erhöhten Eigeneinnahmen entlasteten den finanziellen Anteil der Stadt.
Einige Festanstellungen in der Lehrerschaft wurden durch Honorarlehrer ersetzt. Somit entstanden viel Unruhe und Verunsicherung, aber schlussendlich auch ein beispielloser Teamgeist und ein enormer Innovationsschub. Das Kollegium zog in beeindruckender Weise mit. So konnten das Niveau wie auch die Breite und Vielfalt der Ausbildung gehalten werden. Die vielen Spielgruppen und Orchester, die spartenübergreifenden Darbietungen und Ausstellungen, und – nicht zuletzt – all die Preise, die die Musik- und Kunstschule jährlich erringt, sind beredtes Zeugnis dessen.
Der von Stadt und Land getragene Umbau der Jenaplanschule für die zweckmäßige Nutzung der Musik-und Kunstschule Jena war eine herausragende Leistung! Der umzug 2004 in das neue Schulgebäude fördert seitdem das Zusammenwirken aller Fachbereiche erheblich.
Die Eingliederung in den 2004/05 gegründeten Eigenbetrieb JenaKultur bedeutete für die städtische Kultur mehr Selbständigkeit und Eigenverantwortung. Die MKS befindet sich seither in dieser kulturellen ‚Großfamilie‘, genießt deren Schutz und Möglichkeiten, kann sich vermehrt auf Inhaltliches konzentrieren und wird bei Verwaltungsdingen entlastet.
Rückblickend bin ich dankbar, dass ich in markanten Zeiten mit der Unterstützung so Vieler dazu beitragen konnte, dass die Musik- und Kunstschule bewahrt wurde und aus dem städtischen Kulturleben nicht mehr wegzudenken ist.
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Vater bzw. Wegbegleiter
Mario Voigt, Fraktionsvorsitzender im Landtag und Spitzenkandidat der CDU in Thüringen und Vater zweier Musikschulkinder:
- Was schätzen Sie als Vater eines Musikschulkindes an der Einrichtung?
- Weshalb wirken Sie maßgeblich an der Erarbeitung und Umsetzung des Gesetzes zur Anerkennung und Förderung der Musik- und Jugendkunstschulen mit? Was versprechen Sie sich davon besonders?
- Was wünschen Sie der MKS zu ihrem Jubiläum?
Erfurt, im April 2023
Grußwort zum 75. Geburtstag der Musik- und Kunstschule Jena
Sehr geehrte Damen und Herren,
schon Ludwig van Beethoven sagte: „Musik kann die Welt verändern“. Ich kann dem vollumfänglich zustimmen, denn wo in anderen Lebensbereichen Grenzen zu erkennen sind, vermag die Musik diese zu umgehen. Das Erlernen eines Instruments gehört zu den intensivsten, herausforderndsten und gleichzeitig befriedigendsten Lernerfahrungen, denen wir uns als Menschen stellen können. Die Musik- und Kunstschule Jena feiert ihr 75-jähriges Bestehen. Für Ihre Dienste für das Allgemeinwohl, die Förderung und Forderung durch Musik, handwerkliches Geschick und neue Perspektiven zu erkennen, kann ich nur meinen Hut ziehen und ein #herzlichesDankeschön aussprechen.
Das habe ich auch als Vater festgestellt, als meine beiden Kinder damit begannen, Tuba und Klavier zu spielen. Da war aller Anfang schwer, aber als sie fleißig Noten gelernt und immer mehr geübt haben, sah ich es auf einmal: das Leuchten in ihren Augen. Das zeigte mir sehr deutlich: Es gibt unseren Kindern so viel Freude und Selbstbewusstsein, ein Instrument oder ein Kunsthandwerk zu beherrschen.
Ich bin stolz darauf, dass meine Kinder an der Musik- und Kunstschule Jena ihre musikalische Ausbildung erhalten. Deswegen ist es mir eine besondere Freude, Ihnen zum 75. Geburtstag zu gratulieren. Die MKS Jena ist eine feste Institution und eine großartige Bereicherung des kulturellen Lebens in Jena. Sie leistet einen unverzichtbaren Beitrag zu einer gefestigten humanistisch-musisch-ästhetischen Bildung – angefangen von Kursen zur musikalischen Früherziehung bis hin zur Vorbereitung auf ein musikalisches oder künstlerisches Hochschulstudium.
Öffentliche gemeinnützige Musik- und Jugendkunstschulen – wie Ihre Einrichtung – nehmen in Thüringen wichtige Aufgaben in bildungs-, kultur-, sozial-, jugend- und familienpolitischer Hinsicht wahr. Sie bereichern unsere Gesellschaft damit in besonderer Weise und dienen im Sinne der Daseinsvorsorge der kulturellen Grundversorgung.
Im Unterschied zu anderen Bundesländern existiert in Thüringen bislang kein Gesetz, dass die staatliche Anerkennung, finanzielle Förderung sowie die Festschreibung von Qualitätsstandards regelt. Wir als CDU-Fraktion im Thüringer Landtag setzen uns klar für eine solche Regelung ein, denn wir wollen die flächendeckende Versorgung des Freistaats mit leistungsfähigen und qualitativ hochwertigen Musik- und Jugendkunstschulen sicherstellen.
Ein entsprechendes Gesetz soll den Schulen Planungssicherheit durch eine verlässliche Kostenbeteiligung des Freistaates bieten. Außerdem soll es ermöglichen, qualifiziertes Fachpersonal langfristig an die Schulen zu binden und eine Bezahlung analog zu Pädagog:innen im öffentlichen Schuldienst zu erreichen. Zusätzlich wollen wir die Bezahlung von Honorarkräften verbessern und eine zeitgemäße Ausstattung aller Musik- und Jugendkunstschulen gewährleisten.
Die finanzielle Absicherung, die dieses Gesetz bringen soll, ermöglicht vor allem eines: Kindern und Jugendlichen aus allen Familien einen niedrigschwelligen Zugang zu Musik- und Jugendkunstschulen zu bieten – unabhängig vom Bildungshintergrund der Eltern. Das ist mir ein besonderes Anliegen.
Ich wünsche der Musik- und Kunstschule Jena auch in Zukunft immer volle Kurse, Lehrenden und Schüler:innen viel Freude am Unterricht, finanzielle Planungssicherheit, und dass noch viele namhafte Künstler aus ihr hervorgehen werden.
Ich grüße Sie herzlichst!
Ihr Mario Voigt
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Politik
- Bei einem ganz weiten Blick auf die Kunst- und Kulturszene Jenas:
Welches Alleinstellungsmerkmal – sofern es das gibt? – hat die MKS und warum? - Warum sollten viele/alle Kinder und Jugendliche die MKS besuchen (können)?
- Was wünschen Sie der MKS zu ihrem Jubiläum?
Dr. Matias Mieth, Mitglied im Werkausschuss von JenaKultur[1] und stellvertretender Vorsitzender des Kulturausschusses[2] der Stadt Jena:
Der MKS gelingt der für jede öffentliche Kulturinstitution herausfordernde Spagat zwischen Bürokratie und Kreativität, und das mit jedem Jahr immer besser.
Musik und Kunst als analoge Hand-, Herz- und Kopfarbeit, für die man den eigenen Körper gebraucht und das menschliche Gegenüber braucht, sind angesichts der teilweise naiven Begeisterung, mit der gegenwärtig pädagogische Prozesse digitalisiert werden (sollen), ein unersetzbares Gegengewicht.
Ich wünsche der MKS in den nächsten 75 Jahren Kulturpolitiker:innen, die bei Kultur und Kunst primär an produktives Selber-Machen und erst in zweiter Linie an wohlgoutiertes Konsumieren denken.
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Dr. Eckhard Birckner, Mitglied im Werkausschuss von JenaKultur und im Kulturausschuss der Stadt Jena:
Die Musik- und Kunstschule Jena ist nicht nur die wichtigste Bildungseinrichtung im Jenaer Kulturleben, sie ist zugleich die größte außerschulische Bildungseinrichtung in Thüringen. Nahezu 3.000 Schülerinnen und Schüler vom Vorschulkind bis zum Rentner werden von über 100 qualifizierten Lehrkräften unterrichtet. 75 Jahre – diese Zeitspanne umfasst mehr als drei Generationen von Lehrenden und Schüler:innen, deren Leben mit der MKS verbunden ist, die einen Teil der Familiengeschichten der Stadtgesellschaft ausmachen. Herzlich gratuliere ich der Musik- und Kunstschule Jena zum 75jährigen Bestehen, danke allen Lehrerinnen und Lehrern, den Schüler:innen, den Eltern und Familien, und nicht zuletzt der Stadt für das Ermöglichen und ihr Mitwirken an diesem schönen Werk der musikalischen und kulturellen Bildung, zur eigenen Freude und zur Bereicherung des Kulturlebens unsere Stadt.
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Dr. Jörg Vogel, Vorsitzender des Kulturausschusses der Stadt Jena und Mitglied des Werkausschusses von JenaKultur:
- Alleinstellungsmerkmal:
Ich sehe zwei Alleinstellungsmerkmale: Zum einen die Lehrerinnen und Lehrer, die als Team diese Schule prägen. Ihnen allen zum Jubiläum ein besonders herzlicher Dank!
Zum anderen möchte ich die vielfältigen Ensemble-Angebote und die familiäre Atmosphäre betonen. Als Schülerin und Schüler kann man neben dem Einzelunterricht kostenfrei Trio-, Quartett-, Big-Band- oder Jugendorchestermitglied sein. Die Big Bands und das Jugendorchester als größte Ensembles sind einzigartige Angebote, die Spaß machen, musikalische und soziale Kompetenzen fördern und Freundschaften fürs Leben entstehen lassen können. Insbesondere die Orchesterfreizeiten und -reisen sind tolle, unvergessliche Erlebnisse für die Kinder und Jugendlichen.
- Warum sollten (alle) Kinder die MKS besuchen (können)?
Kinder sollten grundsätzlich die Möglichkeit zur Teilhalbe am kulturellen und musikalischen Leben in Jena haben. Dafür ist die MKS ein zentraler Ort. Genauso wie Kinder in einem Sportverein Gemeinschaft erleben und ein soziales Umfeld aufbauen können, kann dies auch an der MKS passieren.
- Was wünschen Sie der MKS?
Ich wünsche der MKS, auch künftig die Freude an Musik und Kunst vielen Kindern und Erwachsenen zu vermitteln und für alle offen zu sein! Das Angebot sollte insbesondere auch Kindern aus bildungsfernen Haushalten zugänglich gemacht werden. Das kann beispielsweise durch weitere Präsenz und Kollaborationen mit den Jenaer Schulen erreicht werden.
Kunst und Musik sind politisch. Die MKS kann ein Ort sein, an dem demokratische Werte vermittelt werden und Demokratie gelebt und gestärkt wird.
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Ehemalige
- Auf dem Weg zum Erfolg: Wie wichtig und prägend war die Zeit an der Jenaer MKS und wodurch?
- Warum sollten Kinder und Jugendliche die MKS besuchen (können)?
- Was wünschen Sie der MKS zu ihrem Jubiläum?
Martin Lentz, ehemaliger stellvertretender Direktor und Orchesterleiter der Musik- und Kunstschule Jena:
1. An der Musik- und Kunstschule Jena wurde ich von der damaligen Direktorin Dorothea Gommel eingestellt. Es war meine erste „echte“ Arbeitsstelle und ich werde niemals das Vertrauen und die Wertschätzung vergessen, mit welcher sie mich über die Jahre begleitet hat. Nur so konnte ich mich entwickeln, besser werden und den Orchestern und der Schule etwas zurück geben. Ich fühlte mich gut aufgehoben und mit meiner Energie und Ideen am rechten Ort! Gemeinsam mit einem „harten Kern“ aus dem Kollegium, die auch zu Freunden geworden sind, konnten wir so manches unglaubliche Großprojekt umsetzen.
2. Weil die Schule eine qualitätsvolle Ausbildung in großer Vielfalt anbietet und dabei auch immer wieder besondere Projekte stemmt, die künstlerischer Ansporn und pädagogisches Aha-Erlebnis sein können.
3. Weiterhin ein so engagiertes Kollegium, welches nicht durch Vorschriften, Kontrollwahn, Besserwisserei oder schlechte Bezahlung ausgebremst wird – ein Kollegium, was weiter freudig ausstrahlen darf, wofür wohl fast alle MusikerInnen mal in ihrem Studium angetreten sind: Freude an der Musik! Dann ist auch Qualität möglich und gesichert, welche den Schülerinnen und Schülern vermittelt werden kann und die Welt zu einem etwas besseren Ort macht.
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Nadja Zwiener, ehemalige Schülerin der Musik- und Kunstschule Jena, heute erfolgreiche Violinistin, u. a. seit 2007 als Konzertmeisterin bei The English Concert, mit dem sie regelmäßig auch solistisch auftritt und zahlreiche Rundfunk- und CD-Aufnahmen sowie weltweite Tourneen in die großen Konzertsäle und zu vielen Festivals unternimmt:
1. Auf dem Weg zum persönlichen Erfolg: Wie wichtig und prägend war für Sie die Zeit an der Jenaer MKS und wodurch?
Ich erinnere mich gern an meine Anfänge auf der Geige an der Musik- und Kunstschule Jena. Wie prägend dieser Anfang für mich sein sollte, stellte sich erst später heraus: mein gesamtes Leben wäre so anders verlaufen, wenn ich nicht diesen Anfang mit musikalischer Früherziehung, Einzelunterricht und regelmäßigem Orchesterspiel gehabt hätte. Nun bin ich Musikerin und unglaublich dankbar, dass ich damals nicht nur so wichtige Impulse bekam, sondern auch eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten erfahren durfte, die über den normalen schulischen Alltag hinaus ging und sehr bereichernd für mich war. Das Verständnis und die Förderung meiner Lehrerin Irmtraut Kraft hat bei mir den Grundstein für meinen späteren Erfolg und die Freude an der Musik gelegt.
Unser Zuhause war direkt gegenüber der Musikschule und so wehte gerade in den Sommermonaten durch die offenen Fenster ständig Gesang, Gefiedel oder Geklimper hinüber und bildete die Hintergrundmusik für meinen Alltag.
2. Warum sollten Kinder und Jugendliche die MKS besuchen (können)?
Da ich nun selbst Kinder habe, sehe ich ganz direkt, wie wichtig eine musikalische Ausbildung beim Heranwachsen ist. Viele wissenschaftliche und neurologisch untermauerte Untersuchungen ergaben in den letzten Jahren, dass das Erlernen eines Instruments in diesem prägenden Alter auf so vielen Ebenen einen positiven Einfluss auf Kinder und Jugendliche hat. Sie können sich besser fokussieren, konzentrieren und durch Einbeziehen der emotionalen Ebene in Verbindung mit Motorik und Kognition entstehen neuronale Netze im Gehirn, die auch auf die schulische Leistung positive Auswirkungen haben. Darüberhinaus empfinde ich eine durch gemeinsames Musizieren als mit das Wertvollste, was man Kindern mitgeben kann.
3. Was wünschen Sie der MKS zu ihrem Jubiläum?
Ich wünsche der MKS ein langes Leben mit enthusiastischen Schüler:innen und Lehrer:innen, die am Musizieren Freude haben. Ich wünsche aber auch einen guten Kontakt zum Jenaer Publikum, dass die Schüler:innen vielen Menschen in Jena mit ihrer Musik Freude bereiten können und nicht zuletzt auch die nötige Unterstützung erfahren, dies möglich zu machen!
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Prof. Maria-Luise Leihenseder-Ewald, ehemalige Schülerin der Musik- und Kunstschule Jena, seit 1993 Professorin für Cello an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar und Mentorin im Rahmen der Begabtenförderung an der MKS Jena
Fördern und fordern…
V i e l e unvergessliche Erinnerungen verbinde ich mit der Musikschule meiner Heimatstadt, damals noch „Volkskunstschule Jena“. Da gab es in den Gebäudefluren „Am Steiger“ die wunderschönen Zeichnungen und Gemälde, oder in den Glasvitrinen die beeindruckenden Keramikexponate.
Das einzige ganz kleine Cello der Musikschule war bei meiner Anmeldung (mit vier Jahren!) nicht verfügbar. So wurde „Tanzen nach Musik“ (bei Frau Sollich und Frau Ludwig) zum Lückenfüller, eine optimale Einstimmung auf die Instrumentalausbildung!
Mit sieben Jahren endlich konnte ich mit dem Cellospiel beginnen. Prof. Dr. Michael Berg, mein Lehrer für die nächsten zehn Jahre, vereinte in sich die für mich optimale Mischung aus Respektsperson und väterlichem Pädagogen. Er begeisterte, förderte und forderte. Regelmäßiges Üben setzte er voraus, auch dass anfänglich ein Elternteil mit zum Unterricht kam, die Aufgaben mitschrieb und das häusliche Üben begleitete.
Michael Berg war sich auch nicht zu schade, bei einem meiner ersten Wettbewerbe nach einem geeigneten „Stuhl“ im Keller einer Musikschule zu suchen. Das Ergebnis: eine Bierkiste, darauf ein paar Beethoven-Noten! Genauso sprach er Klartext mit meiner Schullehrerin, welche mich lieber im Pioniernachmittag als in der Musikschule sehen wollte.
Zahlreiche weitere beeindruckende Persönlichkeiten dieser Ausbildungsstätte wären hier zu nennen, vom jederzeit freundlichen Hausmeister über die Damen und Herren der Verwaltung und Leitung, bis natürlich hin zu den Theorie-, Ensemble- und Korrepetitionslehrkräften. Sie alle haben dafür gesorgt, dass ich neben starker schulischer Belastung beinahe immer sehr gern den Anmarsch per Straßenbahn, Bus und Fußweg zur ach so hochgelegenen Musikschule nahm und… schließlich mein Hobby zum Beruf machte. Noch bis heute gibt es herzliche Kontakte zu ehemaligen Mitschülerinnen und -schülern, besonders aus den Reihen des damaligen sehr guten Kammerorchesters, welches regelmäßig Auftritte im Rahmen von Musikschulkonzerten und Jugendwettbewerben hatte, bis hin zu Rundfunkproduktionen! Weitere Höhepunkte waren Konzerte, in denen wir unsere Musikschullehrer bei Solokonzerten begleiten durften.
Wir Schüler:innen lernten durch diese intensive Zeit ganz entscheidende Dinge: Ausdauer und Zielstrebigkeit, Überwindung des „inneren Schweinehundes“, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Toleranz und Rücksicht, ja ein großes Stück vom Sinn unseres eigentlichen Daseins, mit dem Gelernten anderen Menschen und uns selbst Freude zu bereiten.
Ganz wichtig: Von Seiten meiner Eltern habe ich jegliche Art von Unterstützung erfahren.
Und heute?
… besteht die Aufgabe einer Musik- und Kunstschule genauso im Vermitteln von Freude an Musik und Kunst. Aktives Musizieren fördert die Entwicklung vieler Fähigkeiten und Fertigkeiten, gemeinsames Musizieren baut soziale Kompetenzen auf, alles Dinge, die unsere Gesellschaft dringend braucht.
Für die Zukunft wünsche ich „meiner“ Musikschule:
… eine große Schar an begeisterungsfähigen, neugierigen und mutigen Eltern, Großeltern…, die ihre Kinder für Musik und Kunst motivieren!
Maria-Luise Leihenseder-Ewald
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Auch die Schauspielerin Luise Wolfram hat über ihre Zeit an der MKS im JenaKultur-Blog am 23.07.2021 berichtet.
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Aber nun sind Sie dran, liebe Leser:innen! Haben Sie selber oder Ihre Kinder in der Einrichtung künstlerische Anregungen bekommen? Welche Bedeutung hat(te) das für Sie? Gibt es etwas, dass Sie der Musik- und Kunstschule Jena und uns schon immer mal sagen wollten? Was wünschen Sie dem Kollegium und all den Schüler:innen?
Wir freuen uns sehr über Ihre Antworten, mit denen wir diesen Blogbeitrag gern fortschreiben würden…
[1] Der WERKAUSSCHUSS von JenaKultur ist nach politischem Proporz des Stadtrates mit Vertreter:innen aller Parteien besetzt und sozusagen der Aufsichtsrat von JenaKultur. Beschlussvorlagen für den Stadtrat müssen, wenn sie JenaKultur betreffen, dort besprochen und auch beschlossen werden. Bsp. Entgeltordnungen und Gebührensatzungen. Der Ausschuss hat aber auch eine beratende Funktion für die Werkleitung.
[2] Der KULTURAUSSCHUSS der Stadt Jena ist nach politischem Proporz des Stadtrates mit Vertreter:innen aller Parteien besetzt und zuständig für Fragen von Kultur UND Bildung. Er hat beratenden, aber auch beschließenden Charakter. Beschlussvorlagen für den Stadtrat müssen, wenn sie die genannten Themenbereiche tangieren, dort besprochen und auch beschlossen werden.
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