Gemeinsam die Weichen für die Wärmewende in Jena stellen
Die Erstellung einer Kommunalen Wärmeplanung gilt als Voraussetzung für eine erfolgreiche Wärmewende in Städten: Denn sie liefert Antworten auf die drängendsten Fragen der Menschen rund um das übergeordnete Ziel einer klimafreundlichen Wärmeversorgung. Jena hat sich als eine der ersten Kommunen in Thüringen dieser Aufgabe gestellt. Schon Ende des Jahres sollen die Ergebnisse der Kommunalen Wärmeplanung vorliegen, vom Stadtrat beschlossen und anschließend veröffentlicht werden. Einen Einblick in den Stand der Planung gaben heute (24. Juni 2024) aus Anlass des Tages der Daseinsvorsorge Paula Möhring von der HIC Hamburg Institut Consulting GmbH, Jenas Klimaschutzkoordinator Kevin Muschalle-Momberg und Christian Dornack, Bereichsleiter Strategie von den Stadtwerken Jena Netze.
Die HIC Hamburg Institut Consulting GmbH ist von der Stadt Jena mit der Kommunalen Wärmeplanung beauftragt. Das Institut aus der Hansestadt konnte bereits in anderen Bundesländern Erfahrungen in der Wärmeplanung sammeln, greift aber auch auf lokale Expertise zurück, schilderte Projektleiterin Paula Möhring. So sind neben dem städtischen Klimaschutzkoordinator Kevin Muschalle-Momberg aus dem Dezernat Stadtentwicklung und Umwelt auch Vertreter der Stadtwerke Jena Netze und der Stadtwerke Energie Teil der Kerngruppe für die Planerstellung. Die Stadtwerke-Unternehmen bringen u.a. ihre umfangreichen Netzkenntnisse und Netzdaten ein, auch bei den Stadtwerken bereits vorliegende Strategiepapiere und Entwicklungspläne für die Medien Strom, Gas und Fernwärme sollen Berücksichtigung finden, außerdem aktuelle Anschlusswerte und Verbrauchsdaten. Auch vorhandene städtische und andere öffentliche Daten, etwa zu Grundstücksgrößen, Gebäudebestand und Gebäudealter, sowie solare Potenziale fließen in die Planung ein.
Im Ergebnis entstehen mit Unterstützung einer speziellen Software verschiedene Kartenansichten und Planungsdokumente für Jena, u.a.:
- zum aktuellen Wärmebedarf der Gebäude eines Stadtteils/eines Quartiers/einer Straße
- zum künftigen Wärmebedarf dieses Stadtteils/Quartiers/Straße - ausgehend vom Gebäudebestand und der schrittweisen Umsetzung wichtiger Sanierungsmaßnahmen
- zu Potenzialen für eine zentrale oder dezentrale Wärmeversorgung in diesem Stadtteil/Quartier/Straße bzw. für eine Einzelhausversorgung (bspw. mit einer Wärmepumpe)
- ein ergänzender Strategie- und Maßnahmenkatalog, der konkrete Schritte zur Umsetzung der Wärmeplanung aufzeigt
Derzeit wird die Bestands- und Potenzialanalyse vom Planungsbüro HIC durchgeführt. Dabei wird zum einen der aktuelle Wärmebedarf der gesamten Stadt erfasst und zum anderen werden die Potenziale erneuerbarer Energien sowie Abwärmepotenziale systematisch erfasst. Diese Schritte sind die Grundlage zur Entwicklung des späteren Strategie- und Maßnahmenkatalogs.
„Sehr viele Menschen sind verunsichert, wenn es um die Frage geht, ob eine neue Heizung eingebaut werden soll und wenn ja, welche“, schildert Klimaschutzkoordinator Kevin Muschalle-Momberg. „Unser Ziel ist es, mit der Wärmeplanung mehr Planungs- und Investitionssicherheit für Bürger und Unternehmen zu schaffen.“ Gleichwohl ist die Wärmeplanung nicht verbindlich, betont Muschalle-Momberg. Sie werde am Ende des Prozesses zwar vom Stadtrat beschlossen. Rechtliche Verbindlichkeit könne sie aber erst durch weitere politische Beschlüsse erlangen, etwa durch die Definition weiterer (Fernwärme-)Vorranggebiete oder durch die Einbindung in bestehende Planungsinstrumente, wie den Flächennutzungsplan oder bebauungspläne, die entsprechend konkrete Vorgaben erhalten.
Die Stadtwerke Jena begrüßen das Engagement der Stadt Jena, sich frühzeitig um eine kommunale Wärmeplanung zu bemühen, sagte Christian Dornack, Bereichsleiter Strategie bei den Stadtwerken Jena Netze. Insbesondere dem Ausbau und der Verdichtung des städtischen Fernwärmenetzes kommt aus Sicht des Unternehmens eine hohe Bedeutung bei der Erreichung der Klimaziele der Stadt Jena zu. „Dafür haben wir bereits konkrete Konzepte entwickelt und arbeiten ergänzend zum Wärmeplanungsprozess bereits an der Umsetzung. Mit der Wärmeplanung erreichen wir mehr Transparenz für die Kundinnen und Kunden und erhöhen die Verbindlichkeit für unsere eigenen Investitionsentscheidungen.“
So haben die Stadtwerke Energie Jena-Pößneck gemeinsam mit dem Heizkraftwerksbetreiber TEAG in der Wärmenetzstrategie 2040 einen konkreten Transformationspfad entwickelt, wie die Fernwärmeerzeugung in Jena bis 2040 nahezu klimaneutral bereitgestellt werden kann. Parallel wird an einer Anschlussverdichtung in den bereits mit Fernwärme erschlossenen Gebieten Jenas gearbeitet, v.a. im Zentrum und im Damenviertel. Eine erste Netzerweiterung wird aktuell im Gebiet rund um den Westbahnhof umgesetzt, mittel- und langfristig stehen die Rathenaustraße und Hohe Straße, die Lutherstraße, Mittelstraße und Otto-Schott-Straße auf dem Anschlussplan der Stadtwerke. Die Stadtwerke Jena Netze treiben als Beitrag zur Transformation in eine klimaneutrale Gasversorgung den Umbau ihrer Erdgas- zu Wasserstoffverteilnetzen aktiv voran. Bereits ab Winter 2028/2029 könnte erster leitungsgebundener Wasserstoff über das H2-Kernnetz in Jena zur Verfügung stehen. Die mit der Energie- und Wärmewende erwartete Verdoppelung bis Verdreifachung der Leistungsbereitstellung im Stromnetz soll durch einen gezielten Netzausbau, aber auch durch intelligente Steuerung gedeckt werden. Hier forschen die Stadtwerke Jena Netze in ihrem Reallabor der Energiewende JenErgieReal an innovativen Lösungen.
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