Lugoj, Rumänien
Entstehung der Partnerschaft
Die Partnerschaft zwischen den Städten Lugoj und Jena geht zurück bis in das Jahr 1983. Damals schlossen die Stadt im Banat und die Thüringer Universitätsstadt einen ersten Partnerschaftsvertrag, parallel zur Partnerschaft zwischen den jeweiligen Bezirksstädten Timisoara und Gera. Nach der Wende, am 01.12.1993, wurde der Partnerschaftsvertrag erneuert.
Am 19.06.2013 fand eine Sondersitzung des Stadtrates zur Würdigung der Partnerschaft Lugoj-Jena im Historischen Rathaus der Stadt Jena statt.
Geografie und Gesellschaft
Lugoj (Lugosch) liegt im Banat, im Südwesten Rumäniens, geographisch auf 45° 41´ nördlicher Breite und 21° 53´ östlicher Länge, 125 Meter über dem Meeresspiegel. Der Fluß Timis (Temesch) teilt die Stadt. An seinem rechten Ufer befand sich im Mittelalter der befestigte Stützpunkt Alt- oder Rumänisch-Lugoj und am linken Ufer das im 18. Jahrhundert angelegte Neu- oder Deutsch-Lugoj.
Beide Marktgemeinden waren durch eine Holzbrücke über den Timis miteinander verbunden. Auch heute noch bezeichnet man die am rechten Timis-Ufer gelegenen Stadtteile "Rumänisch-" und die am linken als "Deutsch-Lugoj". Die Stadt erstreckt sich auf einer Fläche von 9.855 Hektar und wird im Nordosten von einer Hügelkette begrenzt.
Lugoj zählt knapp 50.000 Einwohner, darunter 81.6 % Rumänen, 10.9 % Ungarn, 5.3 % Deutsche und 2.3 % Roma.
Das religiöse Leben im ökumenischen Geist ist gekennzeichnet durch ein friedliches Mit- und Nebeneinander der zu etwa 76.6 % orthodoxen, 13.2 % römisch-katholischen, 1.5 % griechisch-katholischen, 4.7 % reformierten, 2.2 % baptistischen und 1.8 % pentikostalen Glaubensbekenner.
Lugoj ist bekannt für seine Toleranz. Die Menschen bewahren ihre spezifischen Traditionen, feiern gemeinsam die Festtage und blicken mit Optimismus in die Zukunft.
Kultur und Bildung
Lugoj wurde oft als die kulturelle Hauptstadt des Banats bezeichnet.
Das Museum für Geschichte und Volkskunde, das Theater "Traian Grozavescu", die Kirchen, die Wochenblätter, Radio und Fernsehen, die Schulen und die Europäische Universität Dragan sind Zentren geistig-kulturellen und religiösen Wirkens.
Die Lugoscher sind stolz auf hier geborene Persönlichkeiten, wie Coriolan Brediceanu, Ion Vidu, A. C. Popovici, Filaret Barbu, Traian Grozavescu, Iosif Constantin Dragan und andere, die Bedeutendes für die Musik, Literatur, Politik und im Bildungswesen leisteten.
Auch in der Zeit der kommunistischen Diktatur haben die Künstler, Mitglieder des Ion Vidu Chors und des Volkstheaters, ihre Botschaft dem Lugoscher Publikum vermittelt und Maler und Bildhauer in der Pro Arte Galerie ausgestellt.
Die Wurzeln des kulturellen Lebens in Lugoj liegen im Schulwesen. Besonders zu erwähnen sind die zwei Theoretischen und die drei Fachgymnasien sowie die "Europäische Universität Dragan" mit den Fachrichtungen Jura, Wirtschaft und Kybernetik. Dem hohen Bildungsstand seiner Bewohner hat es Lugoj unter anderem zu verdanken, dass sich hier in den letzten Jahren bedeutende ausländische Firmen niedergelassen haben.
Auch auf sportliche Erfolge kann die Stadt verweisen. So brachten Alina Goriac, Kurt Silier, Lavinia Milosovici im Turnen, Iosif Horvat, Francisc Horvat und Simion Popescu im Ringen manche Medaillen bei Welt-und Europameisterschaften aber auch olympisches Gold in ihre Heimatstadt. Betrieben werden auch andere Sportarten, wie Volley-, Hand- und Fußball sowie Boxen und Karate.
Wirtschaft und Tourismus
Das vom Mittelmeer beeinflusste Klima im Banat ist mild. Der fruchtbare Boden, die sonnigen Hügel, die nahe gelegenen Wälder, Lehm und Kies sind die natürlichen Reichtümer der Region. Relief und Klima erlauben den Anbau von Getreide und Wein.
Lugoj liegt an zwei wichtigen Fernverkehrstraßen: der Europastraße E 98 Bucuresti (Bukarest) - Timisoara (Temesvar) und der Landstraße DN 68 von Lugoj nach Deva (Siebenbürgen). Zudem ist es ein wichtiger Eisenbahnknoten an der Strecke Bucuresti - Timisoara. Die Eisenbahnlinien über Buzias ins Südbanat und über Ilia nach Deva und weiter nach Siebenbürgen gehen von Lugoj aus.
In der Vergangenheit prägten Töpfer, Gerber und andere Handwerker sowie Landwirte und Weinbauern das wirtschaftliche Bild der Stadt.
Die Stadt ist landschaftlich schön gelegen am mittleren Lauf der Temesch. Sie wird begrenzt vom Hügelland mit seinen teilweise architektonisch wertvollen Gebäuden und geschichtlichen Denkmälern. Daher ist Lugoj für Gäste, die eine typische Banater Stadt kennen lernen wollen, ein Anziehungspunkt. Die Hotels Dacia, Timisul, Tivoli (jeweils mit Restaurant) und andere Gaststätten bieten dem Besucher einen angenehmen und komfortablen Aufenthalt.
Gute Anlässe für einen Lugoj-Besuch bieten das beliebte Bierfest (jährlich im Juni) und das Kirchweihfest der rumänischen orthodoxen "Marie Himmelfahrt" Kirche (jährlich am 15.08.). Zu diesen Festen kommen neben den Lugoschern und den Bewohnern der umliegenden Gemeinden immer auch viele Gäste aus dem Ausland.
In der Umgebung von Lugoj finden sich interessante Ausflugsziele:
- die Kreishauptstadt Timisoara (Temesvar oder Temeschburg) mit ihren geschichtlich und architektonisch wertvollen Gebäuden, mehreren Universitäten, der Oper, der Philharmonie, Theatern (das Rumänische, Deutsche und Ungarische Staatstheater), Museen, verschiedenen Kathedralen und Kirchen und vielen anderen sozialen und kulturellen Einrichtungen
- im Bad Buzias (Busiasch) mit seinen Kureinrichtungen, Hotels und einem großen, schönen Park suchen viele Kranke Heilung und Erholung
- Das Kloster Romanesti liegt in einer landschaftlich wunderschönen Gegend. In der Nähe befindet sich eine für ihre gute Akustik bekannte Höhle, in der jährlich im Herbst symphonische Konzerte stattfinden.
- Der Stausee Surduc (Surduk) mit seiner herrlichen Umgebung ist für die Bewohner von Lugoj und Timisoara vor allem Wochenendausflugsziel.
- Bergfreunde zieht es zum Wandern und Skilaufen in das in der Nähe der Stadt Resita (Reschitza) gelegene Semenic (Semenik) Gebirge. Auch zu dem von Caransebes (Karansebesch) aus erreichbaren Muntele Mic (Der kleine Berg) mit Höhen zwischen 1.300 und 1.800 Metern. Ihm zu Füßen liegt der von den Banatern geschätzte malerische Luftkurort Poiana Marului (die Apfelalm).
- Eine etwas weitere Reise (ungefähr 150 km) führt über Baile Herculane (Herkules Bad) mit seinen schon zur Römerzeit (II. - III. Jahrhundert) berühmten Heilquellen in die Hafenstadt Orsova (Orschowa) im Donautal und entlang eines großen Stausees zum mächtigen Wasserkraftwerk Portile de Fier (am Eisernen Tor).
Beziehungen Rumäniens zu Deutschland
Rumänien und die Bundesrepublik arbeiten auf einer freundschaftlichen Ebene zusammen, wobei reger Besuchsaustausch zwischen den beiden europäischen Ländern herrscht, was auf einen Freundschaftsvertrag von 1992 zurückgeht. Beim Eintritt in die EU 2007 hat das am Schwarzen Meer gelegene Land große Unterstützung von Deutschland erhalten.
Tausende deutsche Unternehmen sind in Rumänien tätig und investieren vorwiegend im Bereich der KfZ-Zulieferbranche oder in Dienstleistungsunternehmen, wie beispielsweise die P+Z Engineering GmbH.
Nach Angaben des Auswärtigen Amtes leben ca. 45.000 Deutsche in Rumänien, die das Interesse an der deutschen Sprache und Kultur im Land hochhalten.
Zahlreiche Initiativen und Stiftungen, wie das Goethe-Institut oder der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) unterstützen den Kulturaustausch zwischen den beiden EU-Staaten, der sich auch in zunehmenden Universitäts-und Schulpartnerschaften widerspiegelt.
Projektauswahl
Mit der langjährigen Partnerstadt Lugoj besteht ein aktiver, lebendiger Austausch, der sich in zahlreichen, wiederkehrenden Projekten ausdrückt.
Eine schöne Tradition ist der alljährliche Ferienaufenthalt von Lugojer Schülern, die für zwei Wochen in Jena willkommen geheißen werden.
Der Aufenthalt wird vom Partnerschaftsverein Jena – Lugoj organisiert und stets mit großer Freunde vom Oberbürgermeister der Stadt unterstützt. Wer sich im vergangenen Schuljahr besonders angestrengt und um gute Leistungen bemüht hat, darf sich - genau wie vier weitere Schüler, die vom rumänischen Sozialamt aufgrund der schwierigen finanziellen Situation ihrer Familien gewählt werden - vom Oberbürgermeister Jenas zu einem großen Eisbecher einladen lassen. Für Impressionen dieses Vergnügens kann ein Blick in die Bildergalerie weiter unten geworfen werden.
Wichtiger Bestandteil der Partnerschaft ist zudem die Zusammenarbeit der Feuerwehren Jenas und Lugojs. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Hilfstransporte in die rumänische Partnerstadt, angefangen im Jahr 1996 im Rahmen eines Besuches des damaligen Bürgermeisters und Finanzdezernenten Günter Graupe.
Seitdem verließen - in Lugoj dringend benötigte - Einsatzbekleidung, Ausrüstung wie Schläuche oder Scheinwerfer, Atemschutzgeräte und auch Löschfahrzeuge die Stadt an der Saale.
Auch für die Sanierung des Krankenhauses in Lugoj gab es 2011 Unterstützung in Form von 20 Krankenhausbetten, die das Klinikum Jena bereitstellte. Eine weitere Spendenaktion erfolgte im Januar 2018, als noch einmal 42 Patientenbetten und Krankenhausmöbel in die Partnerstadt transportiert wurden.