JenaKultur.
Eigenbetrieb der Stadt Jena
Knebelstraße 10
07743 Jena
Projekt-Koordination
Gösta Gantner
symposium@jena.de
Birgit Liebold
Tel. +49 3641 49-8035
birgit.liebold@jena.de
Werkleitung
Friedrun Vollmer
Carsten Müller
Jana Gründig
Im Stamm des Wortes Verantwortung steckt die Antwort. Doch rund um den NSU-Komplex gibt es in Jena eine Menge offener Fragen. Solange Geschichte noch nicht geronnen ist, Zeit- und Augenzeug:innen befragt werden können, lohnt sich das direkte Gespräch. Das gilt für die meisten Verantwortlichen der Jahre der Radikalisierung des NSU-Komplexes von vor 1989 bis 1998. Wie wurde hin- und wie weggeschaut? Wie wurde mit welchen Intentionen gehandelt, wie wurde es unterlassen? Was ließ sich schon im Zeichen der Zeit erkennen, was erst in der wohlfeilen Deutungshoheit des im Nachhinein Be- bzw. Verurteilens? Wie wurde und wird Verantwortung übernommen? Welche Verantwortlichkeiten sind offen geblieben? Wer steht Rede und Antwort?
2./9./22./28. Oktober, ab Johannisstraße Jena
Die Entstehung und Radikalisierung des "NSU" sind mit der Stadtgeschichte Jenas um 1990 eng verbunden. Das Klima in der Stadt bot den Nährboden, auf dem (Alltags-)Rassismus und Rechtsradikalismus wuchsen. Wie nahm die Stadtgesellschaft die Ausbreitung von rechtsextremem Gedankengut und rechter Gewalt wahr? Wie begegneten städtische Autoritäten und gesellschaftliche Akteur:innen der Radikalisierung rechtsextremer Milieus? Wo lagen Orte der Gewalt, wo fanden Betroffene Schutz, wo entstand zivilgesellschaftliches Engagement? Wie lebten Migrant:innen in der Stadt, wie nahm die Stadtgesellschaft sie auf, wie erfuhren sie Rassismus im Alltag? Entlang dieser und weiterer Fragen führte der Rundgang zu städtischen Angstzonen und Schutzräumen um 1990.
Organisation und Durchführung: ThürAZ in Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden, Promovierenden und Studierenden des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der FSU Jena.
Der Rundgang wurde gefördert durch den Fonds Soziokultur aus dem Programm NEUSTART KULTUR der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien und durch den BMBF-Forschungsverbund Diktaturerfahrung und Transformation.
6. Oktober 2021, EAH Jena Aula
Podiumsdiskussion mit Christina Büttner (Beratung Betroffener rassistischer Gewalt), Konrad Erben (Student der Sozialen Arbeit an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena, Jenaer Preisträger für Zivilcourage), Heike Kleffner (Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt e.V.), Heike Radvan (Prof.:in Dr. phil., Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg), Danilo Starosta (Kulturbüro Sachsen e.V.).
Eine fachliche Debatte über den Beitrag der Sozialen Arbeit zur Erinnerungs- und Gedenkarbeit an Betroffene rassistischer und antisemitischer und auch antimuslimischer Gewalt fehlt. Zu dieser Erinnerungskultur gehört auch eine fachliche Auseinandersetzung über die Rolle der Sozialen Arbeit bei der Formierung der rechten Jugendkultur und dem Aufbau eines rechtsextremistischen Netzwerks in Deutschland.
Konzeption und Moderation: Prof.:in Dr.:in Anna Kasten (Ernst-Abbe-Hochschule Jena) und Prof. Dr. Sören Kliem (Ernst-Abbe-Hochschule Jena). Veranstaltet von der Ernst-Abbe-Hochschule Jena in Kooperation mit JenaKultur
7. Oktober 2021, Rathausdiele Jena
Lesung & Gespräch: ManuEla Ritz & Dr. Carsta Langner (FSU Jena)
Manuela Ritz wurde Ende der sechziger Jahre im sächsischen Mügeln geboren. Die späte DDR der siebziger und achtziger Jahre und die anschließende Transformationszeit hat sie als Schwarze Frau erlebt und entwickelte sich in dieser Zeit zu einer Aktivistin und Expertin des Anti-Rassismus. Im Rahmen der Veranstaltung las sie aus ihrer Biografie „Die Farbe meiner Haut“ und erzählte von ihren Erfahrungen in der ostdeutschen Umbruchsgesellschaft. Flankiert wurden ihre individuellen Darstellungen mit zeitgenössischen Quellen jener Zeit, die Carsta Langner im Rahmen ihres Forschungsprojekts zu migrantischen Erfahrungen im Umbruch zusammengetragen hat.
Veranstaltet von Ernst-Abbe-Bücherei Jena in Kooperation mit dem Forschungsverbund „Diktaturerfahrung und Transformation“
Gefördert im Programm 360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft der Kulturstiftung des Bundes
7. Oktober 2021, Café Wagner
Vortrag zu Jazz in der Nazi-Zeit von Dr. Albrecht Dümling und Konzert mit „Die Ernte“.
Veranstalter: Jazz im Paradies e.V. / Kooperateur: Lesezeichen e.V. unter Beteiligung der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen.
Teil I: Jugendarbeit nach dem NSU
7. Oktober 2021, Stadtteilzentrum LISA
Vortrag & Workshop zur inhaltlichen Auseinandersetzung mit der Jugendarbeit der 1990er Jahren und dem staatlichen Umgang mit dem NSU-Komplex. Was bedeutet dies für die Betroffenen von Rassismus? Welche Konsequenzen sind für die Soziale Arbeit heute daraus zu ziehen? Was brauchen migrantisierte junge Menschen, die in dieser Gesellschaft aufwachsen?
Mit Mitarbeitenden der Fachstelle Jugendhilfe des Kulturbüro Sachsen
Veranstalter: Partnerschaft für Demokratie Jena
Teil II: Halbstarke Vorurteile und knallharte Fronten... ist da noch was zu machen?
8. Oktober 2021, Stadtteilzentrum LISA
Der Fachtag umfasste einen Vortrag & Workshops zur Arbeit mit rechtsextrem einstiegsgefährdeten und orientierten Jugendlichen. Welche Motive führen junge Menschen in die rechtsextremen Szenen? Wie kann frühzeitig erkannt und gegengesteuert werden? Wo sind dabei fachliche Grenzen zu setzen?
Mit Dr. Stefan Tepper (Landesdemokratiezentrum Niedersachsen) und Mitarbeiter:innen von Distanz e.V.
Eine Veranstaltung der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Distanz e.V. und des Fachdienst Jugend und Bildung Jena.
8. Oktober 2021, Kino im Schillerhof
Moderation: Dr. Axel Doßmann (Villa ten Hompel, Münster)
In Roland Steiners DEFA-Dokumentarfilm sind "unsere Kinder" junge Punks, Grufties und rechte Skinheads und Neonazis. Wie reagierten Eltern, die "Staatsorgane", die spätsozialistische Gesellschaft auf diese anderen? Wie verstehen Christa Wolf und Georg Heym 1989 das Sprechen und Handeln von Rechtsradikalen in der DDR? In Jena hatte dieser Film bereits 1989 und 2012 für volles Kinos und in spannende Debatten geführt.
Veranstaltet vom BMBF-Forschungsverbund "Diktaturerfahrung und Transformation" in Kooperation mit dem Kino im Schillerhof, JenaKultur und Villa ten Hompel, Münster.
Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und JenaKultur.
9. Oktober 2021, Rathausdiele Jena
Podiumsdiskussion u.a. mit betroffenen rassistischer Gewalt und Akteuren der Sozialen Arbeit aus Jena und Umland.
Das "braune Haus" wurde geschlossen. Das "Fest der Völker" erfolgreich aus Jena verdrängt. Neonazis scheinen keinen Platz mehr in Jena zu haben. Doch stimmt das? Gibt es wirklich keine rassistischen Übergriffe und keine menschenfeindliche Gewalt mehr in der Stadt? Wie sieht es im Umland aus? Diese und daraus folgende Fragen wurden in einer gemeinsamen Diskussion mit Akteuren aus Jena und Umgebung beleuchten.
Konzeption: Kersten Kottnik und Sören Tiemann
Veranstaltet von Fanprojekt Jena e.V. und Straßensozialarbeit Mitte
9. Oktober 2021, Kino im Schillerhof
Moderation: Dr. Axel Doßmann (Villa ten Hompel, Münster)
Regisseur Thomas Heise gab den rechten Skins und ihren Familien vor Kamera und Mikrofon Raum zur Entfaltung. Er montierte auch Szenen physischer Gewalt in seinen Film. Und er schuf Bilder von diesen jungen Männern, die Stereotype von Neonazis verunsichern und Fragen an unsere Mitverantwortung stellen. Die filmischen Fragmente einer zerrissenen Gesellschaft haben Empörung und Protest provoziert. Wie werden diese Filmbilder und Deutungsangebote heute analysiert?
Veranstaltet vom BMBF-Forschungsverbund "Diktaturerfahrung und Transformation" in Kooperation mit dem Kino im Schillerhof, JenaKultur und Villa ten Hompel, Münster.
Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und JenaKultur.
10. Oktober 2021, Kassablanca
30 Jahre sog. "dt.-dt. Einheit" aka 30 Jahre Jugendkultur aka 30 Jahre linksalternativer Umgang mit rechts aka 30 Jahre Kassa! Kaum ein Ort in Jena, kaum ein Ort im Osten steht so sehr für die alternative Jugend- und Lebenskultur wie das Kassablanca. Zum Jubiläum schrieb JenaKultur das Stadtschreiberstipendium 2020/21 als ein Arbeitsstipendium im Zeichen von 30 Jahren Kassa aus. Kein Geringerer als Christian Gesellmann gewann die Ausschreibung und machte sich sogleich daran, Geschichte und Geschichten in Form von Gesprächen und Portraits aufzuschreiben. Entstanden ist eine Reihe überraschender, bewegender und amüsanter Texte, aus denen Christian Gesellmann an diesem Abend las. Im Gespräch mit JenaKultur-Werkleiter Jonas zipf entspann sich ein kleines Kaleidoskop der Stories und Story des Kassa.
Veranstaltet von Kassablanca Gleis 1 e.V. in Kooperation mit JenaKultur
20. Oktober 2021, Rathausdiele Jena
Sie kamen von hier! Aber wie sind Stadt und Stadtgesellschaft mit dieser besonderen Verantwortung umgegangen? – In einer mit Bedacht vorbereiteten dreiteiligen Versuchsanordnung stellten sich Verantwortliche und Engagierte der Anstrengung, so viel Licht ins Dunkel zu bringen, wie möglich.
Im ersten Podiumsgespräch begegneten sich alle drei lebenden Jenaer Oberbürgermeister. Mit Peter Röhlinger, Albrecht Schröter und Thomas Nitzsche saßen die drei Stadtoberhäupter beisammen, in deren Amtszeiten sich Sozialisierung und Abtauchen, Taten und Öffentlichwerden, sowie Abwehr und Versuch des Aufbaus einer Gedenkkultur rund um den NSU-Komplex ereigneten. Ein Kapitel dieser Zeitgeschichte bildete ein Dokumentarbeitrag der ZDF-Sendung Aspekte, der unmittelbar nach dem Öffentlichwerden des NSU-Terrors Ende 2011 in der Jenaer Stadtgesellschaft hohe Wellen schlug: Der damals verantwortliche Redakteur Christhart Läpple kehrte als Moderator des Gesprächs mit den drei Oberbürgermeistern erstmals nach Jena zurück.
Auf dem zweiten Podium saßen Betroffene und Aktive zusammen, die den zivilgesellschaftlichen Umgang mit Rechts in Jena seit Jahren und Jahrzehnten maßgeblich prägen: Die langjährige Vorsitzenden des Migrations- und Integrationsbeirats der Stadt Jena Rea Mauersberger, die Mitbegründerin und Vorsitzende des Aktionskreises Sprechende Vergangenheit des Aktionsnetzwerks Jena Gisela Horn, sowie der in vielfältigen Kontexten engagierte Gewerkschaftler Michael Ebenau (u.a. Jugend-, Aktions- und Projektwerkstatt Jena, Junge Gemeinde Stadtmitte) reflektierten kritisch, wie die Stadt und Universität mit ihrer eigenen Verantwortung rund um den NSU-Komplex umgehen und zeigten Wege auf, wie dieser Umgang anders und gemeinsam gelingen kann. Als Moderator dieser Gesprächsrunde fungierte der langjährige Direktor des Jenaer Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft, Soziologe und Rechtsextremismusforscher Matthias Quent.
Im dritten und letzten Schritt des Abends werden beide Gesprächsrunden zusammengebracht und unter gemeinsamer Moderation von Christhart Läpple und Matthias Quent für Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum geöffnet.
Veranstaltet von JenaKultur und dem Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft
22. Oktober 2021, Rathausdiele Jena
Podium mit Zeitzeug:innen und Expert:innen u.a. mit Samuel Babayan und Emilia Henkel
Im Anschluss Vernissage und Gespräch zur Ausstellungseröffnung mit und von Dorothea Appenroth, Sylke Zitzmann / Leitung und Moderation: Dr. Agnès Arp, Dr. Franka Maubach, Dr. Daniel Stahl /
1991 begannen in Jena die Diskussion über die Aufnahme der ersten "Asylbewerber". Im Einigungsvertrag war festgehalten, dass auch die ostdeutschen Länder einen Teil der ankommenden Geflüchteten aufnehmen mussten. Wie andere Kommunen war auch Jena auf diese Situation kaum vorbereitet. Wie erlebten Geflüchtete diese Situation? Wie den Rassismus im Alltag oder in den Behörden? Welche asylpolitischen Strukturen und zivilgesellschaftlichen Organisationen entwickelten sich, wie fanden Geflüchtete ihren Platz in der Stadt? Und was hat sich in den letzten dreißig Jahren verändert?
Veranstaltet von Asyl e.V. und Thüringer Flüchtlingspaten Syrien e.V. in Kooperation mit JenaKultur
25. Oktober 2021, Friedenskirche Jena
Mit Interviews und Mitschnitten aus den 1980er und 1990er Jahren
Moderation: Joanna Hengstenberg
Veranstalter: Drudel 11 e. V. und Evangelisch-Lutherischer Kirchenkreis Jena
Der Begriff "Baseballschlägerjahre" ist zum Synonym für die 1990er Jahre geworden, in denen unter Jugendlichen in Ostdeutschland Hass, Rassismus und Gewalt aufbrachen, die an nicht wenigen Orten den Alltag bestimmten. Dies war das Setting, in dem in Jena die Giftpflanze NSU gedeihen konnte. Der langjährige SPIEGEL-Redakteur, Autor und Dokumentarfilmer sowie ehemalige DDR-Westkorrespondent Peter Wensierski (*1954) zeigte Filmausschnitte aus dieser Zeit und kommentierte sie in einem Vortrag. Anschließend diskutierten Repräsentant:innen verschiedener Lebensbereiche und Institutionen – u. a. von der Thüringer Ausstiegsberatung von Drudel 11 e. V. und dem mitveranstaltenden Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Jena – die Frage: Wie können wir in gemeinsamer Anstrengung verhindern, dass sich der NSU wiederholt?
JenaKultur.
Eigenbetrieb der Stadt Jena
Knebelstraße 10
07743 Jena
Projekt-Koordination
Gösta Gantner
symposium@jena.de
Birgit Liebold
Tel. +49 3641 49-8035
birgit.liebold@jena.de
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Carsten Müller
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