Villa Rosenthal
Eine Einrichtung von JenaKultur.
Mälzerstraße 11
07745 Jena
Tel. +49 3641 49-8270
Fax +49 3641 49-8005
villa.rosenthal@jena.de
Werkleitung
Friedrun Vollmer
Carsten Müller
Jana Gründig
Öffnungszeiten Ausstellungsbereich:
Di/Do 12 – 15 Uhr
Mi 13 – 17 Uhr
und nach Vereinbarung
(Mo, Fr, Sa und Feiertage geschlossen)
An Veranstaltungstagen können die Öffnungszeiten variieren.
Der Ausschreibungs- und Vergabeprozess 2024 ist beendet.
Sowohl die Anzahl der eingegangenen Bewerbungen als auch deren Qualität haben uns sehr gefreut. Vielen Dank! Nach der öffentlichen Ausschreibung und Prüfung durch das Vor- und Fachgremium gratuliert JenaKultur der freischaffenden Autorin, Lektorin und Dozentin für literarisches Schreiben Andra Schwarz zum Erhalt des Clara-und-Eduard-Rosenthal-Stipendiums im Bereich Literatur & Stadtschreibung 2024 / 2025, das im November 2024 beginnen wird.
Das fünfköpfige Fachgremium - Foto von links nach rechts | vordere Reihe: Evelyn Meyer – Ernst Abbe Bücherei Jena, Dr. Johanna Bohley – Friedrich-Schiller-Universität Jena, Dr. Volha Hapeyeva – Autorin, Übersetzerin, Linguistin sowie Clara- und-Eduard-Rosenthal-Stipendiatin 2023 / 24 | hintere Reihe: Prof. Dr. Nina Birkner – Friedrich-Schiller-Universität Jena, Dr. Dirk Skiba – Friedrich-Schiller-Universität Jena - kommt am 26. Juni 2024 zu folgendem Ergebnis:
„Andra Schwarz´ lyrische Erkundungen „des weiblichen Verlöschens“ überzeugen vor allem durch die sprachlich konzise Bearbeitung eines gewichtigen feministischen Themas ohne politisch und plakativ zu wirken. In den Gedichten wird einerseits eine persönliche Haltung deutlich. Andererseits transportieren sie eine Stimmung, die Leser:innen zu einer genauen Lektüre einladen, die oft zu unerwarteten Einsichten führt. Als innovativ zu werten ist, dass sich die Gedichte auf Installationen von Louise Bourgeois beziehen, wobei Andra Schwarz das Kunststück gelingt, diese Werke zu begleiten, ohne dabei deren Offenheit und Rätselhaftigkeit anzutasten. Leser:innen werden konfrontiert mit spannenden Wechselspielen zwischen Lyrik und Bildender Kunst als verschränkten, doch immer eigenständig bleibenden künstlerischen Produktionen. Die hier – auch aufgrund der gesangsartigen und graphischen Struktur – entstehende Medialität betont den konzeptuellen Gesamtansatz mit seinen verschiedenen thematischen Anknüpfungspunkten und Zugängen. Die Ausgestaltung und Weiterentwicklung dieses Projekts ist nach Einschätzung der Jury daher unbedingt förderungswürdig.“
Hinweis zur kommenden Ausschreibung:
Das Clara-und-Eduard-Rosenthal-Stipendium im Bereich Literatur & Stadtschreibung 2025 / 2026 wird vom 7. Februar 2025 bis einschließlich 4. April 2025 öffentlich ausgeschrieben.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Ivette Löwer | ivette.loewer@jena.de | 03641-498270
Verschaffen Sie sich nachfolgend gern einen Überblick über bisherige Projekte und Arbeiten der Clara-und-Eduard-Rosenthal-Stipendiat:innen im Bereich Literatur & Stadtschreibung.
Andra Schwarz studierte nach einer Instrumentalausbildung in klassischer Gitarre am Musikgymnasium Schloss Belvedere in Weimar Kunstgeschichte und Germanistische Literaturwissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle und später Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Sie gewann 2015 den Lyrikpreis beim open mike und 2017 den Leonce-und-Lena Preis. Ihre dichterische Arbeit bewegt sich zwischen verschiedenen Polen: zum einen nehmen die Gedichte Erscheinungen der Gegenwart in den Blick und wagen sich an sensible Punkte Europas. Zum anderen verhandeln sie Themen wie Versehrtheit und Intimität. Sie erhielt mehrere Residenzen u.a. in Lettland, Österreich, Tschechien und war zuletzt Stipendiatin am Edith-Stein-Haus Wrocław in Polen. Sie arbeitet als freie Autorin, Lektorin und Dozentin für literarisches Schreiben.
In ihrer Zeit in Jena widmet sie sich u.a. ihrem nächsten Gedichtband, der marginalisierte Frauen ins Zentrum rückt. Die Gedichte treten in einen interdisziplinären Dialog mit Werken aus den Bereichen der bildenden Kunst und setzen sich dabei mit Darstellungen von Weiblichkeit auseinander. Mit darunter die beeindruckenden Installationen „Cells“ der französisch-US-amerikanischen Künstlerin Louise Bourgeois, welche den eingesperrten Körper der Frau repräsentieren und darin einen intimen Mikrokosmos aus traumatischen Szenen entfalten. Es ist der Versuch, eine Sprache für die Gewalt zu finden, welche sich seit Jahrhunderten in den Frauenkörper eingeschrieben hat.
Wenn Sie mehr über die Autorin und ihre Arbeit erfahren möchten, folgen Sie bitte dem Link
Volha Hapeyeva wurde in Minsk (Belarus) geboren und ist Lyrikerin, Autorin, Übersetzerin und promovierte Linguistin. Ihre literarischen Anfänge liegen in den 2000er Jahren, wo eine Generation junger Autor:innen eine neue literarische Bewegung begründete, die eine Wiederbelebung der Traditionen der belarussischen Avantgarde und der belarussischen Sprache auslöste.
Seit 2019 verwendet die Autorin auch die deutsche Sprache als Mittel für ihre Texte und schreibt seither sowohl Gedichte als auch Essays in Deutsch. Seit dem Herbst 2020 lebt Volha Hapeyeva im Exil. Sie arbeitet parallel an mehreren literarischen Projekten und nutzt die Zeit in Jena, um ihre literarische Arbeit fortsetzen und sich auf aktuelle Projekte zu konzentrieren.
Hierzu zählt die Vorbereitung eines neuen Gedichtbands mit deutschsprachigen Gedichten. Im Februar 2024 erschien der Roman „Samota. Die Einsamkeit wohnte im Zimmer gegenüber“ (aus dem Belarusischen übersetzt von Tina Wünschmann und Matthias Göritz, Droschl Verlag, 192 Seiten).
Darüber hinaus ist ein Buch mit Essays geplant, in denen es um Sprache und Empathie, Gewalt und Heimat, Nomadismus und Poesie gehen wird. Parallel zum Schreiben experimentiert Volha Hapeyeva mit der Kunst und übersetzt Gedichte von Japanischen Autor:innen. Seit einem Jahr sammelt Volha Hapeyeva Material für einen neuen Roman und hat begonnen, die ersten Kapitel zu schreiben und diesen entsprechend Zeit zu widmen.
Wenn Sie mehr über die Autorin und ihre Arbeit erfahren möchten, folgen Sie bitte dem Link
Mariana Dimópulos ist eine argentinische Autorin und Übersetzerin, die in Berlin lebt und viele Jahre ihre Arbeit der deutschen Philosophie gewidmet hat.
Soziale Beziehungen im Zeichen unserer Zeit - zu diesem Thema veranstaltet die Villa Rosenthal eine kleine Gesprächsreihe mit zwei Persönlichkeiten, die für ihren scharfen Blick und ihr kritisches Denken bekannt sind. Carolin Emcke, Philosophin und Schriftstellerin, und Joseph Vogl, Professor und Autor, diskutieren mit der ehemaligen Stipendiatin Mariana Dimópulos über Folgen und offene Fragen neuer Informationsvermittlung und politischen Engagements. Vor welchen Herausforderungen stehen wir im Zeitalter von absoluter Erreichbarkeit? Garantiert Kommunikation ein echtes Verständnis bei Dissens? Sind die heutigen digitalen Vermittlungskanäle so neutral, wie wir uns das wünschen? Weder Naivität noch pure Skepsis scheinen eine akzeptable Lösung zu bieten.
Demokratie und politisches Leben sind auf neue Formen des Austauschs angewiesen. Historisch gesehen wäre unsere Welt ohne die Revolution in der Kommunikationsformen, die vor mehr als zweihundert Jahren stattgefunden hat, undenkbar. Eine pauschale Ablehnung der neuen Medien als Ort der Öffentlichkeit ist eine unrealistische Vorstellung: sie prägen unsere sozialen Verhältnisse und durchdringen unsere tägliche Aktivitäten bis ins Kleinste. Sie schaffen auch jenen sozialen Raum, der das Gemeinsame im Unterschiedlichen –das, was uns als moderne Menschen auszeichnet– erst möglich macht. Doch so viel Information erscheint uns unüberschaubar.
Carolin Emcke und Joseph Vogl wollen ihren klugen, einfühlsamen und spannenden Beitrag zur Klärung dieser Fragen und anderen Herausforderungen unserer Zeit leisten.
Moderiert werden die Gespräche von Mariana Dimópulos, Clara-und-Eduard-Rosenthal-Stipendiatin 2022/23.
Die Veranstaltungen finden am Freitag, dem 15. März mit Joseph Vogl und am Freitag, dem 19. April 2024 mit Carolin Emcke, jeweils 19.30 Uhr, statt. Tickets sind über den Ticketservice der Jena Tourist-Information erhältlich – und je nach Verfügbarkeit – an der Abendkasse.
Einlass: ab 19 Uhr
Eintritt: 8 Euro | erm. 6 Euro
"30 Jahre KulturArena - Rückblicke und Hintergründe"
Zum 30. Mal werden sich im Sommer 2022 die Türen zum schönsten Freiluftwohnzimmer der Stadt öffnen. Was für ein Fest! Und Anlass für jede Menge Begegnungen.
Gemeinsam mit Florian Ernst gibt Friedrich Herrmann Jenen eine Stimme, die diesem Festival einen eigenen Stempel aufgedrückt und es über die Jahre zu einer Instanz gemacht haben.
hier geht es zu den Beiträgen vor und hinter den Kulissen...
Friedrich Herrmann ist Poetry Slammer, Moderator und Veranstalter aus Jena. Seit 2015 - nach seinem mit dem 1. Staatsexamen abgeschlossenen und mit Auszeichnung bestandenen Studium der Germanistik / Anglistik LA Gymnasium an der Friedrich-Schiller-Universität Jena - tritt er im gesamten deutschsprachigen Raum mit selbstverfassten Texten auf und wurde auf diesem Weg zweifacher Landesmeister (Thüringen & Sachsen) sowie deutschsprachiger Meister im Poetry Slam. Im Herbst 2019 erschien sein erstes Buch “Notizen eines Linkshänders”, eine handschriftlich verfasste und von seinem Bruder Paul Herrmann originell illustrierte Textsammlung im Lektora-Verlag, sowie sein erstes abendfüllendes Soloprogramm. In Jena ist er regelmäßig bei der Lesebühne „Sebastian ist krank“ zu sehen, die im Frühjahr `22 ihre 50ste Ausgabe feierte.
"30 Jahre KulturArena - Rückblicke und Hintergründe"
Zum 30. Mal werden sich im Sommer 2022 die Türen zum schönsten Freiluftwohnzimmer der Stadt öffnen. Was für ein Fest! Und Anlass für jede Menge Begegnungen.
Gemeinsam mit Friedrich Herrmann gibt Florian Ernst Jenen eine Stimme geben, die diesem Festival einen eigenen Stempel aufgedrückt und es über die Jahre zu einer Instanz gemacht haben.
hier geht es zu den Beiträgen vor und hinter den Kulissen...
Florian Ernst wurde 1993 in Jena geboren und verbrachte die ersten 23 Jahre seines Lebens an der Saale. Nach seinem Bachelor in Germanistik und Kommunikationswissenschaften an der FSU-Jena ging er 2016 nach Schweden. An der Universität in Lund absolvierte er den Masterstudiengang Literature-Culture-Media. Trotz der geographischen Distanz blieb er seiner Heimatstadt eng verbunden, so sendete er regelmäßig Briefe an die Musikkneipe Alster („Die Leiden des jungen E.“) und ist Anhänger des FC Carl Zeiss Jena. Seit 2018 lebt und arbeitet er in Dresden im Kulturbereich.
Seine Eltern nahmen ihn schon in jungen Jahren mit in die Kulturarena und legten so bereits früh das Fundament für seine musikalische Leidenschaft. Er selbst ist Schlagzeuger und Haupttexter der Jenaer Band The Smashers.
Warum machen Menschen die Nacht zum Tage?
Unter dieser Leitfrage kam die dreiköpfige Expertenjury – bestehend aus dem Geschäftsführer der Gleis 1 GmbH Thomas Sperling, Schauspielerin Karoline Schuch und dem stellvertretenden Werkleiter von JenaKultur Carsten Müller (Moderation: Werkleiter von JenaKultur Jonas Zipf) – im Januar 2020 zur Überzeugung, das Stadtschreiber-Stipendium in der Villa Rosenthal an den freien Autor und Redakteur Christian Gesellmann zu vergeben.
Die Expertenkommission begründet ihre Entscheidung wie folgt:
„Christian Gesellmanns Arbeit zeichnet sich durch die Fähigkeit aus, Gegenstand und Gegenüber seines Schreibens treffend zu charakterisieren. Neben einer ausgesprochenen Webaffinität bringt sein Schreibstil alle Mittel des zugewandten Interviews, der aufmerksam beobachtenden Reportage und des sensiblen Portraits mit, die es braucht, um die Geschichte des Kassablanca und die Geschichten der mit dem Kassablanca verbundenen Menschen behutsam zu recherchieren und spannungswirksam aufzuschreiben. Nicht zuletzt seine Nähe zu Jena, zur hiesigen Sozio- und Clubkultur, überzeugt die Jury davon, dass es Christian Gesellmann gelingen wird, mit seiner Kassablanca-Story Kopf, Herz und Bauch einer breiten Leserschaft zu erreichen.“
Im Stipendienzeitraum werden 12 bis 15 Zeitzeugeninterviews geführt, auf deren Grundlage der Stipendiat einen Blogbeitrag auf JenaKultur veröffentlichen wird.
Während meiner Stipendiatenzeit werde ich zunächst einen neuen Gedichtband beenden; dieser wird dann in Jena sozusagen den "letzten Schliff" bekommen und aller Wahrscheinlichkeit nach im kommenden Herbst (Ende 2019) schon erscheinen. Dementsprechend freue ich mich, dass die Premiere dieses Lyrikbandes natürlich innerhalb meiner Residenz in Jena erfolgt. Zudem plane ich die Fertigstellung eines Bandes mit einer Reihe von Erzählungen, die dann hauptsächlich in 2019/20 entstehen werden. Ich bin selber gespannt darauf - und sehr interessiert -, welchen Einfluss die Jenaer Umgebung auf die Geschichten haben wird: dass sie ihn haben wird, ist bei einem einjährigen Aufenthalt eigentlich keine Frage. Neue Gedichte, Lyrik-Übersetzungen - ferner ein Theaterstück und ein schon konzipierter Roman - sind weitere Projekte, die mich durchgehend beschäftigen werden. Dies einzubetten und abzurunden durch einen einjährigen intensiven kulturellen Austausch mit der Stadt Jena und ihrem Umfeld, mit Präsentationen und Lesungen, erscheint mir äußerst reizvoll und kreativ.
Hannah Zufall, geboren 1987, hat in Hildesheim Szenische Künste und in Aix-en-Provence Les arts du spectacle studiert. Anschließend war sie unter anderem bei der Performancegruppe SIGNA als Schauspielerin sowie an der Schaubühne Berlin als Regieassistentin tätig. 2013 wurde sie für den ersten Osnabrücker Dramatikerpreis sowie 2014 für den Leonhard-Frank-Preis in Würzburg nominiert. Ihr Stück Weil sie nicht gestorben sind – in dem sie drei Grimm-Märchen miteinander kombiniert – wurde 2017 in Göttingen uraufgeführt und zu dem Heidelberger Stückemarkt 2017 eingeladen. 2018 promovierte sie in Literaturwissenschaften und wurde als Autorin in das Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf eingeladen.
Während ihrer Zeit als Stadtschreiberin wird sie an verschiedenen Theatertexten schreiben. In ihrem aktuellen Stück beschäftigt sie sich mit Freundschaft als Grenzerfahrung und Identitätssuche. Darüber hinaus interessiert sich Hannah Zufall für Wirklichkeiten, die durch Sprache geschaffen werden. So arbeitet sie etwa zu den Möglichkeiten einer sprachlichen Erfassung von sinnlichen Geruchswahrnehmungen. In Jena soll zudem Raum für eine künstlerische Auseinandersetzung im Austausch mit anderen KünstlerInnen entstehen, aus denen weitere Texte und Projekte vor Ort hervorgehen können.
Tom Schulz wurde 1970 in Großröhrsdorf geboren und wuchs in Ost-Berlin auf. Nach seinem Schulabschluss 1987 begann er eine Lehre zum Handelskaufmann und war bis 2001 in verschiedenen Positionen in der Bauindustrie tätig.
Seine schriftstellerische Laufbahn begann in den 1990er mit ersten Veröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschriften und dem Erscheinen seines ersten Buches „Städte, geräumt.“ (Gedichte, Fürth 1997).
Seit 2001 arbeitet Tom Schulz als freier Autor, Übersetzer und Herausgeber. Zudem ist er Dozent für Kreatives Schreiben und war von 2011 bis 2014 Leiter des Lyrikworkshops 'open poems´ in der Literaturwerkstatt Berlin.
Die Zeit in der Villa Rosenthal widmet Tom Schulz der Fertigstellung seines neuen Gedichtbandes „Die Verlegung der Stolpersteine“ sowie der Weiterarbeit an einem Reisetagebuch, das er zusammen mit seinem Kollegen Björn Kuhligk im Herbst 2017 herausbringen wird. Er bezeichnet sich selbst als Autor von schöner Literatur. In diesem Sinn wird er seinen Aufenthalt in Jena verstehen und den Blick auf Veränderungen und Geschichte, Gegenwart und Erinnerung sowie die Suche nach Formen menschlicher Verständigung und künstlerischem Ausdruck lenken.
Darüber hinaus entstehen derzeit neue Ideen zu einem Poem bzw. Langgedicht in Form von ersten Notizen, Skizzen und lyrischen Texten. Dieses soll die thüringische Landschaft beschreiben und gleichzeitig Geschichtsinformationen mit einbeziehen.
Das Wunder von Sadagora. Edition Azur. Dresden 2016
Lichtveränderung. Gedichte. Hanser Berlin, 2015.
WIR SIND JETZT HIER - Neue Wanderungen durch die Mark Brandenburg
(zusammen mit Björn Kuhligk). Hanser Berlin, 2014.
Innere Musik. Gedichte. Berlin Verlag, 2012
Pariser Gärten und andere Gedichte. Rheinsberger Bogen, 2014
Liebe die Stare. Prosa. Verlagshaus J. Frank, Berlin, 2011
Kanon vor dem Verschwinden. Gedichte. Berlin Verlag, Berlin, 2009
Vergeuden, den Tag. Gedichte, kookbooks, Berlin, 2006.
Hundert Jahre Rütli. Gedichte. Sukultur, Berlin, 2005.
Abends im Lidl. Gedichte, Krash Neue Edition im Stahl-Verlag, 2004.
Weddinger Vorfahrt. Prosa. Sukultur, Berlin, 2003.
Trauer über Tunis. Gedichte. Parasitenpresse, Köln, 2001.
Städte, geräumt. Gedichte. Laufschrift Edition, Fürth, 1997.
Liechtenstein-Preis für Lyrik, 2016.
Aufenthaltsstipendium in der Villa Rosenthal / Jena, 2016.
Stipendium des Hausacher LeseLenz, 2015.
Stipendium der Akademie der Künste im Alfred-Döblin-Haus, Wewelsfleth, 2015.
Alfred-Gruber-Preis beim Lyrikpreis Meran, Südtirol, 2014.
Stipendium des Künstlerhauses Edenkoben (Rheinland-Pfalz), 2014.
Kunstpreis Literatur der Lotto-Stiftung Brandenburg, 2013.
Berliner Senatsstipendium, 2013.
Heinrich Heine Stipendium in Lüneburg, 2013.
Stadtschreiber von Rheinsberg, 2012.
Stipendium des Künstlerhofes Schreyahn (Niedersachsen), 2012.
Stipendium der Stiftung Preußische Seehandlung, Berlin, 2010.
Bayerischer Kunstförderpreis für Literatur, 2010.
DAGNY-Stipendium der Villa Decius und der Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit, Krakau, 2010.
Lauter Niemand Lyrikpreis 2003.
2. Preis der Regensburger Schriftstellergruppe International, Regensburg 1998.
Gastpoet an der Universität Augsburg, 1996.
Preisträger beim Treffen Junger Autoren, Berlin, 1991.
Kinga Tóth wurde 1983 in Sárvár (Ungarn) geboren und studierte Germanistik an der Kodolányi János Universität in Székesfehérvár. Sie hat einen Masterabschluss in Literaturwissenschaft (Pannon Universität in Veszprém, 2008) sowie in Kunst und Kommunikation (Budapest College of Communication and Business, 2012).
Heute ist Tóth Sprachwissenschaftlerin, (Klang-)Poet-Illustratorin und Kulturmanagerin. Sie arbeitet als Journalistin sowie Lektorin für das Kunstmagazin Palócföld und Roham; darüber hinaus als Songwriterin, als Frontfrau des Tóth Kínga Hegyfalu-Projekts, als Vorstandsmitglied des József-Attila-Kreises für junge Schriftsteller und als aktives Mitglied für zahlreiche Projekte und Verbände.
Ihre Stipendiatenzeit in der Villa Rosenthal hat Kinga Tóth genutzt, um ihr Buchprojekt „Mondgesichter“ zu beenden. Dieses behandelt zum einen die persönliche Beschäftigung mit körperlicher Mutation und Krankheiten und greift, zum zweiten, die Fähigkeit auf, mit dem „Quersein“ umzugehen. Die Krankheit wird als Veränderung, nicht als Tabu und Stigmatisierung interpretiert und die Umsetzung des Themas erfolgt dabei nicht nur schriftlich mit Prosa in deutscher, englischer und ungarischer Sprache, sondern kreiert eine komplexe Welt, in welcher sich der Text mit Dokumenten und visuellen Elementen verbindet.
Familien- und Krankenhausinterviews, Röntgenaufnahmen, Überweisungen, Krankenberichte und Diagnosen wurden ebenfalls zu Bestandteilen des Buches, so wie ihre musikalische Arbeit, um die Wortgewalt auf vielfältige Art und Weise zu präsentieren: in Form von Rauminstallationen und Live-Performances, u.a. zu ihrem „Soundpoetry“-Projekt „ALL MACHINE“.
Beschäftigt hat sich K. Tóth zudem mit Gedichten aus ihrem zweiten Projekt „PARTY“. Diese behandeln verfälschte „Kinderhorrorreime“ und thematisieren soziale Probleme und Tabus. Zu ihren Publikationen zählen Gedichtbände mit Illustrationen wie „ZSÚR“ (2013) oder „ALL MACHINE/Allmaschine“ (2014) und internationale Artikel auf Lyrikline, Metamorphose, Ausser.dem, Poetry, Colony Magazine, tapin2, Asymptote, hlo.hu, Columbia Granger's World of Poetry, und Huellkurven.
Neben dem Tóth Kína Hegyfalu-Projekt nahm sie an weiteren Musikprojekten wie 33 astral bodies (Lyrics, Gesang), Tuning Ballerina (Lyriks, Gesang), Control mit Silvia Rosani (Kontext, Text, Performance), ARKon (Gesang, Lyrik) teil.
Auftritte in Jena:
Kulturbahnhof, Glashaus Jena e.V. (in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Jena e.V.), KLICK Festival für JetztKultur, Café Pici
nähere Informationen unter:
Im Herbst 2014 jährte sich die Neubelebung der Villa Rosenthal zum fünften Mal. Mit dem außergewöhnlichen Fund des Bildnisses von Clara Rosenthal, dass auf Grund der Spurensuche des ersten Clara-und-Eduard-Rosenthal-Stipendiaten Stephan Laudien nach siebzig Jahren wieder in die Villa Rosenthal zurück gekommen ist, wurde das öffentliche Interesse am Leben der Familie Rosenthal in Jena und Thüringen weiter gesteigert.
Vor diesem Hintergrund war und ist es das Ziel von JenaKultur, eine aktive Forschung zum Leben und Wirken der Rosenthals zu unterstützen. Denn zwar sind uns die Verdienste des Juristen, 2fachen Rektors der Universität und des Ehrenbürgers Eduard Rosenthal für die Stadt und das Land Thüringen zum Teil bekannt, aber das Leben des jüdischen Ehepaares Rosenthal in seinen Beziehungen zu Wissenschaftlern, Unternehmern, Politikern, Kunstmäzenen und Künstlern, befreundeten und ihnen ferner stehenden Menschen war bis dato noch kein Gegenstand weiterführender Untersuchungen und ließ mehr Fragen als Antworten zu. Ein Forschungstipendium mit dieser Thematik war deshalb für die Villa Rosenthal im Hinblick auf fundierte, erkenntnisreiche Beiträge im für eine umfassendere Publikation zur wechselvollen Geschichte des Hauses und seiner Bewohner essentiell.
Grundlage zur Umsetzung dieses Vorhabens war die befristete Umwidmung des Clara-und-Eduard-Rosenthal-Stipendiums für Literatur und Stadtschreibung zu einem inhaltlich wie oben beschriebenen Forschungsstipendium.
Als Stipendiat schlug JenaKultur Dr. Dietmar Ebert vor, der sich innerhalb seines Stipendiums für Literatur der Kulturstiftung des Freistaates Thüringen bereits mit Eduard und Clara Rosenthal auseinander gesetzt hatte und sich bis heute mit ihnen beschäftigt. im Jahr 2014 entstand ein Essay unter dem Arbeitstitel: „Die Villa Rosenthal auf dem Weg in die Klassische Moderne - ein exemplarisches Beispiel für das soziale und kulturelle Milieu der Industrieprovinz Jena im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts.“
Dr. D. Ebert hat während seiner Stipendiatenzeit konkret neue Quellen - vor allem durch Recherchen in den Archiven und Handschriften in Jena, Weimar, Marbach und Stuttgart - Nachlässe und Briefwechsel untersucht, die bisher nicht in Zusammenhang mit den Rosenthals bekannt waren. Beispiele sind die Nachlässe Max Klingers, Ludwig von Hofmanns, die Briefwechsel Elisabeth Förster-Nietzsche mit Harry Graf Kessler, die Briefe Irene und Rudolf Euckens an Irene Euckens Mutter Athenäa Passow sowie diverse Korrespondenzen der Jenaer Mitstreiter im Kunstverein und anderer Zeitgenossen.
Mit diesen Recherchen ist es Dr. D. Ebert gelungen, ein Stück weit den „kulturellen Habitus“ der Rosenthals zu rekonstruieren und ihre Rolle im universitären und städtischen Milieu näher zu beleuchten. Aus der Fülle der Ergebnisse hat Dietmar Ebert am Ende seiner Stipendiatenzeit Ende 2015 zunächst ein Vortragsthema ausgewählt, das für die Öffentlichkeit von besonderem Interesse war: "Eduard Rosenthal und Ernst Haeckel - Eine Gelehrtenfreundschaft". Ein Aquarell der Villa Rosenthal, das Ernst Haeckel 1917 gemalt und Eduard Rosenthal zum 65. Geburtstag geschenkt hat, wurde als Leihgabe des Ernst-Haeckel-Hauses enthüllt und erstmals öffentlich gezeigt. Wie wir aus einem Dankschreiben Eduard Rosenthals wissen, hat sich vor allem Clara Rosenthal über diese Freundschaftsgabe sehr gefreut. Weitere Vorträge werden folgen.
Dietmar Ebert wurde 1953 in Großröhrsdorf bei Dresden geboren. Nach dem Studium der Kulturtheorie, Ästhetik und Literaturwissenschaft an der Leipziger Universität lehrte und forschte er von 1975 bis zum März 1989 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Seine Dissertationen A (1985) und B (1990) verfasste er zum Thema „städtische Kultur“. Von April 1989 bis zum Juni 1990 arbeitete er als Stadtrat für Kultur innerhalb der Stadtverwaltung Jena.
In den 1990-er Jahren baute er im „Verein für Kunst, Kultur und Kommunikation“ ein „Archiv erzählter Geschichte“ auf. Ausschnitte aus diesen lebensgeschichtlichen Interviews sind zu 12 Themenkomplexen geordnet worden und unter dem Titel „Oral History. Zeitzeugen erzählen“ in der Mediothek des Thüringer Schulportals zu finden. Seit 2007 arbeitet Dietmar Ebert als freier Autor, Lektor und Publizist in Jena. 2008 erhielt er den Caroline-Schlegel-Förderpreis für Essayistik der Stadt Jena.
Seine publizistischen Arbeiten teilen sich in zwei Stränge, zum einen in stärker kultur- und lokalgeschichtliche Aufsätze, zum anderen in literaturwissenschaftlich grundierte Essays und Kritiken. Im Jahr 2009 erschien bei edition Azur Dresden sein Buch „Das Glück des atonalen Erzählens. Studien zu Imre Kertész“. Es enthält von ihm und anderen verfasste literarische Essays. Ein fotografischer Essay von Jürgen Hohmuth kommentiert Lebensstationen von Imre Kertész.
André Schinkel wurde 1972 im sächsischen Eilenburg geboren und lebt heute zusammen mit seiner Familie in Halle a. d. Saale. Er wuchs in Bad Düben und Holzweißig bei Bitterfeld auf und erlernte 1988 bis 1991 den Beruf eines Rinderzüchters mit Abitur. Nach einer abgebrochenen ausbildung zum Umweltschutztechniker studierte er Kunstgeschichte, Germanistik und Archäologie in Halle und erlangte 2001 den akademischen Grad eines Magister artium. Er arbeitet als freier Autor, Lektor, Gutachter, Literatur- und Musikkritiker; seit 2005 hat er die Redaktionsleitung der Literaturzeitschrift "oda - Ort der Augen" inne. André Schinkel ist Mitglied des P.E.N. und des sachsen-anhaltinischen Literaturrats.
Seit mehreren Jahren betreut er einen Lektürekurs an der Halleschen Volkshochschule, in dem über die Literatur der Gegenwart und der klassischen Moderne befunden wird. Gedichte und Essays von Schinkel wurden in zwölf europäische Sprachen und ins Arabische übersetzt, seine Texte erschienen in zahlreichen Anthologien und Zeitschriften sowie im Internet.
Sein erstes Gedicht schrieb Schinkel aus Liebeskummer und auf die Bridge eines Depeche-Mode-Songs aus der ‚klassischen‘ Phase der Band. Ernsthaft vom Schreiben besessen ist er etwa seit 1989. Sein erstes Buch erschien 1994: der Gedichtband „durch ödland nachts“, ihm folgten weitere Bücher, zuletzt die Bände „Parlando“ und „In Sina Gumpert war ich jung verliebt“ (beide 2012). Seine Arbeit umfasst Lyrik, Prosa, Essayistik, Texte für Kinder und Nachdichtungen aus dem Serbischen, Kroatischen, Bosnischen, Englischen und Altägyptischen. Seine Texte wurden in 15 Sprachen übersetzt, er dichtet vor allem aus den südslawischen Sprachen nach. Er wurde mit dem Georg-Kaiser-Förderpreis, dem Joachim-Ringelnatz-Nachwuchspreis sowie dem Walter-Bauer-Preis geehrt, war Stadtschreiber in Halle und Ranis. Lesereisen führten ihn nach Italien, Bosnien-Herzegowina, Armenien, nach Bergkarabach und Bulgarien.
Während seiner Zeit in Jena arbeitete André Schinkel an seinem geplanten Erzählband "Das Licht auf der Mauer", in dem u. a. die Zeit in Ranis aufgearbeitet wird und sich eine unendlich traurige Liebesgeschichte findet. Er wolle sich „in zwölf bis sechzehn Erzählungen mit den Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Liebe befassen, ihren Kaskaden und Kavalkaden, in das Leben der jeweiligen Protagonisten einzugreifen.“ Die Handlung der Erzählungen ist in Mitteldeutschland angesiedelt, auch Jena und Weimar. An den Rändern dieser Erzählungen wurde nach dem Grund gesucht, warum das steinerne Raumschiff, auf dem wir auszuharren haben, immer wieder ins Schlingern gerät.
Nähere Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Andr%C3%A9_Schinkel
Der 1982 in Kiew geborene Autor Dmitrij Gawrisch lebte ab 1993 in der Schweiz und heute in Berlin. Zunächst begann er ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bern. Heute schreibt er Theaterstücke und Prosa, für welche er mit zahlreichen Preise und Stipendien ausgezeichnet wurde, so erhielt er unter anderem einen Werkbeitrag des Kantons Bern für die Arbeit an seinem ersten Roman „Der Kranich im Schnee“. 2009 nahm er an dem Autorenförderprogramm „Dramenprozessor“ am Theater Winkelwiese in Zürich teil. Dort entstand sein erstes Theaterstück „Brachland“, das 2011 am Stückemarkt beim Berliner Theatertreffen in der Regie von Stephan Kimmig aufgeführt wurde. Später entstandene Werke waren beispielweise am Burgtheater Wien, Schauspielhaus Graz, Staatstheater Karlsruhe und am Theater Basel zu sehen. 2013 wurde er mit seinem Stück „L.“ für den Retzhofer Dramapreis nominiert und gewann im selben Jahr mit „Mal was Afrika“ den 2. Autorenwettbewerb der Theater St. Gallen und Konstanz. Ebenfalls 2013 wurde seine Erzählung „schaukelgestühl ganse en bräune“ beim 21. open mike in Berlin mit dem Preis für Prosa ausgezeichnet.
Der Autor spürte während seines Aufenthalts in Jena vergessenen, verdrängten und verschwiegenen deutsch-russischen Geschichten nach. Konkret ging es ihm um die Zwangsnachbarschaft zwischen sowjetischen Soldaten und der deutschen Zivilbevölkerung. Nach Kriegsende besaß die Sowjetarmee mehrere Stützpunkte in Jena. In Jena Nord etwa, entlang der Naumburger Straße, war die 79. Panzerdivision der 8. Garde-Armee stationiert. Offiziell beschränkte sich der Kontakt zwischen Befreiern und Befreiten, Besatzern und Besetzten, „Russen“ und Deutschen auf oberflächliche, blutleere, inszenierte Freundschaftstreffen an sozialistischen Feiertagen. Darüber hinausgehender persönlicher Kontakt und Austausch waren auf beiden Seiten nicht gern gesehen und zeitweise sogar verboten. Was die damaligen Machthaber aber offensichtlich vergaßen: Das Verbotene übt umso größeren Reiz und Faszination aus.
Und so hält manch alte Freundschaft und Liebe bis heute, 20 Jahre nach dem Abzug der russischen Armee aus dem wiedervereinten Deutschland, an. „Dieses Thema führt dich geradewegs in ein Minenfeld“, wurde Gawrisch gleich nach seiner Ankunft in Jena gewarnt. Und: „Über die Russen sprechen die Thüringer nicht.“ Sie tun es doch, musste Gawrisch bald feststellen, aber lieber nicht in der Öffentlichkeit – wer weiß, wer da mitlauscht. So fanden manche Gespräche – in bester Agentenmanier – im Wald, auf einer Brache oder im Hinterzimmer einer Bäckerei statt. Dutzende Zeitzeugen konnte der Autor bei seinen Recherchen befragen, Archive nach Bildern und Berichten durchforsten und einstige Kommandaturen, Kasernen und Soldatenküchen besichtigen.
Die Ergebnisse der Nachforschungen hat in einer 45-minütigen Lesung mit anschließendem Gespräch in der Villa Rosenthal erstmals öffentlich vorgestellt.
Nähere Informationen: http://www.nairs.ch/portfolio-view/dmitrij-gawrisch/
Najem Wali wurde am 20. Oktober 1956 in Amara im Süden des Irak geboren wurde. Nach seinem Abitur in Basra und Amara studierte er zunächst deutsche Literatur an der Universität Bagdad. Nach Abschluss seines Studiums 1978 wurde Wali für anderthalb Jahre zum Militärdienst eingezogen. Währenddessen wurde er als „politisch Andersdenkender“ inhaftiert, kam aber wie durch ein Wunder frei. Am 22. September 1980, dem Ausbruch des Irak-Iran-Krieges, wurde Walis Jahrgang erneut zum Militärdienst einberufen, woraufhin er sein Wehrheft fälschte und nach Westdeutschland desertierte. Es war kein Einfaches für Wali ein Ausreisevisum zu beantragen, allein schon, weil sein Name auf der Ausreiseverbotsliste stand. Durch Bestechung und Bekannte erkämpfte er sich im November 1980 seine Freiheit.
Hier studierte er Germanistik an der Universität Hamburg. Nach erfolgreichem Abschluss seines Studiums zog Najem Wali 1987 nach Madrid, um dort spanische Literatur zu studieren. 1990 kehrte er nach Hamburg zurück. Danach folgten verschiedene Studienaufenthalte, wie z.B. 1993 ein Studienaufenthalt in Oxford und 1995 in Florenz.
Najem Wali fing früh mit dem Schreiben an. Seine erste Erzählung hat er bereits im Alter von 16 Jahren veröffentlicht. Er war auch schon früh als Journalist tätig, arbeitete in seiner Studentenzeit im Radio Bagdad und in einer wöchentlichen Zeitschrift. Seinen Roman Ein Ort namens Kumait – die Geschichte einer Beschneidung schrieb Najem Wali bereits im Jahr 1989. Erst 1997 erschien er in Kairo auf Arabisch. Das Buch unternimmt einen Tabubruch, indem es die Beschneidung Folter nennt. Es dauerte daher auch acht Jahre, bis sich ein arabischer Verlag fand, den Roman zu drucken.
Der Autor zählt zu den führenden Schriftstellern der jüngeren Generation in der arabischen Welt. Seine Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Sein Roman "Die Reise nach Tell al-Lahm" (2004) wurde zu einem Bestseller, insbesondere in den Golfstaaten, Saudi Arabien, Irak und Ägypten, bald zu einem Kultroman.
Heute lebt Najem Wali in Berlin und ist neben seiner Tätigkeit als Autor auch als Journalist und Korrespondent für die arabische Tageszeitung Al Havat tätig. Zudem schreibt er für verschiedene deutsche Zeitungen wie die Süddeutsche Zeitung und Die Zeit. Er ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.
Der aus dem Irak stammende Bestseller-Autor Najem Wali war zum Ende seines Stipendienaufenthaltes in einer Lesung zu erleben. Der Autor widmete sich während seiner Zeit in Jena gleich zwei jüdischen Häusern, mit einer ähnlich faszinierenden und wechselvollen Geschichte, der Villa Rosenthal in Jena und der am Tigris gelegenen Villa des Sir Sassoon Eskells. Rosenthal sowie Eskell gehörten zu den herausragendsten Persönlichkeiten ihrer Zeit und beschäftigten sich zur gleichen Zeit mit juristischen, politischen, gemeinnützigen und kulturellen Belangen ihrer Regionen. Wali suchte nach weiteren Parallelen zwischen den Häusern und Ihren einstigen Besitzern. Haben die beiden sich gekannt oder sind sich vielleicht sogar begegnet? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, begab sich Wali auf Forschungsreise nach Wien und in den weit entfernten Irak.
Die Ergebnisse dieser interessanten Forschungsarbeit stellte er in einer 45-minütigen Lesung mit anschließendem Gespräch in der Villa Rosenthal.
Nähere Informationen: http://najemwali.de/
Der Schriftsteller Ulrich Schlotmann wurde am 11. August 1962 in Balve im Sauerland geboren. Er besuchte Internate in Paderborn und Werl. Nach dem Abitur leistete er Zivildienst im Landeskrankenhaus Warstein. Seit 1982 lebt er in Berlin. Nach abgebrochenem Studium ist er seit 1986 schriftstellerisch tätig. Er ist Vater einer Tochter.
Zum Abschied seines sechsmonatigen Aufenthaltes in der Villa Rosenthal stellte der Autor von "Die Freuden der Jagd" (2009), sein Projekt "Die Hub-, Schub-, Zugkräfte der Statik Band Eins" vor und gewährte dem Jenaer Publikum damit Einblick in sein damaliges Schaffen und sein ästhetisches Programm. Mit seiner Kunstprosa suchte Schlotmann nach Formen, die die Komplexität der Realität und die Vielschichtigkeit unserer Wahrnehmung
ausdrücken können. Dabei zeugten seine Texte von einem feinem Sprachgefühl, das stets mit einer ausgeprägten Freude am Wortwitz, an Mehrdeutigkeiten und nicht zuletzt an Fallstricken der deutschen Sprache einher geht.
In seinem (Anti-)Romanprojekt richtete Ulrich Schlotmann seinen Blick nicht auf die vermeintliche Oberfläche der Dinge. Vielmehr versuchte er zu ergründen, was sich unter dieser Oberfläche befindet. So betrachtete er, wie durch ein Mikroskop, die Sprache selbst: die Sprache also als das Medium durch das wir versuchen unsere Welt darzustellen, zu beschreiben und schlussendlich zu begreifen. So näherte sich der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller einem Verständnis von Realität an, das unserer nicht zuletzt durch den realistischen Roman mitgeprägten Vorstellung, widerspricht. Sein Interesse gilt dem Effekt, den Sprache auf unser Bewusstsein und auf die Wahrnehmung der Welt als solche hat.
Nähere Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Schlotmann
Vera Kissel wurde 1959 in Heppenheim/Bergstraße (Hessen) geboren und wuchs im Ruhrgebiet auf. Heute lebt sie in Potsdam. Sie studierte Journalistik an der Universität Dortmund, erfand und erzählte aber so lange sie denken kann Geschichten. Heute arbeitet Sie als freie Autorin und schreibt Theaterstücke, Drehbücher, Gedichte, Kurzgeschichten und Romane für Erwachsene sowie für Kinder und Jugendliche. Ihre Texte wurden vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Clara-und-Eduard-Rosenthal-Stipendium für Literatur und dem Brandenburgischen Kunst-Förderpreis (2013). Ihr erstes Drehbuch „Die Anruferin“ basiert auf ihrem gleichnamigen Theatermonolog. „Was die Welle nahm“, ihr erster Jugendroman, erschien im Dressler Verlag und wurde 2015 für die Goldene Leslie nominiert. Er soll fürs Kino verfilmt werden, Vera Kissel schreibt das Drehbuch. Sie lebt in Potsdam.
Seit 1999 arbeitet sie als freie Autorin und schreibt Theaterstücke, Drehbücher, Lyrik und Prosa.
Das Konzept, mit dem sie sich um das Stipendium in Jena bewarb, wollt sie in dem halben Jahr weiterentwickeln. Dabei nahm sie Clemens Brentanos Kindheit, seine Jahre in Jena, seine Liebesirrungen und -wirrungen zum Ausgangsmaterial für ein Gegenwartsstück: die verrückte Liebe zwischen einem 16 Jahre alten Teenager und einer 20 Jahre älteren Professorengattin namens Sophie.
Vera Kissel las zu Ihrem Abschluss als Stipendiatin alte und neue Short Stories, darunter erstmalig öffentlich eine von einer Wanderbank am Jenaer Beutenberg inspirierte Geschichte sowie die Geschichte "Baby“, die 2010 mit dem 1. Evangelischen Literaturpreis für Kurzgeschichten ausgezeichnet wurde.
Peter Wawerzinek wurde 1954 in Rostock geboren. Als er zwei Jahre alt war wurden seine Schwester und er von der alleinerziehenden Mutter verlassen. Er kam in ein Kinderheim, bis er von einem Lehrerehepaar adoptiert wurde und in verschiedenen Orten an der Ostsee aufwuchs. Nach dem Schulbesuch absolvierte Wawerzinek eine Lehre als Textilzeichner. Er leistete seinen Militärdienst bei der NVA ab; 1978 zog er nach Ost-Berlin. Dort begann er ein Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, das er jedoch nach zwei Jahren abbrach. Anschließend jobbte er in verschiedenen Berufen, unter anderem als Briefträger und Kellner bei der Mitropa. Gleichzeitig war er bereits in den Achtzigerjahren als Performance-Künstler und Stegreif-Poet aktiv und unter dem Namen „ScHappy“ in der Ostberliner Literatenszene in Berlin-Prenzlauer Berg bekannt, wo er unter anderem im legendären Nachbarschaftsprojekt Hirschhof auftrat. Von 1988 bis 1990 unternahm er gemeinsam mit Matthias Baader Holst eine Art Tournee durch die DDR. Er ist seit 1998 Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.
Peter Wawerzinek veröffentlichte nach der Wende als erstes eine Sammlung von Parodien zur DDR-Literatur, danach skurrile, experimentelle Prosatexte in einer atemlosen Prosa über einen Außenseiter der DDR-Gesellschaft. Weitere Werke Wawerzineks sind stark autobiografisch geprägt und haben die Heimatregion des Autors – Mecklenburg-Vorpommern – zum Thema. Wawerzinek schreibt auch Hörspiele und journalistische Texte.
Wawerzinek erhielt ab 1991 verschiedene Auszeichnungen und Stipendien, darunter z.B. das Bertelsmann-Stipendium beim Ingeborg-Bachmann-Preis und den Deutschen Kritikerpreis für Literatur, 1993 ein Stipendium des Deutschen Literaturfonds sowie den Hörspielpreis der Akademie der Künste (Berlin).
Wawerzinek war 2011 fünf Monate lang Stadtschreiber in Klagenfurt, 2015 Stadtschreiber in Magdeburg und wird ab Juni 2016 für ein halbes Jahr Dresdner Stadtschreiber sein.
Nach sechsmonatiger Zeit als Literaturstipendiat und Stadtschreiber in der Villa Rosenthal verabschiedete Peter Wawerzinek sich mit einer Lesung aus seinen neuesten Texten. Während der Jena-Zeit war der Ingeborg-Bachmann-Preisträger in ganz Jena unterwegs – straßenbahnfahrend. Im wahrsten Wortsinne wollte er die Stadt so erfahren. Wer ihm hier begegnet ist und wie er Jena auf der Schmalspur erlebt hat, war Gegenstand seiner Abschlussveranstaltung in der Villa Rosenthal.
Nähere Informationen: http://www.wawerzinek.de/
Die Schriftstellerin Nancy Hünger wurde 1981 in Weimar geboren. Nach ihrem Abitur hat sie Freie Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar studiert, und 2007 ihr Diplom der Freien Kunst erarbeitet. 2008 war sie für ein Jahr als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Ästhetik tätig. Hünger war 2012 für ein Jahr Projektmanagerin bei Lese-Zeichen e. V.. Heute lebt sie als freischaffende Schriftstellerin in Erfurt.
In der Edition AZUR sind mehrere Bände von ihr erschienen, außerdem eine CD mit einer Auswahl an Gedichten. Sie hat zahlreiche Stipendien erhalten, u. a. vom Thüringer Kultusministerium (2008) und ein Hermann-Lenz-Stipendium (2008) und 2012 wurde Hünger das Förderstipendium Lyrik des Kunstfördervereins Düren zuerkannt. 2014 erhielt sie den Publikumspreis beim Wettbewerb um den Menantes-Preis für erotische Literatur in Wandersleben, sowie den Förderpreis des Caroline-Schlegel-Preises in Jena.
Nancy Hünger wurde als bestes und jüngstes thüringisches Nachwuchstalent im Bereich der Lyrik bezeichnet. Sie wurde aus 52 Bewerbern für das Stadtschreiber-Stipendium der Villa Rosenthal ausgewählt.
Sie kannte Jena schon gut und wollte ihre literarische Arbeit auf die Stadt fokussieren, auch wenn Lyrik wohl immer eine Literatur für ein eher kleines Publikum bleiben werde.
Nähere Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Nancy_H%C3%BCnger
Bärbel Klässner wurde 1960 in Magdeburg geboren. Schon in der Grundschule schrieb sie erste eigene Texte und war Mitglied der „schreibenden Pioniere“. Nach ihrem Abitur in der Geburtsstadt nahm sie sich einem Studium der Sozialpsychologie in der Friedrich-Schiller-Universität (FSU) Jena an. Seit 1982 engagierte sie sich als junge Frau, mit zwei jungen Töchtern, in der Oppositionsbewegung innerhalb der evangelischen Kirche der DDR; betrieb dort Sprachforschung und hielt Vorträge und Lesungen. Ihre erste große Lesung allerdings hatte sie in Jena im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Künstler für andere“. 1988 wurde sie für zwei Jahre zur Mitherausgeberin der illegalen innerkirchlichen Zeitung „frau anders“, veröffentlichte eine erste Erzählung im Ätna-Verlag und begann ein Lesereise durch den Süden Deutschlands und durch Österreich. Sie lebte dann in Köln, zog aber 1993 nach Weimar als Mitglied der literarischen Gesellschaft Thüringen. Ihre Arbeit war sehr Vielfältig, z.B. im Management im Kunsthaus Erfurt oder als Leiterin von Schreibgruppen.
1995 erhielt Bärbel Klässner das Arbeitsstipendium der Stiftung des Kulturfonds Berlin. Zu gleicher Zeit begann sie verschiedene Lesungen in ganz Deutschland und im Ausland zu halten, u.a. auch in Budapest, Konstanz, Bodensee und Magdeburg. 1997 veröffentlichte sie „Nahe dem wortwendekreis“, 2001 „Am ende der städte“.
2003 zog die Schriftstellerin nach Essen, wo sie durch verschiedene Projekte, Mitarbeiten, Lesungen und auch Stipendien auf Trapp gehalten wurde.
Die gebürtige Magdeburgerin mit Lebensmittelpunkt in der Ruhrgebietsmetropole Essen hat eine bewegte Ost-West-Biografie aufzuweisen und auch vielfache Bezüge zur Stadt Jena. Sie studierte an der FSU, arbeitete später in der sogenannten „innerkirchlichen Opposition“ und erlebte in Jena die stürmische Zeit des Herbst 1989, bevor sie 1990 die Stadt verließ. Der Kontakt nach Jena blieb erhalten, weil ihre Tochter ebenfalls an der FSU studierte. Bekannt sind in Thüringen vor allem Bärbel Klässners Lyrikveröffentlichungen. In ihrer Stipendienzeit arbeitete sie an einem Essayband, in den die Jenaer Texte einfließen sollten. Mit ihrem Vorhaben, Biografien Jenaer Bürgern nachzuspüren und sie in neuer, prosaischer Form den nachfolgenden Generationen zu erhalten, konnte sie – besonders aufgrund ihres eigenen biografischen Hintergrundes - die Jury der Clara-und-Eduard-Rosenthal-Stipendien überzeugen.
Nähere Informationen: http://www.baerbel-klaessner.de/Eins.html
Der erste Stipendiat für den Bereich Literatur/Stadtschreibung trat mit der Eröffnung der Villa sein Stipendium an. Stephan Laudien, Historiker mit profunder Archivkenntnis und versierter Journalist, widmete sich den Biographien von Clara und Eduard Rosenthal. Ziel war es, das Leben und Wirken der beiden Personen in Jena wissenschaftlich zu untersuchen, da die Forschungssituation bis dato eine sehr fragmentarische war. Die Ergebnisse der Arbeit wurden öffentlich präsentiert und flossen zum Teil in die Gestaltung eines Raumes zur Erinnerung an Clara und Eduard Rosenthal in der Villa ein.
Kurzvita
Geboren wurde Stephan Laudien 1966 in Rudolstadt. Nach zehnjährigem Schulbesuch erlernte er den Beruf eines Formengießers in einer Porzellanmanufaktur in Rudolstadt. Nach dem politischen Umbruch und dem Ende der DDR holte er an der Abendschule sein Abitur nach und nahm in Jena ein Studium der Germanistik und Geschichte auf. Parallel zum Studium arbeitete Laudien als freier Mitarbeiter für eine Jenaer Lokalzeitung. Für ein Volontariat bei dieser Zeitung unterbrach er sein Studium, um es später wieder aufzunehmen; nun in der Kombination Neuere Geschichte, Mittelalterliche Geschichte und Germanistische Literaturwissenschaft. Als Thema für seine Magisterarbeit wählte Laudien eine Fallstudie über die Sicherungsverwahrungshäftlinge im Konzentrationslager Buchenwald. Dieses Thema war bis dahin noch nicht bearbeitet worden, vorrangig, weil erst Mitte der 90er Jahre neue Quellen zugänglich wurden. Nach Abschluss seines Studiums arbeitete Stephan Laudien eine Zeit lang als Redakteur bei einer Jenaer Lokalzeitung. Seit Sommer 2007 ist er freiberuflicher Journalist.
Laudien wohnt in Jena und hat gemeinsam mit seiner Ehefrau drei Söhne. In seiner Freizeit ist er leidenschaftlicher Boule-Spieler, er fährt gerne Motorrad und ist einschlägig als „Bücherfresser“ bekannt.
Villa Rosenthal
Eine Einrichtung von JenaKultur.
Mälzerstraße 11
07745 Jena
Tel. +49 3641 49-8270
Fax +49 3641 49-8005
villa.rosenthal@jena.de
Werkleitung
Friedrun Vollmer
Carsten Müller
Jana Gründig
Öffnungszeiten Ausstellungsbereich:
Di/Do 12 – 15 Uhr
Mi 13 – 17 Uhr
und nach Vereinbarung
(Mo, Fr, Sa und Feiertage geschlossen)
An Veranstaltungstagen können die Öffnungszeiten variieren.