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Die Ernst-Abbe-Bücherei Jena – vom Lesehallenverein zur modernen Bibliothek – JenaKultur-Blog
Allgemein Ernst-Abbe-Bücherei Jena

Die Ernst-Abbe-Bücherei Jena – vom Lesehallenverein zur modernen Bibliothek

Eva Schimek im Portrait

Ein Dokumentarfilm  

Im Gespräch mit Evelyn Meyer,  Öffentlichkeitsarbeit in der EAB, erzählt die freischaffende Jenaer Künstlerin Eva Schimek über ihr neuestes Projekt: ein Dokumentarfilm über den Auszug der Ernst-Abbe-Bücherei (EAB) aus dem Volkshaus bis hin zum Neubau am Engelplatz. 

Liebe Frau Schimek, vielleicht stellen Sie sich erst einmal kurz vor?

Ich stamme aus Unna, am Rand des Ruhrgebiets und kam 1991 nach Jena. Hier habe ich mich sofort sehr wohl gefühlt, besonders wegen der Lebendigkeit der Stadt und ihrem kulturellen Angebot, bei gleichzeitiger Nähe zur Natur. Ich lebe hier als freischaffende Künstlerin. Meine Arbeit umfasst verschiedene Bereiche, unter anderem Malerei, Grafik, Fotografie und Film. Neben meinem Kursangebot, welches sich hauptsächlich an Kinder und Jugendliche richtet, stelle ich in regelmäßigen Abständen eigene Arbeiten aus. In der Ernst-Abbe-Bücherei waren zuletzt einige Impressionen aus Island in der Kombination von Fotografie und Text zu sehen.

Vor einigen Jahren habe ich begonnen, mich intensiv dem Medium Film zuzuwenden. Dabei interessiert mich vor allem die Dokumentation. Sie bietet die Möglichkeit, Zusammenhänge aufzuzeigen, Stimmungen einzufangen und Geschichten zu erzählen, die sich offenbaren, wenn man sich einem Menschen oder einem Themengebiet zuwendet. Das finde ich besonders spannend.

Wie kamen Sie auf die Idee, einen Dokumentarfilm über die EAB zu drehen?

Die Idee entstand, als ich im Lesesaal der Bibliothek saß und die Umzugsvorbereitungen der Bücherei bereits in vollem Gange waren. Mir wurde klar, dass mit dem Umzug der Bücherei aus dem Volkshaus, nicht nur eine logistische Herausforderung bevorstand. Was sich hier vollzog, war zweifellos ein Ereignis von historischer Bedeutung, das sowohl die Mitarbeiter*innen als auch die Nutzer*innen der Bibliothek nicht unberührt ließ.  

Dabei kam dann der Gedanke auf, die Geschichte der Ernst-Abbe-Bücherei und die in dieser Zeit vollzogenen Umbrüche, als einen Teil der Stadtgeschichte Jenas in einer Dokumentation für die Nachwelt festzuhalten.

Können Sie uns konkreter von den Inhalten des Films berichten?

Im Film geht es um die Geschichte der Ernst-Abbe-Bücherei, beginnend mit ihren Anfängen als Lesehalle im Jahr 1896. Es geht um den Wandel, den die Bibliothek im Laufe der Zeit vollzogen hat und um die Brüche, denen sie in dieser Zeit unterworfen war. Den Fokus möchte ich allerdings auf die letzten 30 Jahre legen, zu denen auch Zeitzeug*innen befragt werden.

Natürlich ist die Geschichte der Ernst-Abbe-Bücherei insgesamt ein Stück Jenaer Stadtgeschichte. Bei all den Veränderungen, die sich in Jena seit 1990 vollzogen haben, und bei allen Veränderungen, die die Bibliothek in dieser Zeit vollzogen hat, blieb der Hauptsitz der Ernst-Abbe-Bücherei im Volkshaus grundsätzlich bestehen. Nun ist auch für die Bücherei eine neue Zeit in einem anderen, wenn auch nur übergangsweise genutzten, Domizil angebrochen. Der Film wirft einen Blick zurück in die Vergangenheit, er schaut aber auch in die Zukunft, auf die Pläne und Entwürfe des Bibliothekneubaus am Engelplatz.

Was liegt Ihnen besonders am Herzen?

Besonders wichtig ist mir, dass der Film nicht nur für heutige Bibliotheksnutzer*innen interessant ist, sondern auch ein Dokument der heutigen Situation darstellt. Der Film informiert nicht nur darüber, wie der Entschluss zur Errichtung einer Lesehalle gefasst wurde und wie aus dieser Lesehalle – durch eine sehr wechselvolle Geschichte – die Ernst-Abbe-Bücherei wurde. Er ermöglicht es auch, in zehn oder zwanzig Jahren noch einen genaueren Einblick in die Herausforderungen zu erhalten, die es gerade seit dem Jahr 1990 gab. Dazu wird die Geschichte in Gesprächen mit Zeitzeug*innen lebendig.

Der Film erzählt außerdem davon, wie es war, als die Bibliothek aus dem Volkshaus auszog und für eine Übergangszeit in der ehemaligen Augenklinik beherbergt wurde.

Die ehemaligen Augenklinik von außen ©EAB Jena
… und innen – heutiger ‚Zwischen-Sitz‘ der Ernst-Abbe-Bücherei Jena ©EAB Jena

Heute werden Nutzer*innen im Treppenhaus mit der Aufschrift „Ambulanz“ begrüßt, wenn sie in die Bibliothek kommen. Ehemalige Untersuchungsräume und Operationssäle wurden für die Bedürfnisse der Bücherei umgestaltet. Aus meiner Sicht hat auch diese Übergangssituation einen besonderen Charme, den ich im Film festhalten möchte.

Natürlich spielt es eine besondere Rolle für die Dokumentation, dass die Ernst-Abbe-Bücherei ihren traditionellen Sitz im Volkshaus so lange aufrechterhalten konnte. Im Jahr 1902 bezog die Lesehalle das neu erbaute Haus. Damit ist die Geschichte der Ernst-Abbe-Bücherei sehr stark mit dem Volkshaus verbunden und der Auszug macht den Wandel, den die Bücherei nun vollzieht, deutlich sichtbarer als die Umbrüche zuvor.

Ich denke, die Geschichte der Ernst-Abbe-Bücherei ist von ihren historischen Anfängen, welche durch Personen wie Eduard Rosenthal und natürlich Ernst Abbe selbst angestoßen wurden, und durch ihre große Verbundenheit mit dem Volkshaus, bis hin zur heutigen Übergangssituation in der ehemaligen Augenklinik außergewöhnlich spannend. Dieser Geschichte – wenn möglich mit Hilfe von Interviews – ein Gesicht zu verleihen, ist mir besonders wichtig.

Das klingt sehr aufwändig. Wie finanziert sich Ihr Projekt?

Die Finanzierung eines Films ist immer eine Herausforderung. Zum einen, weil einen Film herzustellen, ein zeitintensives Unterfangen ist, zum anderen, weil für die Umsetzung nicht nur spezielle Technik benötigt wird, sondern – da Film Teamarbeit ist – auch verschiedene Honorare finanziert werden müssen.

In dieser Zeit, in der durch die Corona-Pandemie das kulturelle Leben nicht nur stark eingeschränkt ist, sondern zusätzlich die aus ihr entstandenen wirtschaftlichen Folgen, bewältigt werden müssen, ist Filmfinanzierung allerdings eine Herausforderung der ganz besonderen Art. Gerade Kunst und Kultur sind stark von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Zur Finanzierung angefragt sind unter anderem die Thüringer Filmförderung und verschiedene Stiftungen. Ein Filmprojekt gerade jetzt auf den Weg zu bringen, ist wirklich nicht einfach.

Kann man als Privatperson zur finanziellen Unterstützung des Filmprojekts beitragen?

Ja, das ist möglich. Es ist sogar sehr hilfreich, das Projekt finanziell zu unterstützen. Der erste Versuch, eine Finanzierung auf die Beine zu stellen, war leider nicht erfolgreich. Vor einigen Wochen ist dann eine Spendenaktion vom Neuen Lesehallenverein, dem Förderverein der EAB, ins Leben gerufen worden. Die ersten Spenden sind bereits eingegangen. Vielen Dank schon einmal dafür! Die Spenden sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg. Kommt die Finanzierung nicht zustande, kann der Film nicht umgesetzt werden.

Es ist auch weiterhin möglich sich an der Spendenaktion zu beteiligen. Falls Sie das Projekt unterstützen möchten, überweisen Sie Ihre Spende bitte auf das Konto:

Neuer Lesehallenverein e. V.
Kennwort: Filmprojekt EAB

iban: DE 49 8309 4454 0010 1477 19
Volksbank Saaletal e.G.

Auf Wunsch erhalten Sie zeitnah eine Spendenquittung.

Wann wird der Film erstmals der Öffentlichkeit präsentiert?

Im nächsten Jahr begeht die Ernst-Abbe-Bücherei Jena ihr 125-jähriges Jubiläum. Dazu werden im Herbst einige Feierlichkeiten stattfinden. Geplant ist, in diesem Rahmen auch den Film erstmals der Öffentlichkeit vorzustellen.

Und wie sieht es bei Ihnen aus? Welche Verbindung haben Sie mit der Ernst-Abbe-Bücherei Jena? Welche Erinnerungen? Was sollte aus Ihrer Sicht unbedingt in diesem Film konserviert werden?

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