Es wird warm: Neue Hackschnitzelheizung beim Kommunalservice Jena in Betrieb
Mit diesem Projekt war der Kommunalservice Jena der Zeit einen Schritt voraus. Noch bevor im vergangenen Jahr aufgrund der Energiekrise die Aufrufe zum Energiesparen allgegenwertig und die Forderungen zum schnellstmöglichen Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen mehr als laut wurden, hatte der städtische Eigenbetrieb bereits mit dem Aufbau einer regenerativen Heizzentrale begonnen, die den Einsatz von Gas nahezu überflüssig macht.
„Der Kommunalservice nutzt mit dieser Anlage die vorhandenen Ressourcen optimal aus. Zudem unterstreicht er, dass die Stadtverwaltung nicht nur von Klimaneutralität spricht, sondern als gutes Beispiel mit ganz praktischen Projekten voran geht“, betont Dr. Thomas Nitzsche, Oberbürgermeister der Stadt Jena, im Rahmen eines Pressegesprächs anlässlich der Inbetriebnahme der Anlage.
„Wir haben im Vorfeld sehr gründlich geprüft, welche Anlage für unsere speziellen Anforderungen in Frage kommt. Nachdem sie nun die ersten Wochen in Betrieb war – die Testphase also überstanden hat – sind wir mehr als zufrieden“, sagt KSJ-Werkleiter Uwe Feige.
Die wahl fiel schlussendlich auf einen 440 kW Hackschnitzelkessel. Zudem wurde eine 270 kW Solarthermieanlage auf einer Fahrzeughalle sowie ein 700 kW Spitzenlast-Gaskessel installiert. Über einen Nahwärmeverbund wird die Wärme an alle bestehenden Gebäude geliefert werden. Zusätzlich stellt eine Solarthermieanlage mit Pufferspeicher in den Sommer- und Übergangsmonaten die Wärmeversorgung allein sicher. Für die Betriebssicherheit steht ein Gaskessel zur Abdeckung hoher Spitzenlasten, zur Redundanzversorgung oder bei Wartungs- oder Reparaturarbeiten zur Verfügung. Die Beschickung der Anlage mit Hackschnitzeln erfolgt automatisiert. Zwei überdachte 30 m³ Schubbodencontainer versorgen den Biomassekessel über die Fördertechnik immer mit ausreichend Brennmaterial. Die neue Hackschnitzel- und Solarthermieanlage, die auf dem Betriebsgelände in der Löbstedter Straße 68 entstanden ist, ersetzt über ein neugebautes Nahwärmenetz drei alte Gasheizungen.
„Dank der Anlage wird KSJ mehr als 155 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Zudem können rund 900.000 kWh Gas pro Jahr ersetzt werden. Das kann sich sehen lassen“, sagt Christopher Helbig (KSJ), Projektleiter der Hackschnitzelanlage.
Hintergrund: Der Weg von der Idee bis zur Inbetriebnahme
Ausschlaggebend für die Umsetzung war der geplante Neubau eines Verwaltungsgebäudes mit großem Sanitärtrakt für die gewerblichen Bereiche des Baubetriebshofs. Historisch hat sich dieser Standort im Norden der Stadt Jena, neben einigen Außenstandorten, zum zentralen Hauptstandort für einen überwiegenden Teil der Belegschaft entwickelt. Mittlerweile befinden sich auf dem etwa 44.000 m² großen Gelände zwei dreigeschossige Verwaltungsgebäude, die Werkstattgebäude für den Fuhrpark, vier Fahrzeughallen, eine Umschlaghalle mit Sortierbereich und mehrere Gebäudebaracken mit Werkstätten, Sozialtrakten und Lagerhallen. Bis zum Neubau des Verwaltungsgebäudes wurden diese Gebäude von drei Gasheizungen mit Wärme versorgt. Mit dem zusätzlichen Neubau hätte eine vierte Heizungsanlage geplant werden müssen.
Ein weiterer Beweggrund für die nachhaltige Lösung war nicht nur der Klimaschutzaspekt, sondern auch das anfallende Landschaftspflegematerial aus den Bereichen der Baum- und Grünanlagenpflege, aber auch der Wertstoffhöfe. Dieses musste zum damaligen Zeitpunkt zu einer Verwertungsanlage transportiert und kostenpflichtig entsorgt werden. Im Rahmen der täglichen Arbeit kommen jährlich immerhin rund 3.000 srm (Baum-, Strauch- und Astschnitt) mit einem Energiepotenzial von ≈ 2,4GWh zusammen.
Mit diesen Grundüberlegungen begann dann die Vorplanungsphase. Zunächst wurden die energietechnischen Parameter erfasst, grundsätzliche Standortüberlegungen angestellt und eine detaillierte Markterkundung gestartet. Da das anfallende Material, so wie es ankommt, verwertet werden soll, wurde der Hackschnitzkessel mit Hackschnitzeln minderer Qualität – hoher Grün- und Feinanteil – und für höhere Restfeuchten ausgelegt. Anhand dieser Vorgaben wurden die Anlagen-Komponenten ausgewählt. Die Anlage ging am 23.01.2023 nach einer Bauzeit von rund 9 Monaten und einem Planungszeitraum von etwa 3 Jahren in Betrieb.