Mit dem i-work interkulturellen Unternehmenspreis werden jedes Jahr Unternehmen in Jena ausgezeichnet, die sich für Weltoffenheit in der Region Jena engagieren und ihre internationalen Mitarbeitenden vorbildhaft ins Team integrieren. Im Jahr 2024 konnten die Firmen VACOM, Occlutech und die Gaststätte „Zur Noll“ den Preis gewinnen. Wir wollten wissen, wie internationale Fachkräfte ihr Ankommen und Leben in Jena bewerten, vor welchen Herausforderungen sie bei ihrer Ankunft standen und wie ihr Unternehmen sie dabei unterstützt hat.
Dafür haben wir mit Martyna Pawlak gesprochen. Sie stammt aus Polen und arbeitet nun in der Abteilung „Teilreinigung und Montage“ im Bereich Endverpackung bei der VACOM Vakuum Komponenten & Messtechnik GmbH in Großlöbichau.
Alle Beiträge zum i-work interkulturellen Unternehmenspreis:Lernen Sie hier Martyna Pawlak kennen
Aus welchem Land kommst du und was hat dich dazu bewogen, nach Jena zu ziehen?
Ich komme aus Polen und mein Umzug nach Jena war ein Zufall. Nachdem wir lange Zeit in den Niederlanden gearbeitet hatten, beschlossen mein Mann und ich, nach Deutschland zu ziehen und unser Leben zu verändern. Nachdem wir ein passendes Jobangebot gefunden hatten, stellte sich heraus, dass unser neuer Arbeitsplatz in Jena war.
Warum hast du dich für Jena als Arbeitsort entschieden und was hat dich speziell an deinem Arbeitgeber überzeugt?
Unser Angebot kam von einem Arbeitsvermittler, der zu dieser Zeit mit VACOM zusammenarbeitete. Wir nahmen das Jobangebot in Jena an, googelten nach dem Ort und hatten das Gefühl, dass es eine gute Entscheidung sein könnte. Und das war es auch. Erstens sind es von Jena aus nur 5 Stunden Fahrt zu unserer Familie in Polen, während es von den Niederlanden aus 12 Stunden Fahrt waren, was bei der Heimreise oft ein Problem war. Und zweitens gibt es hier das 8-Stunden-System mit zwei Schichten, was für uns wichtig war.
Welche Herausforderungen gab es für dich bei deiner Ankunft in Jena und inwiefern war dein Unternehmen eine Unterstützung?
Die größte Herausforderung für mich war die Sprache. Ich hatte Angst, mich nicht verständigen zu können. Es war schwierig für mich, mich auf Englisch zu verständigen, weil nur sehr wenige Menschen diese Sprache sprachen. Unsere Arbeitskollegen waren sehr hilfsbereit und haben uns geholfen, Deutsch zu lernen. Sie waren immer bereit, neue Dinge zu erklären, und zum Glück ist das mit Hilfe des Kurses und Gesprächen auf Deutsch mit Arbeitskollegen kein Problem mehr für mich.
Die nächste Herausforderung war die Wohnungssuche, die gar nicht so einfach war. Unser Deutsch war damals nicht das Beste, so dass es für mich viel Stress bedeutete. Ich wusste nicht, wie ich weiterkomme und ob ich überhaupt eine Wohnung finden würde. Es war nicht einfach, aber nach einem Monat haben wir es geschafft, eine Wohnung von Jenawohnen zu bekommen. Wir haben auch überlegt, ob wir außerhalb von Jena wohnen sollten, aber ich mag das Stadtleben sehr und wollte mich eigentlich nicht für etwas anderes entscheiden.
Wie erlebst du die Zusammenarbeit in interkulturellen Teams, und welche besonderen Stärken bringt diese mit sich?
Die Arbeit in interkulturellen Teams macht mir sehr viel Spaß, weil sie mir die Möglichkeit gibt, eine neue Kultur, eine neue Sprache und allerlei Interessantes über andere Länder zu erfahren. Und was erkennt man dadurch? Man erkennt, dass wir alle gleich sind, dass wir auf die gleiche Weise arbeiten, dass wir uns in nichts unterscheiden, außer in unserer Hautfarbe.
Hast du Empfehlungen oder Ratschläge für Fachkräfte aus dem Ausland, die planen, nach Jena zu ziehen?
Jena ist eine offene Stadt, aber es kommt oft vor, dass viele Menschen kein Englisch sprechen, was die Kommunikation im Alltag manchmal schwierig macht, wenn jemand kein Deutsch kann. Aber nichts ist unmöglich – heutzutage haben wir viele Kommunikatoren und hilfreiche Übersetzer, um die Sprachbarriere zu überwinden.
Warum ist deiner Meinung nach das Engagement von Unternehmen für Vielfalt und Weltoffenheit wichtig?
Ich denke, das ist sehr wichtig. Denn niemand möchte sich ausgeschlossen fühlen, nur weil er eine andere Hautfarbe hat, eine andere Sprache spricht oder eine andere Religion oder Kultur hat – wir sind alle gleich. Die Welt hat viele wunderbare Menschen, die Experten auf ihrem Gebiet sind, egal ob sie aus Deutschland, Polen, Indien, Afrika oder einem anderen Ort der Welt kommen.
Gibt es eine deutsche Tradition oder Eigenart, die dich verwirren oder die du charmant findest?
Ich mag die Weihnachtszeit in Deutschland sehr, wenn man in jeder Stadt die verschiedenen Weihnachtsmärkte besuchen kann. Auch außerhalb der Weihnachtszeit gibt es oft Stadtfeste, bei denen man ebenfalls eine tolle Zeit verbringen kann.
In Thüringen habe ich mich in die Thüringer Klöße mit Soße verliebt – das ist mein Lieblingsgericht. Die Thüringer Bratwürste kommen dicht dahinter.
Ich mag die Bürokratie in Deutschland nicht – die Menge an Dokumenten in meiner Mappe ist groß, es wäre viel besser, wenn man viele Dinge zu Hause am Computer erledigen könnte.
Wir bedanken uns herzlich für das Interview und wünschen weiterhin alles Gute!