Anlässlich des heutigen Tages der Diversität schauen wir auf die Bedeutung von Vielfalt im Arbeitsalltag der Ernst-Abbe-Bücherei Jena. Letztes Jahr berichteten wir an dieser Stelle über das Förderprogramm 360°, welches bis Mai 2023 an der EAB vielfältige Projekte ermöglichte. Heute werde ich einen anderen Blickwinkel einnehmen: Ich möchte Sie einladen, mich – Leo Jurk, Auszubildender zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste in der Ernst-Abbe-Bücherei (EAB) – durch eine Woche meiner ausbildung zu begleiten! Bereits in meinem ersten ausbildungsjahr komme ich fast täglich mit diversen Projekten in Kontakt.
Begeben wir uns gedanklich also an einen Montag um 8 Uhr morgens, in die Büroetage der EAB. Heute ist unser Schließtag – das heißt jedoch leider nicht, dass wir ihn mit Lesen verbringen dürfen. 😉
Wir beginnen mit unserer Dienstberatung. Thema: Der Bibliotheksneubau. Doch was hat dieser mit Diversität bzw. Vielfalt zu tun?
Als öffentliche Institution haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, für alle Menschen in Jena und Umgebung ein Anlaufpunkt zu sein. Das bedeutet, die verschiedenen Ausprägungen der Persönlichkeitsdimensionen auf allen Ebenen mitzudenken: Alter, ethnische Herkunft und Nationalität, Geschlecht, körperliche und geistige Fähigkeiten, Religion und Weltanschauung, sexuelle Orientierung sowie soziale Herkunft.
Bei der Ausarbeitung des Konzepts für unser neues Gebäude wurden die oben genannten Aspekte einbezogen. Von großer Bedeutung war dabei die Barrierefreiheit, welche sich im Vergleich zu unserem derzeitigen Übergangsquartier erheblich verbessert. Neben barrierefreien Außenzugängen und Sanitäranlagen, 24-Stunden-Rückgabe, Aufzügen und Treppen mit Braillebeschriftung und mobilen induktiven Hörschleifen wird es außerdem ein umfassendes Leit- und Orientierungssystem geben, damit sich möglichst alle Nutzer:innen selbstständig in der Bibliothek bewegen können. Somit werden einige Wünsche von Nutzer:innen, welche im Rahmen des „Bibo-Bike“-Projekts zusammengetragen wurden, erfüllt. Auch dem Bedürfnis nach mehr gemütlichen Sitzgelegenheiten werden wir nachkommen.
Zudem werden im Neubau unterschiedliche Räumlichkeiten für Veranstaltungen zur Verfügung stehen, sodass wir neue Ideen umsetzen und weitere Zielgruppen ansprechen können. Neben einem klassischen Veranstaltungsraum wird es auch eine Werkstatt geben, in der sich Kreativität und Experimentierfreude entfalten können.
Doch zurück zum Montagmorgen: Teil der Dienstberatung ist immer auch ein Rückblick auf die Veranstaltungen der letzten Woche. Als herausragend wurde die Vorstellung der Graphic Novel „Sonne und Beton„ durch die Illustratorin Oljanna Haus beschrieben. Sie sprach mit zwei Schulklassen über ihren beruflichen Werdegang, ihr Leben als Künstlerin und ihre Arbeit am Buch von Felix Lobrecht. Dieses thematisiert das Aufwachsen in einer multikulturellen Umgebung in Berlin, Gewalt, Sucht und Klassenunterschiede. Abschließend wurden noch Portraits von einigen Schüler:innen gezeichnet und Autogramme gegeben.
Nach der Dienstberatung geht es weiter mit einer Fortbildung. Nachdem in der letzten Woche Theorie und Begriffe zum Thema (Alltags-) Rassismus besprochen wurden, lernen wir dieses Mal verschiedene Methoden und Materialien kennen, welche in Antirassismus-Workshops verwendet werden können. Unser Ziel ist es, bald selbst solche Workshops für verschiedene Altersgruppen anzubieten.
Meine Dienstage verbringe ich seit einiger Zeit meist in unserer Zweigstelle Jena-Lobeda. In dieser Woche prüfe ich die vorhandenen englischsprachigen Bücher für Erwachsene. Diejenigen, die selten oder lange nicht mehr ausgeliehen wurden, werden aussortiert, um Platz für Neues zu schaffen. Neben Büchern in englischer ist in Lobeda auch Literatur in arabischer, russischer und leichter Sprache vorhanden. In der Stadtmitte ist die Sprachauswahl natürlich noch größer. Beide Zweigstellen führen auch Kinderbücher in zahlreichen Sprachen. Wir wollen Medien für verschiedene Nutzer:innengruppen bereitstellen und freuen uns daher immer über Ihre Ideen und Wünsche, auch wenn wir aus verschiedenen Gründen nicht alle Medien tatsächlich anschaffen können.
Mit dem Thema Medienwünsche geht es für mich am Mittwoch weiter. Eine Schule hat bei uns angefragt, ob wir eine Medienkiste zum Thema Feminismus zusammenstellen können. Auf geht’s in die Verwaltungsetage zu unserem Regal für Medienkisten! Der Service wird kostenfrei für Schulen und andere Einrichtungen angeboten, die bei uns angemeldet sind. Diese geben einen Themenwunsch und die Zielgruppe an und wir suchen passende Medien aus unserem „normalen“ Bestand sowie unserem Präsenzbestand für Medienkisten heraus. Letzterer hat besonders für Themen wie Demenz, Rassismus und Empowerment Erweiterung erhalten. Wenn Sie Interesse an den Medien haben, schreiben Sie gern an eab@jena.de!
Das Ende der Woche steht wieder im Zeichen von vielfältigen Veranstaltungen. Am Donnerstag führen eine Kollegin und ich einen Workshop mit jungen Erwachsenen durch, die in ihrem Leben bereits einige Herausforderungen zu meistern hatten. Wir geben eine Führung durch unser Gebäude (inklusive eines Blickes hinter die Kulissen) und beschäftigen uns mit der Frage, wie die EAB für Arbeitssuche und Bewerbungsprozesse genutzt werden kann. Wichtig ist uns die Präsentation unserer Bücherei als ein Ort, an dem man sich ohne (Konsum-) Zwang aufhalten kann. Auch ohne Nutzungsausweis kann man auf alle Medien vor Ort zugreifen, die Computer und Drucker nutzen oder auch einfach ein bisschen Zeit verbringen – allein oder in der Gruppe. Diese Möglichkeiten werden (wie oben erwähnt) im Neubau in einem größeren Umfang gegeben sein. Nachdem ich die Entwürfe für die verschiedenen Raumkonzepte gesehen habe, freue ich mich umso mehr auf eine Bücherei mit zahlreichen verschiedenen Sitz-/Lern- und Daseinsmöglichkeiten.
Veranstaltungen wollen nicht nur durchgeführt, sondern auch vorbereitet werden. So sitze ich am Freitag mit einer Kollegin zusammen und entwickle einen Plan für einen Workshop in der nächsten Woche. Einmal im Monat kommt eine Gruppe der Tagesklinik für Gerontopsychiatrie zu uns. Beim nächsten Termin wollen wir den mehrheitlich älteren Menschen zeigen, wie sie das Internet für sich nutzen und ihre Medienkompetenzen erweitern können. Keine leichte Aufgabe, da wir den Kenntnisstand der Gruppe nicht gut einschätzen können. Am Ende sind wir jedoch mit unseren Ideen zufrieden und gespannt, ob sie gut ankommen.
Doch nicht nur das Feedback der Gruppe ist für uns interessant, sondern auch Ihres! Sie haben nun einen Eindruck bekommen, wie vielfältig unser Team arbeitet. Wenn Sie Fragen, Wünsche oder Ideen zum Thema Diversität in der Ernst-Abbe-Bücherei haben, schreiben Sie uns gern (eab@jena.de) oder sprechen Sie uns an.
Bis bald in der EAB – ich würde mich freuen, Sie bei einer unserer Veranstaltungen begrüßen zu dürfen oder bei der Suche nach dem neuen Lieblingsbuch zu helfen. Vielleicht stellen wir uns ja auch gemeinsam den Herausforderungen der öffentlichen Drucker?!
Uns bleibt an dieser Stelle nur zu sagen: Ganz herzlichen Dank für diesen spannenden Einblick in deinen Arbeitsalltag, Leo! Sind Sie, liebe Leser:innen, genauso beeindruckt von der Vielfalt der Bibliotheksarbeit hier in Jena? Hinterlassen Sie uns Ihre Gedanken in den Kommentaren!