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Wandern, feiern, Aussicht genießen - Landgrafen Jena | visit-jena

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Wandern, feiern, Aussicht genießen

Wohlfühlen auf dem Balkon Jenas

Landgrafen Jena©JenaKultur, RomanMoebius

Wandern macht durstig! Ein kühles Radler nach der Anstrengung, eine Bratwurst, ein Eis – welch ein Genuss! Wer auf der westlichen SaaleHorizontale unterwegs ist, kehrt gern im Landgrafen ein. Auch Hochzeitsgesellschaften fühlen sich wohl auf dem „Balkon Jenas“ mit seinem spektakulären Blick auf die Innenstadt und das Saaletal. Daniel Reichel, der Inhaber des Bergrestaurants Landgrafen, ist auf die Wanderer ebenso vorbereitet wie auf Feste und Feiern.

Seit 2014 ist Daniel Reichel Pächter des Landgrafen-Restaurants. Jahrelang betrieb der gelernte Koch und Betriebswirt ein Catering-Unternehmen, schaute aber nebenbei immer nach einem geeigneten Ort für ein Restaurant. Als sich der Landgrafen anbot, überlegte er nicht lange. Idee, Lage, Ausstattung – alles passte.

Warum ausgerechnet ein Bergrestaurant? Wäre es in der Innenstadt nicht einfacher?

„Bei schönem Wetter ist es toll, von hier oben auf die Stadt zu gucken“,

lacht Daniel Reichel angesichts des blauen Himmels, der sich gerade über die Stadt spannt. „Im Winter ist man jedoch schnell abgeschnitten. Es reichen schon ein paar Schneeflocken, dann denken die Leute, man kommt den Berg nicht mehr hoch – leider ist es auch oftmals so.“

Wer am Wochenende auf der SaaleHorizontale unterwegs ist, kann seine Energiereserven im Biergarten mit Snacks und Getränken wieder auffüllen. Wanderer sind auf dem Landgrafen hoch willkommen. Der Biergarten wird am ersten sonnigen Wochenende im Jahr geöffnet und empfängt seine Gäste samstags und sonntags bis in den September oder Oktober hinein, je nach Wetterlage. Auch Restaurant und Terrasse laden zu einer verdienten Verschnaufpause ein. „Am besten vorher anrufen!“, empfiehlt Daniel Reichel. Zu ärgerlich wäre es, nach einer anstrengenden Wanderung überrascht vor dem Schild „Geschlossene Veranstaltung“ zu stehen.

Für den Restaurantbetrieb ist die luftige Lage über der Stadt eine Herausforderung. Auf der einen Seite zieht sie die Wanderer an, die sich über die schöne Aussicht freuen und eine schnelle, preiswerte Mahlzeit bevorzugen. Andererseits ist der Ort für festliche Anlässe geradezu prädestiniert. Das solide Gebäude mit lichtdurchflutetem Panoramarestaurant und Kaminzimmer bietet sich in jeder Jahreszeit zum Feiern an –  für Hochzeiten, Taufe und Konfirmation ebenso wie für Firmenfeiern. Der Anspruch der Gäste ist dabei komplett verschieden. Den einen reicht die Bratwurst mit Bier, die anderen erwarten eine prachtvoll gedeckte Tafel und guten Service. Dazu kommt das Catering, das der Inhaber weiter betreibt und das im wetterabhängigen Tagesgeschäft ein wichtiges Standbein darstellt.

Heller Sonnenschein oder Regen, lauer Sommerwind oder Gewittersturm – wie viele Gäste sich tatsächlich auf dem Landgrafen einfinden, hängt stark vom Wetter ab. „Wir beobachten unglaublich viel den Wetterbericht und versuchen abzuschätzen, was passieren könnte.“ Das ist fundamental für die Planung von Einkauf und Personaleinsatz. Daniel Reichel und sein Team arbeiten außerdem nach Erfahrungswerten. „Es gibt Feiertage, an denen viele Leute traditionell wegfahren, Pfingsten ist bei uns zum Beispiel nicht so stark. Aber Ostern kollabiert alles.“ Scheint am Wochenende die Sonne – selbst bei einem Wetterumschwung im Tagesverlauf – explodieren die Besucherzahlen. Dann reichen die Tische und Stühle im Restaurant und auf der Terrasse kaum aus, sogar auf den Treppen sitzen die Gäste. Vor allem die ersten und die letzten Sonnenstrahlen im Jahr locken Wanderer und Schnellentschlossene an, die Höhenluft und den einzigartigen Blick zu genießen.

Landgrafen Jena©Daniel Reichel
Daniel Reichel, Inhaber
Landgrafen Jena©Daniel Reichel
Landgrafen Jena - Balkon Jenas

Das Landgrafen-Restaurant ist ein Ort für Leute, die gerne gut essen – regionale Zutaten, frisch zubereitet und überraschend zusammengestellt.  „Wir machen viel selbst und versuchen, unsere etwas bräsige Thüringer Küche ein bisschen zu entrümpeln und zu verschlanken“, erklärt Daniel Reichel.

Gibt es denn noch Klöße und Rotkraut?

Ja, gibt es. Mein Faible ist es, nicht nur die ausgetretenen Pfade zu gehen. Mit einem Rinderfilet bin ich zwar auf der sicheren Seite – aber da hab ich ethische Vorbehalte. Generell sind wir Verfechter der Nose-to-Tail-Bewegung, also der Verwertung des gesamten Tieres. Ein Rind besteht ja nicht nur aus Filet. Das andere Fleisch ist auch nicht schlecht. Fleischteile wie Schulter oder Onglet werden völlig unterschätzt und in der breiten Masse nicht angeboten. Es lohnt sich, diese Stücke bewusst zu suchen und sich zu überlegen, wie man sie verbraucherfreundlich anbietet.

Bestellen die Gäste Gerichte, die sie nicht kennen?

Es gibt die Neugierigen, die Unbekanntes probieren, wenn man es ihnen gut erklärt. In den gängigen Märkten bekommen sie so etwas ja nicht. Die meisten kennen vier bis fünf Fleischteile, die wenig Fett enthalten und ziemlich nichtssagend sind. Ungewohnte Gerichte müssen lecker klingen, gut aussehen und exzellent schmecken, damit die Hemmschwelle nicht zu hoch ist. Wenn die Gäste dann sagen: „Das ist ja toll, dieses Fleisch steht einem Filet in nichts nach!“, freut mich das ungemein.

Woher kommen Ihre Produkte? Kaufen Sie in der Region ein?  

Die Regionalität hat in den letzten vier bis fünf Jahren enorm an Bedeutung gewonnen, wird aber etwas verklärt. Denn wir schaffen es nicht, die Vielzahl regionaler Lieferanten unter einen Hut zu bekommen. Ich kann nicht zehnmal die Woche umherfahren, um alle Zutaten zusammenzutragen. Wir haben herausragende Produkte in der Karte, wie das Bio-Galloway-Rind aus Münchenroda. Die guten Produkte werden aber oftmals in Ein-Mann-Firmen hergestellt, die ihre Erzeugnisse nicht selbst liefern können. Sie verkaufen auf dem Markt oder liefern nur alle zwei Wochen, da muss ich gut planen.

Also dann doch lieber zum Großhändler?

Nein, Allerweltsprodukte vermeiden wir, Regionalität liegt uns am Herzen. Wir fördern die Slow-Food-Idee und suchen erstmal nach guten regionalen Produkten, bevor wir uns nach Alternativen umsehen. Bei Käse und Getränken funktioniert das wunderbar. Unsere Weißweine kommen mittlerweile nur noch aus dem Saale-Unstrut-Gebiet. Es freut mich immer, wenn die Leute ein positives Feedback geben – wenn sie etwas essen oder trinken, was sie richtig gut finden, und ich dann sagen kann, das kommt hier aus 10 km Entfernung. Ich bin immer auf der Suche nach solchen Produkten. Inzwischen gibt es so einige Produzenten, die Wert auf handwerklich hergestellte, hochwertige Lebensmittel legen, aber trotzdem sind es in Thüringen noch zu wenig. Auch der Stolz auf die Produkte und die Selbstverständlichkeit, diese zu konsumieren, sollte zunehmen.