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Haltestelle Enver-Şimşek-Platz

Haltestelle Damaschkeweg heißt ab sofort Haltestelle Enver-Şimşek-Platz – Mehr Sichtbarkeit für Gedenken an NSU-Opfer in der Jenaer Stadtgesellschaft

Mit dem Fahrplanwechsel des Jenaer nahverkehrs am 15.12.2021 gibt es ein Novum auf der Bus- und Straßenbahn-Fahrstrecke von und nach Jena Winzerla: Die Haltestelle Damaschkeweg heißt von nun an "Enver-Şimşek-Platz". Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche und JenaKultur-Werkleiter Jonas Zipf haben bei einem Pressetermin an der Haltestelle "Enver-Şimşek-Platz" über die Beweggründe der Umbenennung informiert.

Marcus Komann, Thomas Nitzsche und Jonas Zipf an einer Straßenbahnhaltestelle mit Tram und Passanten im Hintergrund Marcus Komann, Thomas Nitzsche und Jonas Zipf an der neu benannten Haltestelle in Jena-Winzerla ©Stadt Jena

Dr. Thomas Nitzsche sagte: "2020 haben wir im Gedenken an Enver-Şimşek, das erste Opfer des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds, den Platz in Winzerla nach ihm benannt und damit einen zentralen Gedenk- und Aufarbeitungsort für die grausamen Taten des NSU geschaffen. Im Rahmen von Kein Schlussstrich! Jena und der NSU-Komplex wurde der Wunsch aus der Bürgerschaft geäußert, auch die Haltestelle nach diesem Platz zu benennen. Es wird und muss unsere kontinuierliche Aufgabe sein, das Gedenken und die Aufarbeitung über den NSU in der Stadt und für die Stadtgesellschaft sichtbar zu machen. Damit verbunden ist unser klares Bekenntnis, dass Rassismus und Ausgrenzung in unserer Stadt keinen Platz haben."

Jonas Zipf, Werkleiter von JenaKultur, ergänzte: "2021 haben wir uns ausgehend von Jena um die bundesweite Sichtbarmachung der Belange der Opferangehörigen des NSU-Komplexes bemüht. So sichtbar und erfolgreich das Projekt geworden ist, so klar und deutlich bleibt auch die Erkenntnis, dass nach dem Projekt gilt, was vor dem Projekt galt: Der Titel Kein Schlussstrich! lautet unser Auftrag. Dafür steht nun auch die Benennung der Straßenbahnhaltestelle am gleichnamigen Enver-Şimşek-Platz."

Marcus Komann vom Ortsteilrat Jena-Winzerla ergänzt: "Es ist wichtig, dass wir die Opfer des Rechtsterrorismus niemals vergessen. Es freut mich, dass wir diesem Gedenken in Winzerla auf verschiedene Weise Rechnung tragen."

Alle drei dankten dem Jenaer nahverkehr für die Umsetzung des Plans, der mit einigen logistischen Herausforderungen verbunden war. Neben der sichtbaren Umbenennung der Haltestellen wurden auch die Anzeigen in den Straßenbahnen geändert. Eine Sprecherdurchsage in den Bahnen, die den Ausstieg am Enver-Şimşek-Platz ankündigt, folgt zeitnah im neuen Jahr.

Hintergründe

Die Idee zur Benennung des Platzes nach Enver Şimşek entstand im Rahmen von Bürgerwerkstätten, die sich mit der Gestaltung Nord-Winzerlas befassten. Die Benennung des Platzes soll stellvertretend für alle Opfer des NSU ein Zeichen des Gedenkens an Enver Şimşek und des Anerkennens der Verantwortung der Stadt Jena setzen. Die drei NSU-Haupttäter:innen haben in Jena ihre extrem rechten, rassistischen und antisemitischen Vorstellungen entwickelt, in den 1990er Jahren in Winzerla offen zur Schau getragen und rechtsextreme Straftaten begangen. Die Mordserie mit zehn getöteten Menschen, zahlreichen durch Bombenattentate und Raubüberfälle Verletzten und Traumatisierten, die Ermittlungspannen und das Wegsehen der Behörden sind entsetzlich und machten viele fassungslos. Umso wichtiger ist es, auch hier in Jena, der Heimatstadt der drei NSU-Haupttäter:innen, dem Gedenken öffentlich Raum zu geben.

Mit der Platzbenennung sollte auch die direkt am Platz befindliche Bus- und Straßenbahnhaltestelle "Damaschkeweg" in "Enver-Şimşek-Platz" umbenannt werden. Hierdurch soll zudem auf den zentralen, großen Platz verwiesen werden und nicht mehr auf die gegenüberliegende Straße.

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