Novembergedenken am Westbahnhof
Grußwort von Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Teilnehmende,
eine äußerst turbulente Woche der deutschen und der internationalen Politik liegt hinter uns. Im Bund stehen Neuwahlen an. Der wahlausgang in den USA verdeutlicht, dass sich gewohnte Konstanten der internationalen Zusammenarbeit und des Umgangs miteinander weiter verändern und sehr wahrscheinlich schwieriger werden.
Schon die Ergebnisse der wahlen in diesem Jahr, gerade auch in Thüringen, haben wieder gezeigt, dass unser grundsätzlicher Konsens über unser gesellschaftliches Zusammenleben, über Menschenrechte und Menschenwürde zunehmend in eine Krise gerät.
Gleichzeitig ist auch nach über einem Jahr im Nahen Osten kein Frieden greifbar nach dem Massaker, das die Hamas an über 1.000 Juden verübt hat, den unverminderten Angriffen auf Israel und dessen kriegerischen Selbstverteidigung. Auch der Krieg Russlands gegen die Ukraine dauert unvermindert an.
Da tut es gut, dass heute wieder so viele hier zusammengekommen sind, um der Novemberpogrome von 1938 zu gedenken. Die Novemberpogrome stehen symbolisch für die beginnende physische, systematisch geplante Vernichtung des jüdischen Volkes in der Zeit des Nationalsozialismus.
Es soll und darf nicht vergessen werden, was damals geschah, niemand soll es verharmlosen oder gar leugnen. Und keinesfalls darf sich irgendetwas dieser Art jemals wiederholen, weder hier noch anderswo.
Wir lehnen jede Form des Antisemitismus, das Gift, das letztlich zu den schlimmsten Gräueltaten der Menschheit führte, konsequent ab.
In den Turbulenzen der letzten drei Tage ging es fast unter, dass der Bundestag am Donnerstag nach einem Jahr der Vorbereitung eine Resolution gegen Antisemitismus mit sehr breiter Mehrheit beschlossen hat. Sie zeigt, dass auch nach fast 80 Jahren seit Ende des Nationalsozialismus es eine besondere deutsche Verantwortung für den Schutz jüdischen Lebens besonders in Deutschland gibt.
Denn leider gibt es Anlass zu großer Sorge. Seit dem Terror-Überfall vom 7. Oktober 2023 ist der Judenhass auf ein seit Jahrzehnten nicht dagewesenes Niveau angestiegen. Mehr als 3.200 antisemitisch motivierte Straftaten wurden in Deutschland allein in diesem Jahr bereits registriert – eine Verdopplung der Zahl des Vorjahreszeitraums.
Die große Zahl der Anwesenden heute Abend hier und die große Zahl der Mitwirkenden beim „Klang der Stolpersteine“ zeigen, dass die Schrecken der Reichspogromnacht 1938 und die Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes nicht vergessen sind.
Juden sind wieder versteckt und offen Ziel von Attacken und sehen sich Angriffen auf ihre Würde ausgesetzt. Das darf nicht sein! Sie, die Sie heute hier sind, zeigen, dass wir viele sind, wenn es darum geht, mit Zivilcourage für unsere jüdischen Mitmenschen einzutreten.
Ich danke Ihnen sehr, dass Sie gekommen sind, um dagegen Stellung zu beziehen. Seien Sie herzlich willkommen!
Ganz besonders begrüße ich zu unserem heutigen Gedenken Herrn Milan Andics, Kantor der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen. Sie werden uns das Totengebet, das „Kaddish“ vortragen. Herzlichen Dank, dass Sie heute hier sind. Es ist uns in diesen schwierigen Zeiten eine besondere Ehre!
Ich begrüße ganz herzlich die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Jenas, die heute unter uns sind. Seien Sie besonders willkommen!
Ich begrüße sehr herzlich die Mitglieder des Jenaer Arbeitskreises Judentum und ihren Sprecher, Herrn Sebastian Neuß. Vielen Dank, dass Sie gemeinsam die heutige Veranstaltung wieder vorbereitet haben!
Nachdem sie letztes Jahr kurzfristig erkrankt und zu unserem Gedenken verhindert war, ist Frau Prof. Dr. Anke John heute bei uns und wird die Gedenkrede halten. Darüber freue ich mich sehr, seien Sie herzlich willkommen!
Unsere Veranstaltung wird musikalisch wieder begleitet von Flötenmusik unter Leitung von Frau Ilga Herzog. Eingerahmt wird unser Gedenken wie in den Vorjahren durch gemeinsames Musizieren und Singen der Aktion „Klang der Stolpersteine“ unter der Leitung von Klaus Wegener.
Toll, dass der „Klang der Stolpersteine“ wie schon in den letzten Jahren mit einer Vielzahl an Kleinkonzerten zum Gedenken an die Jenaer Opfer des Nationalsozialismus im ganzen Stadtgebiet eingeladen hat! Das Gedenken strahlt so mit Musik und Kerzenlicht in die ganze Stadt, in die Wohngebiete, wo jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger lebten, bis sie vertrieben und viele gar getötet wurden. Liebe Musikerinnen und Musiker, diese Form des Gedenkens ist immer wieder sehr berührend, vielen Dank für Ihr Engagement!
Sehr geehrte Damen und Herren,
seien Sie alle ganz herzlich willkommen!
Schön, dass Sie alle gekommen sind.