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Wie kann der Straßenraum interessanter und sicherer für Kinder werden?

02.10.2023

Wie kann der Stadtraum in Jena-West kindgerechter werden? Dieser Frage ging Stadtentwickler Prof. Bernhard Meyer von der Evangelischen Hochschule Darmstadt nach. Bei einer öffentlichen Info-Veranstaltung der Stadt Jena und des Praxispartners „teilAuto" stellte er jetzt im Historischen Rathaus Jena die Ergebnisse und das daraus resultierende Konzept „Bespielbare Stadt“ für die Westschule vor.

Ziel der Untersuchung ist es, ein sicheres Netz und zugleich attraktiv gestaltete Wege für Kinder im Stadtteil zu schaffen. Den Kindern soll eine eigenständige Mobilität im Stadtraum ermöglicht werden und sie sollen den öffentlichen Raum für sich zurückgewinnen.

Perspektive der Kinder

Da sich die Perspektive von Erwachsenen und Heranwachsenden meist unterscheidet und Erwachsene nur bedingt die Sicht von Kindern einnehmen können, war vor allem die Mithilfe der Schülerinnen und Schüler der Westschule gefragt. Im Juli markierten rund 400 von ihren Weg nach Hause mit Kreide auf den Gehwegen: Pfeile für die Wegrichtung, Kreuze an den Stellen, wo sie eine Straße überqueren, und Kringel, wenn sie ihr Ziel erreicht haben. Zusätzlich wurden 231 Kinder der Grundschule mithilfe eines Fragebogens gebeten, ihre Erfahrungen zu ihren Schulwegen zu teilen.

Unterstützt wird das Projekt von der Firma TeilAuto: Als Carsharer unterstützen wir jeden Perspektivenwechsel im Verkehr – insbesondere in Jena, wo der Fußverkehr einen hohen Stellenwert hat. Die bespielbare Stadt schafft für Kinder neue Bewegungsräume und ermöglicht ihnen, selbstständig und eigenverantwortlich unterwegs zu sein. Das Auto ist für ihre täglichen Wege dann überflüssig“, so Niklas Wachholtz, Regionalleiter von Teilauto.

Ergebnisse der Untersuchungen

Die Befragung ergab, dass 48 Prozent ihren Schulweg als meist langweilig und 47 Prozent als meistens spannend empfinden. 0,5 Prozent bewerten ihn als meistens unangenehm. Je älter die Kinder werden, umso negativer wird die Einstufung. Während 59 Prozent in der ersten Klasse ihren Schulweg positiv bewerten, sind es in der 4. Klasse nur noch 29 Prozent. Dafür bewerten ihn nun 66 statt 36 Prozent als langweilig.

Vor diesem Hintergrund wurden die durch die Kreide-Aktion kenntlich gemachten Schulwege erst in einen Stadtplan übertragen und dann näher begutachtet. Ziel dabei war es, Gefahrenpunkte, von denen zukünftig abgelenkt werden soll, zu identifizieren sowie Möglichkeiten zu entwickeln, sichere Wege spannender zu gestalten. Hierbei wurde berücksichtigt, dass sich Kinder im Grundschulalter besonders gerne bewegen – sei es klettern, springen sowie Rad, Inliner oder Roller fahren. Sie spielen aber auch gerne verstecken und werfen bzw. schießen auf Ziele.

„Erstmals haben Schülerinnen und Schüler der Westschule in Jena ihre Erfahrungswissen über Schulwege und Straßenquerungen, über Freizeitorte und -wege öffentlich gemacht. Damit kann jetzt die bespielbare Stadt Gestalt annehmen. Besonders wurde die herausragende Bedeutung des Lommerwegs, aber auch der August-Bebel-Straße und der Gutenbergstraße erkennbar“, sagt Prof. Meyer.

Spielelemente im Straßenraum

Entsprechend wird in dem Konzept im Lommerweg unter anderem die Installation eines Wackelbrettes, eines Klettergerätes und verschiedener Balance-Stationen empfohlen. Zudem sollen ein Guckrohr an der Leutrabrücke und ein Spiegel an der Unterführung zum Fische Beobachten Anziehungspunkte werden. Guckrohre soll es auch im östlichen Lommerweg geben sowie eine Klötzchenbrücke, einen Gurtsteg und Findlinge zum Klettern. Zudem sind sogenannte Wegbegleiter wie aufgemalte Hinkelkästchen und Hüpfpilze angedacht.

„Mit der bespielbaren Stadt soll ein sicheres Schulwegnetz und zugleich attraktiv gestaltete Wege für Kinder im Stadtteil geschaffen werden. So wird den Kindern eine eigenständige Mobilität im Stadtraum ermöglicht und sie gewinnen den öffentlichen Raum für sich zurück“, betont Bürgermeister und Dezernent für Stadtentwicklung Christian Gerlitz.

Diese Erlebnismöglichkeiten sollen nahtlos in die normale Infrastruktur integriert werden, ohne extra dafür Flächen schaffen zu müssen. Entsprechend soll zum Beispiel auch eine gewöhnliche Mauer zur Klettergelegenheit gestaltet werden.

Umsetzung ab 2024

Bereits im kommenden Jahr soll mit der Umsetzung begonnen werden. "Wir wollen den Impuls, den die Arbeit von Herrn Prof. Meyer in die Stadt hineingetragen hat nutzen, um so rasch wie möglich auch mit der Umsetzung seiner Ideen beginnen zu können. Insbesondere am Lommerweg sollen bereits in den nächsten Monaten die ersten 'Wegbegleiter' sichtbar werden."  beschreibt Bürgermeister Gerlitz die nächsten Schritte.

Karte Jena-West mit Markierungen zur Bespielbaren Stadt
Karte bespielbares Jena-West
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