Stadt Jena begrüßt neue Bürgerinnen und Bürger
Die Stadt Jena hat heute feierlich neue Staatsbürger begrüßt. 203 Menschen, die zwischen dem 1. September 2023 und dem 30. April 2024 eingebürgert wurden, waren zur Veranstaltung in die Rathausdiele eingeladen. Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche hieß sie sehr herzlich willkommen, Schülerinnen der Musik- und Kunstschule Jena sorgten für abwechslungsreiche musikalische Beiträge.
Von den Eingebürgerten stammen knapp zwei Drittel ursprünglich aus Syrien, viele auch aus dem Irak. Die meisten von ihnen kamen vor rund sieben, acht Jahren als Geflüchtete nach Deutschland. „Mittlerweile sind Sie gut integriert und haben sich entschlossen, mit der Annahme der deutschen Staatsangehörigkeit dauerhaft hier zu bleiben“, so Nitzsche. Weitere Eingebürgerte stammen aus insgesamt 30 verschiedenen Ländern auf vier Kontinenten, neun Menschen waren staatenlos.
Zahl der Einbürgerungen kontinuierlich gestiegen
Während bis 2010 jedes Jahr in Jena rund 30 Menschen eingebürgert wurden, waren es vor acht bis zehn Jahren bereits etwa 50. Seit dem Jahr 2018 lag die Zahl bei über 70. Im vergangenen Jahr wurden bereits an die 200 Menschen eingebürgert, in diesem Jahr werden es schätzungsweise insgesamt über 300 sein. „Und es werden in den nächsten Jahren noch viele mehr werden“, sagte der Oberbürgermeister. Deutschland sei in diesem Punkt in einem deutlichen Wandel begriffen, nicht zuletzt durch das geänderte Staatsangehörigkeitsrecht, das seit diesem Jahr gilt. „Wir brauchen diesen Wandel, den Zuzug von Menschen, weil die Basis der wirtschaftlichen Stärke Deutschlands – trotz Digitalisierung und Automatisierung – immer Menschen bleiben werden“, so Nitzsche.
Gerade in Jena, einer wirtschaftlich starken Stadt, werde dies besonders deutlich. „Bis zum Ende des Jahrzehnts wird etwa ein Drittel der Beschäftigten in den Ruhestand wechseln, aber nur ein Drittel davon kann durch Nachwuchs, der von hier kommt, ersetzt werden“, so der Oberbürgermeister. „Wenn wir, die deutsche Gesellschaft, Menschen einladen, hierher zu kommen, dann werden sie nur kommen, wenn wir ihnen die Möglichkeit bieten, in absehbarer Zeit voll und ganz Teil unserer Gesellschaft werden zu können – mit allen demokratische, staatsbürgerlichen Rechten und auch Pflichten.“
Anerkennung für die Anstrengung, Geduld und Ausdauer
Flucht, Arbeit oder vielleicht die Beziehung zu einem geliebten Menschen – mit jeder Einbürgerung seien ganz persönliche Beweggründe, Entwicklungen, Schicksale und tiefgreifende Veränderungen für jeden Einzelnen und jede Einzelne verbunden, sagte Nitzsche. Voraussetzungen für den Erhalt der deutschen Staatsangehörigkeit sind neben einem mehrjährigen Aufenthalt von meist mindestens acht Jahren, ausreichende Deutschkenntnisse, ein erfolgreich bestandener Einbürgerungstest zur deutschen Rechts- und Gesellschaftsordnung, das Bekenntnis zum deutschen Grundgesetz und die Absicherung des Lebensunterhalts ohne Sozialhilfe und Arbeitslosengeld. „Für Ihre Anstrengung, Geduld und Ausdauer, aber auch Ihren Mut möchte ich Ihnen meine ausdrückliche große Anerkennung aussprechen“, sagte Nitzsche. „Mögen Sie hier eine Heimat finden – falls Sie sie nicht schon gefunden haben.“
Der Oberbürgermeister betonte aber auch, dass Migration vor allem flüchtender Menschen nach Europa und nach Deutschland aktuell ein Thema sei, dass viele Menschen, die Politik und die Medien beschäftigt. Auch wenn Migrations- und Asylpolitik nicht das Thema der Einbürgerungsfeier sein soll, stellte Nitzsche klar: „Deutschland muss weiterhin Menschen Asyl gewähren, die Asyl benötigen, weil sonst Gefahr für Leib und Leben besteht.“ Und er fügte hinzu, dass es wichtig sei, dass Menschen, die bei uns Aufnahme finden und länger bleiben, eine Perspektive erhielten, dauerhaft ein Teil unserer Gesellschaft zu werden.
Einbürgerung ist oft langwieriger und mühsamer Prozess
Die Verfahren der Einbürgerung seien „oft langwierig und mühsam für alle Beteiligten“, hob Nitzsche hervor – sowohl für diejenigen, die eingebürgert werden wollen, als auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die Voraussetzungen dafür anhand der strengen Gesetze klären und prüfen müssen. „Danke an dieser Stelle daher auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einbürgerungsbehörde, an Leiterin Simone Rost und ihr Team für die geleistete Arbeit.“
Der Oberbürgermeister sprach die Hoffnung aus, dass die Eingebürgerten bisher überwiegend positive Erfahrungen machen konnten und weiterhin auch machen werden. „Ich weiß aber auch, dass Sie nicht überall mit offenen Armen empfangen wurden, dass es Ablehnung und Diskriminierung aufgrund von Anderssein, aufgrund von Hautfarbe, Sprache oder Religion gibt“, so Nitzsche. Dagegen wolle sich die Stadtgesellschaft weiterhin stark machen – unter anderem durch das Engagement im Bündnis „Weltoffenes Thüringen“. Jena sei eine weltoffene Stadt und freue sich über Menschen aus anderen Kulturkreisen, die hier leben und sich einbringen möchten, so der Oberbürgermeister an die Eingebürgerten. „Ich wünsche mir, dass Sie aufgrund ihrer guten Erfahrungen wiederum Botschafter nach draußen sein werden, um für Jena über die Stadtgrenzen hinaus zu werben.“