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Jenaer Förderung innovativer Kunst & Kultur 2020 – JenaKultur-Blog
Allgemein JenaKultur (übergreifend) Kulturförderung Kulturpolitik

Jenaer Förderung innovativer Kunst & Kultur 2020

Szene aus She She Pop "Schubladen"

Die Stadt Jena betreibt unter dem Dach von JenaKultur eigene Kultureinrichtungen und fördert Kunst und Kultur in freischaffender Selbstorganisation. Sie verfolgt damit den Ansatz der aktivierenden Kulturpolitik, die Akteure aus dem Profi- und Amateurbereich anspricht. Die Innovationsförderung Kunst & Kultur ist dabei ein ganz besonderes Förderprogramm. Auf kommunaler Ebene ist die Jenaer Innovationsförderung im Bereich Kunst & Kultur deutschlandweit eines von wenigen bisher existierenden Modellen, die impulsgebend wirken wollen, indem sie Anschubhilfen bieten, Entwicklungen unterstützen und Freiräume zum Ausprobieren schaffen. Sie richtet sich dabei sowohl an institutionalisierte Einrichtungen als auch die freie Szene und Einzelkünstler in Jena.

Für das Jahr 2020 hat eine Fachjury die folgenden sechs Projekte ausgewählt

Mit Behinderungen ist zu rechnen. 1. Jenaer Inklusions-Festival

Die Bürgerstiftung Jena führt gemeinsam mit behinderten und von Diskriminierung bedrohten Menschen sowie in Kooperation mit der Stadt Jena, JenaKultur, den beiden Jenaer Hochschulen und weiteren kulturellen, caritativen und zivilgesellschaftlichen Partnern in diesem Jahr unter dem Titel „Mit Behinderungen ist zu rechnen“ das 1. Jenaer Inklusions-Festival durch. Das 14-tägige Festival wird vom 30. April bis 17. Mai 2020 stattfinden und über vielfältige Formate wie Konzerte, Workshops, ein Sportfest, Filmabende und Diskussionen das Thema Inklusion in die Öffentlichkeit tragen. In sieben Themenschwerpunkten betrachten die Akteure das Thema: Kultur, Alltag, Bildung, Demokratie, Arbeit, Interkultur und Sport.

Dabei sind Menschen mit Behinderungen in den gesamten Konzeptions- und Durchführungsprozess eingebunden. So etabliert die Bürgerstiftung ein ganz neues Festivalformat.

Ein weiterer Kernpunkt des Formats ist ein Wettbewerb für inklusive Projekte, in dem sich Teams aus Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam mit einer Idee für ein Mikroprojekt bewerben konnten, das Sie nun im Rahmen des Festivals umsetzten können.

Farbiges Logo für das Inklusionsfestival Jena "Mit Behinderung ist zu rechnen"
©skop

Retrograde

Der Verein Cosmic Dawn e.V. wird 2020 mit einer Veranstaltungsreihe der besonderen Art zum kulturellen Leben der Stadt beitragen. Eine Reihe, die Konzertkultur mit Interviews, Diskussions- und Gesprächsrunden verbindet und damit einen Rahmen der Verständigung zwischen musikalischen Kontrasten schafft.

Inwiefern dienen bestimmte musikalische Ästhetiken als Vorreiter oder Verhinderer gesellschaftlicher Umbrüche und Neuerungen? Wie vermögen sie „Neues“ zu antizipieren, zu tradieren oder zu verwehren? Diese Frage stellen sich die Veranstalter in Diskussionen und Gesprächen und steigen damit ein in einen Verständigungsprozess über die Rolle musikalischer Ereignisse in Bezug auf Traditionswahrung oder Umgestaltung gesellschaftlicher Prozesse.

An fünfzehn Konzertabenden prallen „Retro“- und „Avantgardeästhtiken“ aufeinander. Aber auch darüber hinaus soll das Thema das unmittelbare Club-Umfeld verlassen, im öffentlichen Raum sichtbar werden und nachhaltig wirken. Auch wird der gesamte Prozess durch Vertreter*innen aus Wissenschaft und Kultur flankiert werden, die den Stand der Diskussion in einem Podiums- und Publikumsgespräch aufgreifen und diesen gemeinsam mit den Gästen reflektieren.

Das Projekt läuft aktuell bis Ende 2020.

Schwimmen nach Thüringen

Schwimmen nach Thüringen ist als theatrale Erkundung von und als Reflexion über Thüringen hundert Jahre nach seiner Gründung gedacht. Das Stück wird auf Grundlage von Improvisation erarbeitet und soll eine Theatererzählung über Thüringen sein – jeden Abend ein bisschen anders. Dabei geht es weniger um eine vordergründige Thüringer Identität, sondern um einen fremden, einen subjektiven Blick auf Thüringen – um das, was jenseits des „historischen Glamours“ Thüringen prägt, um das, was Thüringen in den Augen von Neu- Thüringer*innen oder von Fremden ausmacht.

Mit diesem Blick verweben sollen sich originär thüringische Geschichten – Geschichten, von Bewohner*innen der Gastspielorte, egal aus welcher Zeit. Die insgesamt etwa 15 Aufführungen werden an verschiedenen Orten in urbanen und ländlichen Regionen Thüringens stattfinden, zwei Mal gastiert das Projekt in Jena.

Das Projekt wurde initiiert vom Kunstfest Weimar und die Aufführungen sind für September 2020 geplant.

Fulldome Festival

Das Fulldome Festival hat sich als bedeutendes internationales Ereignis zur Präsentation von 360-Grad Fulldome-Filmen sowie der Auseinandersetzung mit den performativen und künstlerischen Aspekten der immersiven („eintauchen“) Medien etabliert. Die fortlaufende Professionalisierung der Organisation und der Öffentlichkeitsarbeit, die Steigerung der Attraktivität und des Niveaus des Programms für das regionale und überregionale Publikum erfordern Ressourcen, die die Fulldome Festival Foundation aus eigener Kraft nicht aufbringen kann. Die Innovationsförderung will sicherstellen, dass das Festival am Innovationsstandort Jena im internationalen Wettbewerb auch in Zukunft Bestand hat.

Das Jenaer Fulldome Festival findet vom 13. bis 16. Mai 2020 zum 14. Mal statt und wird erneut wesentliche Produktionen und Innovationen rund um das Medium Fulldome präsentieren und zur Diskussion stellen.

Logo Fulldome Festival Jena 2020
©Fulldome Festival Foundation

DIE IM DUNKELN SIEHT MAN NICHT. eine deutsche Trilogie

Im Kalenderjahr 2021 jähren sich traurige Ereignisse, die ihre Aktualität allerdings nicht verloren haben. 2001 fand der sog. „Nationalsozialistische Untergrund“ drei Opfer: Abdurrahim Özüdoğru (Nürnberg), Süleyman Taşköprü (Hamburg) und Habil Kılıç (München) – es war das Jahr mit den meisten Morden des NSU; 2011 wurden die drei Haupttäter Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe in Eisenach enttarnt.

Bereits 2020 beginnt die Stadtspitze Jenas – der Stadt, aus der die Täter*innen stammen – einen Prozess des aktiven Gedenkens und stellt sich damit öffentlich der Verantwortung stadtgeschichtlicher Vergangenheit und Gegenwart: 20 Jahre nach dem ersten Mord des NSU an Enver Şimşek wird im Mai erstmals ein Jenaer Platz im Stadtviertel Winzerla, aus dem Beate Zschäpe und Uwe Böhnhardt stammen, nach einem NSU-Opfer benannt.

Für den Verlauf des Gedenkjahres 2021 wollen die Stadt Jena und die Friedrich-Schiller-Universität Jena in gemeinsamer Anstrengung mit einer Reihe namhafter Partner, ein deutliches, überregional wahrnehmbares Zeichen setzen: In Form (nicht unter dem Titel!) einer „deutschen Trilogie“ soll ein Dreischritt aus zeitlich und inhaltlich aufeinander aufbauenden Projekten die Entwicklung von der Entstehung des NSU bis zu den heutigen Implikationen und Gefahren des nach den jüngsten Ereignissen in Halle oder Chemnitz offensichtlich auch weiterhin bestehenden Rechtspopulismus und -terrorismus künstlerisch und wissenschaftlich nachvollziehen und öffentlichkeitswirksam thematisieren.

Mauerschau

Seit Oktober 2018  ist das holländische Schauspielkollektiv Wunderbaum die künstlerische Leitung am Theaterhaus Jena. Zusammen mit einem Ensemble deutscher Schauspieler*innen entwickeln die Künstler*innen am Haus Arbeiten, die sich durch ihren Ortsbezug und den eigenen Blick auf die Gegenwart auszeichnen. Der/die Schauspieler*innen werden zu Expert*innen der eigenen Geschichten und Geschichte.

Mit dem Gastspielprogramm „Mauerschau“ wird das Theaterhaus Jena diesem Umstand eine Position entgegensetzen. Hier werden Einblicke in Lebensrealitäten einer diversen Gegenwartsgesellschaft gewährt, Ästhetiken werden erlebbar gemacht, die ansonsten nicht im Programm des Theaterhauses zu finden sind. Geplant sind Gastspiele etwa alle zwei Monate, die einen immer wieder neuen Blick über den Tellerrand des Theaterhaus-Repertoires gewährleisten sollen. Theater als Ort der Welten und weltlicher Ort. Damit will das Theaterhaus Jena in einem von Umbrüchen gezeichneten Umfeld ein klares Zeichen für die Vielfalt der Geschichten über die derjenigen bereits am Haus vertretenen Künstler*innen hinaus setzen.  

In der Mauerschau werden andere Sprachen genauso hör- wie andere Ästhetiken sichtbar, ergänzt wird die Programmierung zudem durch einordnende Einführungen und Publikumsgespräche.

Den Beginn macht am 27. und 28. März das Theaterkollektiv „She She Pop“.


Kennen Sie ein vergleichbares Modell zur Förderung von innovativer Kunst und Kultur? Wie bewerten Sie das Jenaer Modell? Soll es weiterhin Bestand haben? Auch heute freuen wir uns auf Ihre Kommentare und treten gern mit Ihnen in eine konstruktive Diskussion!


  1. Liebe Kulturschaffende, sehr geehrte Damen und Herren,

    uns erreichen derzeit zahlreiche Anfragen zu den förderrechtlichen Konsequenzen bei Absagen von veranstaltungen wegen des Coronavirus. Daher möchte ich Ihnen heute die folgende Festlegung unserer Werkleitung bekannt geben:

    Grundsätzlich sind die bis zu einem möglichen Projektabbruch entstandenen Kosten zuwendungsfähig, auch wenn vorgesehene veranstaltungen nicht stattfinden können. Die Projektträger müssen jedoch alle Anstrengungen unternehmen, um die Ausgaben nach der Absage so gering wie möglich zu halten. Wenn Sie Ihre veranstaltungen verschieben können, werden wir durch Verlängerungen von Bewilligungszeiträumen versuchen, dies möglich zu machen.

    Wenn Sie absehen können, wie groß die Verschiebungen in den Kosten- und Finanzierungsplänen sein werden, möchten wir Sie darum bitten, wie üblich bei einer Über- oder Unterschreitung von mehr als 20%, einen aktualisierten Kosten- und Finanzierungsplan einzureichen.

    Eine einheitliche Festlegung zur Zuwendungsfähigkeit von Personalkosten und/ oder Honoraren im Falle von Personalfreistellungen oder Kurzarbeit bspw. durch die Schließung von Einrichtungen reichen wir in den nächsten Tagen nach.

    Bitte beachten Sie außerdem, dass aktuell alle Beratungen der Ausschüsse, Beiräte und Ortsteilräte bis auf Weiteres abgesagt sind. Förderentscheidungen werden vorerst nicht getroffen. Von zwischenzeitlichen Nachfragen zum Bearbeitungsstand Ihrer Vorgänge bitten wir daher aktuell abzusehen. Wir Informieren Sie, sobald die Gremien ihre Arbeit wieder aufnehmen.

    Die offene Sprechstunde von Katrin Richter wird ebenfalls bis auf Weiteres ausgesetzt. Telefonisch (Tel. 03641 49-8028) oder per E-Mail (katrin.richter@jena.de) erreichen Sie die Ansprechpartnerin für Kulturförderung (JenaKultur) wie gewohnt.

    Für alle Rückfragen stehen wir Ihnen natürlich jeder Zeit zur Verfügung.

    Herzliche Grüße auch im Namen der Werkleitung und bleiben Sie bitte gesund.
    JenaKultur

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