This is a cache of https://blog.jena.de/jenakultur/2020/04/10/ein-osterspaziergang-in-corona-zeiten/. It is a snapshot of the page at 2024-11-25T14:12:47.467+0000.
Ein Osterspaziergang in Corona-Zeiten – JenaKultur-Blog
Allgemein JenaKultur (übergreifend)

Ein Osterspaziergang in Corona-Zeiten

Osterhase mit Nasen-Mund-Bedeckung

In Zeiten der Corona-Krise können wir Sie leider nicht einladen zu unseren sonst so zahlreichen veranstaltungen in Volkshaus und Volksbad Jena, den Städtischen Museen, der Jena Tourist-Information, der Ernst-Abbe-Bücherei, der Jenaer Philharmonie, der Musik- und  Kunstschule, der Volkshochschule, der Villa Rosenthal, des Stadtteilzentrums Lisa usw. Stattdessen laden wir Sie heute ein zu einem altbekannten, immer wieder bewegenden Spaziergang mit Johann Wolfgang von Goethe, diesmal online.

Osterspaziergang

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden, belebenden Blick.
Im Tale grünet Hoffnungsglück.
Der alte Winter in seiner Schwäche
zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dorther sendet er, fliehend, nur
ohnmächtige Schauer körnigen Eises
in Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weisses.
Überall regt sich Bildung und Streben,
alles will sie mit Farbe beleben.
Doch an Blumen fehlts im Revier.
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.

Kehre dich um, von diesen Höhen
nach der Stadt zurückzusehen!
Aus dem hohlen, finstern Tor
dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
denn sie sind selber auferstanden.
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
aus der Strassen quetschender Enge,
aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
sind sie alle ans Licht gebracht.

Sieh nur, sieh, wie behend sich die Menge
durch die Gärten und Felder zerschlägt,
wie der Fluss in Breit und Länge
so manchen lustigen Nachen bewegt,
und, bis zum Sinken überladen,
entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges ferner Pfaden
blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel.
Hier ist des Volkes wahrer Himmel.
Zufrieden jauchzet gross und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!

(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher) aus: Faust 1, Quelle: www.fruehling-gedichte.net

Wussten Sie, dass Jena die drittlängste Station in Goethes Leben war? Zählt man die Tage, Wochen und Monate zusammen, die Goethe in Jena verbracht hat, so ergeben sie mehr als fünf Jahre.

Damit wünschen wir Ihnen, gerade in dieser schwierigen Zeit, frohe Ostern und halten Sie durch! Nach dem Regen kommt die Sonne…

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .