Herausforderung der Eingewöhnung
In den ersten Lebensmonaten entwickeln sich zwischen Kind und seinen Bezugspersonen enge Bindungen, die im Verlauf des ersten Lebensjahres ausdifferenziert werden. Diese Bindungen sind die Grundlage, auf der das Kind beginnt, seine Umwelt zu erkunden. Durch Beobachten und Ausprobieren gewinnen Situationen und Dinge in vertrauten Kontexten an Bedeutung. Das Kind zeigt sich interessiert an Neuem und Überraschendem in seiner Umwelt. Sicherer Ausgangspunkt zur Erkennung der Welt ist dabei die Nähe und das Vertrauen zu den Bezugspersonen.
Im ersten Lebensjahr erweitert sich der soziale Horizont des Kindes erheblich. Sei es in Krabbelgruppen oder auf dem Spielplatz. Hier erlebt das Kind andere Situationen und Rituale als zu Hause. So gewinnt das Kind auch außerhalb der Familie Zutrauen in sein Können und bewährt sich in neuen Umwelten kompetent. Institutionen frühkindlicher Bildung sind daher eine professionell unterstützende Ressource für die familiäre Erziehung des Kindes.
Unsere Umsetzung
Der Übergang aus der Familie in die Tageseinrichtung bedeutet für jedes Kind eine große Herausforderung an seine Fähigkeit, sich an neue Umgebungen anzupassen und Beziehungen zu fremden Personen aufzubauen. Konfrontiert mit unbekannten Räumen, fremden Erwachsenen und anderen Kindern werden ihm Lern- und Anpassungsleistungen abgefordert, die mit erheblichem Stress verbunden sein können. Um Brüche für das Kind möglichst zu vermeiden, tauschen sich die pädagogische Fachkraft und die Eltern über Vorlieben und Abneigungen des Kindes, sowie Rituale und Werte in der Familie und der Einrichtung aus. Die pädagogischen Fachkräfte übernehmen nach Möglichkeit Rituale aus der Familie und auch die Eltern lassen sich auf neue Erfahrungen ein.
Der Aufbau einer tragfähigen Beziehung zwischen Kind und pädagogischer Fachkraft ist wesentliche Grundlage für die Bildungsprozesse in der Einrichtung. Daher gebührt der Eingewöhnung des Kindes in das Kita-Leben besondere Aufmerksamkeit.
Die ersten Bezugspersonen, meist die Eltern, dienen Kindern als Basis zum Aufbau neuer Beziehungen. Dies macht die Anwesenheit der Eltern während der Eingewöhnungsphase in die Kita unabdingbar. Sie wird erst dann entbehrlich, wenn das Kind eine bindungsfähige Beziehung zu der pädagogischen Fachkraft aufgebaut hat, welche tagsüber die sichere Basis an Stelle der Eltern übernehmen wird.
Wie lange ein Kind braucht um sich auch ohne Eltern in der Kita wohl zu fühlen und dort spielen und lernen zu können, hängt davon ab, wie die Beziehung zu seinen Eltern ist. Die Eltern müssen in der Lage sein, ihr Kind innerlich so weit „loszulassen“, dass es überhaupt eine Chance hat, seine neue Umwelt zu erkunden und zu seiner pädagogischen Fachkraft eine tragfähige Beziehung aufbauen zu können. Auch die Akzeptanz zwischen Eltern und pädagogischer Fachkraft ist hierbei wichtig. Eine wesentliche Aufgabe der pädagogischen Fachkraft ist es, den Eltern im Eingewöhnungsgespräch zu vermitteln, dass sie für das Kind die wichtigsten Bezugspersonen bleiben.
Die Eingewöhnung kann prinzipiell als abgeschlossen betrachtet werden, wenn die pädagogische Fachkraft selbst zur Bindungsperson für das Kind wird. Das heißt, sie kann das Kind auch bei Abwesenheit der Eltern in verunsichernden Situationen auffangen und trösten.
Neben einer tragfähigen Beziehung zu einer pädagogischen Fachkraft erlangt für die Bildungsprozesse eines Kindes auch die Gemeinschaft und die Auseinandersetzung mit anderen Kinder immer mehr an Bedeutung. Daher unterstützt die pädagogische Fachkraft das Kind auch immer in der Aufnahme von Beziehungen zu anderen Kindern.
Abschluss der Übergangsphase stellt ein erstes Gespräch dar, in welchem sich die Eltern und pädagogische Fachkraft über das Kind und seine bisherige Entwicklung in der Einrichtung austauschen. Zeitlich ist ein solches Gespräch sechs bis acht Wochen nach der Eingewöhnung empfehlenswert.