Evelyn Halm (JenaKultur) über die Kunstszene in Jena und den Jenaer Kunstmarkt
Im Frühjahr ging es beim Thema Kunst in Jena noch um die Problematik Vandalismus an Kunst im öffentlichen Raum. Jetzt soll der Fokus mehr auf die Kunstszene in Jena, die Arbeits- und Lebensbedingungen bildender Künstler sowie die Fördermöglichkeiten seitens der Stadt gelegt werden.
Um es vorweg zu nehmen: In Jena gibt es nicht wirklich eine ausgeprägte Künstlerszene. Die Bedingungen der Förderung, Entfaltung und Vernetzung sind dafür nicht oder nicht in ausreichendem Maße vorhanden. Während es zur Förderung von Kunsthandwerk, künstlerisch-pädagogischer ausbildung oder aber auch der freien soziokulturellen Kunstszene durchaus Vereine gibt, die sehr gute Arbeit leisten, gibt es keine derartige Interessengemeinschaft bzw. ein organisiertes Forum für ein vernetztes Wirken der bildenden Künstler, in welchem ein beständiger Austausch, gemeinsame Präsentationen bzw. gemeinsame Projekte möglich wären. Die Künstlerszene bleibt mehr oder weniger privat. Natürlich gibt es auch gemeinsame Initiativen, wie etwa der seit 2005 im Rahmen des Projektes „Offene Kirche“ jährlich stattfindende Kunstgarten auf dem Johannisfriedhof in Kooperation mit der evangelisch-lutherischen Kirche oder aber der Adventskunstmarkt in der Villa Rosenthal. Jedoch beruhen diese gemeinsamen Aktionen hauptsächlich auf dem persönlichen Kontakt und den individuellen Beziehungen einzelner Künstler untereinander und drohen immer wieder an der mangelnden Finanzierbarkeit zu scheitern.
Andererseits verändert sich die Künstlerszene auch immer wieder, ist nie homogen. Neue Künstler kommen, weil sie die Nähe zu Forschung, Wissenschaft und Hochtechnologie oder zur soziokulturellen Szene, auch zu den vielen jungen Menschen der Hochschul- und Universitätsstadt, als inspirierend empfinden und sich ausprobieren möchten. Andere gehen, weil sie hier nicht die Bedingungen finden, die sie sich erhofft haben. Z. B. ist in Jena bezahlbarer Wohn- und Arbeitsraum, also Ateliers, trotz städtischer Vermittlungsbemühungen beständig Mangelware.
Das Kommen und Gehen bringt Bewegung und ist – ganz nebenbei – eine permanente Bereicherung der Kunstszene, bringt es doch immer wieder neue Anregungen mit sich. So ist das Spektrum und die Vielfalt von aktueller Kunst stets sehr breit, die Qualität jedoch auch durchaus differenziert.
Eine Fördermöglichkeit der Stadt erlaubt es, den lokalen und regionalen Künstlerinnen und Künstlern seit nunmehr 16 Jahren ein kostenfreies Podium zu bieten, um ihre aktuellen Arbeiten einem breiten Publikum zu präsentieren, zu verkaufen und darüber hinaus auch wichtige Kontakte untereinander zu knüpfen: der Jenaer Kunstmarkt. Dieses Format einer Ausstellungs- und Verkaufsmesse ist seit 2003, als der Kunstmarkt das erste Mal im provisorisch hergerichteten Volksbad stattfand, inzwischen eine städtische Tradition geworden, die auch überregional bekannt ist. Immer wieder melden sich Künstlerinnen und Künstler aus ganz Deutschland, um hier mitzumachen. Allerdings bleibt der Markt auf Grund seiner Förderintention allein den regionalen Künstlern aus Jena und Umgebung vorbehalten. Den Besuchern bietet er – zunächst jährlich, seit 2011 nur alle 2 Jahre – neben der Vermittlung eines Querschnitts aktueller regionaler Kunst auch die Möglichkeit, mit der ganzen Familie einen interessanten, unterhaltsamen Nachmittag zu verbringen. Denn der Kunstmarkt ist immer mit einem Rahmenprogramm, bestehend aus Livemusik, Mitmachkunst und Walkacts, verbunden. Freilich sucht man hier vergebens nach international renommierter Kunst. Jedoch besticht das Spektrum immer wieder durch seine Vielfalt, Experimentierfreudigkeit und Interdisziplinarität. Und genau das ist es, was die Kunstszene in Jena ausmacht.
Der nächste Kunstmarkt findet am 2. November 2019 von 13 bis 18 Uhr im Volksbad Jena statt.
Ein kurzes Video zum Jenaer Kunstmarkt 2019 finden Sie auf der Website von JenaTV.