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Sozial engagierter Stadtbürger

Eduard Rosenthal

I.V Sozial engagierter Stadtbürger

Eduard Rosenthals Hilfsbereitschaft ist in weiten Teilen der Jenaer Stadtbevölkerung bekannt. Er setzt sich für die Bedürftigen ein und engagiert sich in verschiedenen Gremien.

Menschen, die einen juristischen Rat benötigen, bekommen ihn. Studenten, die Mühe haben, ihre Studiengebühren zu bezahlen, finden in ihm einen verständnisvollen Unterstützer. Rosenthal ist stets bemüht, finanzielle und soziale Nöte in seinem Umfeld zu lindern. Dies spiegelt sich auch in Ämtern wieder, die er als angesehener Professor und Bürger der Stadt Jena ausübt. So engagiert er sich im städtischen Hilfsverein und in der Ortskohlenstelle. Im Jahr 1897 gehört er zu den Gründungsmitgliedern der Jenaer Baugenossenschaft und ein Jahrzehnt später setzt er sich für den Bau des Volksbades ein. Während des Ersten Weltkrieges übernimmt er den Vorsitz der städtischen Preisprüfungsstelle. Mit Blick auf die bemerkenswerte Hilfsbereitschaft ihres Mannes lässt Clara Rosenthal nach seinem Tod unter einem Porträtrelief im Garten der Villa den Spruch anbringen: Gütig dem Einzelnen helfend, schlug für Alle sein Herz.

Aus einem Brief des Oberbürgermeisters zur Begründung der Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Eduard Rosenthal Als Text lesen

Dankschreiben Rosenthals an die Gemeindebehörden der Stadt Jena anlässlich der Verleihung der Ehrenbürgerschaft am 1. Mai 1920 Als Text lesen

Tagebuchauszug Alexander Cartellieri vom 16.01.1916 Als Text lesen

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Gründung der Baugenossenschaft

Die städtische Preisprüfungsstelle

Gründung der Baugenossenschaft

Es ist der 25. Juni des Jahres 1897. Vier angesehene, befreundete Bürger der Stadt Jena haben in den Theatersaal am Engelplatz eingeladen. Es sind der Verlagsbuchhändler Gustav Fischer, der Glasfabrikant Otto Schott, der Chemiker Ludwig Knorr und der Jurist Eduard Rosenthal. In einem fundierten, gut recherchierten Vortrag legt Rosenthal vor den Augen der Anwesenden die angespannte Wohnungslage der Industriearbeiter in Jena dar und unterbreitet fundierte Vorschläge, wie diese zu verbessern sei. Auch wenn für ihn das Einzelhaus mit Garten das Wohnungsideal für jede Familie darstellt, kommt er zu dem Schluss: Wenn wir aber die Wohnungsnot wirklich beseitigen wollen, so kann es für uns keine Frage mehr sein, daß bei Erwägung aller Verhältnisse und der uns zu Gebote stehenden Mittel nicht der Bau von Einzelhäusern und nicht der Erwerb des Eigentums der richtige Modus ist, sondern die Errichtung größerer Häuser. Rosenthals kritische Auseinandersetzung mit zukünftigen Wohnkonzepten in der Saalestadt soll die Grundlage für die Gründung der Jenaer Baugenossenschaft legen. Um eine ungehemmte kapitalistische Verwertung des Unternehmens zu verhindern, bevorzugt Rosenthal die Form der Genossenschaft mit beschränkter Haftung, nach deren Regelung niemand mehr als drei Geschäftsanteile erwerben darf. Da das Bedürfnis nach gesunden und billigen Wohnungen groß ist, soll das Genossenschaftsprinzip zudem verhindern, dass sich die Wohnungen bei steigender Nachfrage verteuern. Durch ihre Mitgliedschaft in der Genossenschaft genießen Arbeiter, die eine Wohnung erhalten, ein Besitzrecht und müssen nicht befürchten, dass ihnen gekündigt wird. Mit seiner wegweisenden Analyse mobilisiert Rosenthal die Energie und Tatkraft der Jenaer Arbeiter ebenso wie der wohlhabenden Bürger. Der erste Häuserblock der Jenaer Baugenossenschaft im Magdelstieg 60-64 wird noch in den zwei Folgejahren bezogen.

 

Die städtische Preisprüfungsstelle

Durch seine Tätigkeit als Abgeordneter im weimarischen Landtag und seine Freundschaft zum Staatssekretär des Inneren, Clemens Delbrück, weiß Eduard Rosenthal vor dem Hintergrund des sich entflammenden Ersten Weltkriegs, wie schwierig die Umstellung von der Friedens- zur Kriegswirtschaft werden würde. Seine Sorgen sind begründet: Bereits ein Jahr nach Kriegsbeginn kommt es zur Mangelversorgung mit Lebensmitteln, Kleidung und Heizmaterial. In dieser für die Stadt Jena schwierigen Situation übernimmt Rosenthal zunächst den Unterausschuss für Kolonialwaren und Hülsenfrüchte und im April 1916 den Vorsitz der städtischen Preisprüfungsstelle. Sie hat die Aufgabe, auf der Grundlage von Erzeugungs- und Verarbeitungskosten für alle Handelsprodukte ortsübliche Preise festzulegen, um so Wucherpreise zu verhindern und die Versorgung der Bevölkerung, insbesondere mit Lebensmitteln, zu garantieren. Seit 1917 engagiert sich Rosenthal zudem in einer Kommission der städtischen Gas- und Wasserwerke und wird zu einem der ehrenamtlichen Berater der Ortskohlenstelle, die für die gesamte Beschaffung von Heizstoffen sowie ihrer Verteilung unter der städtischen Bevölkerung verantwortlich ist. Mit seinen Ämtern leistet Rosenthal in Zeiten der Not kommunale Kleinarbeit, die für die Bevölkerung Jenas teilweise lebensnotwendig ist. Sein soziales Engagement wird mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft am 1. Mai 1920 besonders gewürdigt.