Bauabschnitt II
Für ein jedes Gebäude, erst recht jedoch für ein Museum, ist der Brandschutz eine zentrale Angelegenheit, die mit besonderer Sorgfalt bedacht und regelmäßig kontrolliert werden muss. Die Großbrände in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar (2004) und im Schloss Ehrenstein in Ohrdruf (2013) sind zwei der bedeutendsten Fälle in Thüringen und Deutschland, in denen nicht nur einzigartige Kultur- und Kunstgüter verloren gingen, sondern auch erheblich Schäden an den Denkmalen entstanden sind. In jedem Falle sind es „leuchtende“ Beispiele, die den Sinn vorbeugender Maßnahmen gebührend unterstreichen.
Im Stadtmuseum Göhre wurde bei der Gebäudeprüfung die zentrale Löschwasserleitung, der Hauptversorgungsstrang für eventuelle Löscharbeiten der Feuerwehr im Falle eines Brandes, beanstandet und die Erneuerung verpflichtend vorgeschrieben. Aus diesem Grund wurde im vergangenen Jahr die erste der beiden Leitungen im marktseitigen Teil des Museums, der „Alten Göhre“, erneuert. Die Notwendigkeit der Maßnahme war allen klar, ebenso klar waren jedoch auch die damit verbundenen Aufwände in einem Haus, das nicht nur Ausstellungen, sondern erhebliche Mengen an Sammlungsgut in seinen Räumen verwahrt. Schon allein aus diesem Grund ist eine jede Baumaßnahme eine logistische Meisterleistung, die nicht nur alle Techniker fordert, sondern an die Substanz aller Mitarbeitenden geht. In der Göhre koexistieren Kunstsammlung und Stadtgeschichte in einer gewachsenen Notgemeinschaft und in einem Gebäude, das nie für diesen Zweck gedacht war. Hieraus ergeben sich vielerlei Probleme, inhaltliche und technische und auch solche, die einfach dem Gebäude und dem fehlenden Raum geschuldet sind. All diese Gründe verstärken die Logistik rund um jeden bautechnischen Eingriff.
Nach umfangreichen Planungen gab es 2023 eine erste mehrwöchige Museumsschließung von 30.10. bis zum 10.12.2023, in der die erste Löschwasserleitung erneuert werden konnte. Parallel dazu kam es zu einigen weiteren Sanierungen im Baubereich, von denen die neue Besuchertoilette die bedeutendste und sichtbarste ist. Alle Planungs- und Ausführungsleistungen wurden über den Gebäudeeigentümer Kommunale Immobilien Jena (KIJ) geplant, organisiert und ausgeführt. Auf der anderen Seite waren jedoch auch alle Mitarbeitenden im Museum direkt eingebunden, mindestens jedoch betroffen.
Die letzten Arbeiten des ersten Bauabschnittes konnten aus verschiedensten Gründen erst jetzt zu Ende gebracht werden. So kann ab dem kommenden Wochenende der Ausstellungskeller wieder besucht werden, und das ehemalige Museumscafé, das Philisterium, steht für kleine Veranstaltungen, Vorträge und die museumspädagogische Arbeit zur Verfügung.
Parallel dazu haben bereits im Januar die Arbeiten für den zweiten Bauabschnitt in der Neuen Göhre, dem Gebäudeteil am Kirchplatz, begonnen. Auch hier steht die Erneuerung der Löschwasserzufuhr im Mittelpunkt, wird jedoch wiederum flankiert von Eingriffen in die Gebäudesubstanz, die dem Wassermanagement und den Sanitärbereichen gelten. Die Situation für die Arbeit im Museum wird so stark beeinträchtigt, dass die meisten Mitarbeiter:innen für rund zwei Monate in andere Büros ausweichen müssen. Darüber hinaus sind zum Schutz der Sammlungen zahlreiche zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen notwendig, die die eigentlichen Sanierungsarbeiten zu einer logistischen Herausforderung machen. Für alle beteiligten Planer und unsere Techniker bleiben die Baustellenvorbereitung und alle eigentlichen Bauarbeiten schon deshalb eine stetige Herausforderung, weil das Gebäude voller Überraschungen steckt und über lange Zeiträume mit verschiedensten Nutzungszielen immer wieder umgebaut worden ist. Schon jetzt ist absehbar, dass auch das nicht die letzte Baumaßnahme sein wird. Wir genügen den Forderungen des vorbeugenden Brandschutzes und werden Dank der kollegialen Hilfe von KIJ auch Verbesserungen im Museumsbetrieb für die Mitarbeitenden und unsere Besucher haben. Die essenziellen Probleme des Museums – die akute Raumnot, die ästhetische und inhaltliche Erneuerung der Dauerausstellungen, die mangelnden Depotkapazitäten und die lähmende Notgemeinschaft zweier Museumsbereiche unter einem Dach – werden bei dieser Baumaßnahme leider nicht gelöst werden können. Bei der Abwägung aller Erfordernisse und Möglichkeiten war der Schritt zur Ertüchtigung der Löschwasseranbindung ohne Alternative. Alles andere ist bitter notwendig, bedarf jedoch der inhaltlichen Vorbereitung.
Die Dauerausstellung des Stadtmuseums Göhre bleibt geöffnet. Die nächsten Ausstellungseröffnungen in der Kunstsammlung sind für Mitte August geplant. Das Romantikerhaus ist von den Baumaßnahmen nicht betroffen und steht Besucherinnen und Besuchern zu den gewohnten Zeiten offen.
Wir danken für Ihr Verständnis und freuen uns auf Ihren Besuch.