Panyu, Guangzhou
Entstehung der Kooperation
Der Bezirk Panyu der Stadt Guangzhou, China und die Stadt Jena erklärten sich im November 2007 bereit, eine freundschaftliche Kooperation und den bilateralen Austausch auf- und auszubauen.
Diese gemeinsame Entwicklung soll einen Beitrag dazu leisten, die deutsch-chinesischen Beziehungen zu vertiefen und damit dem Weltfrieden und der Zukunft der Menschheit zu dienen.
Gemeinsame Projekte sind in den Bereichen Tourismus, Wissenschaft, Wirtschaft, Sport, Kultur und Kunst vorgesehen.
Geografie und Gesellschaft
Panyu liegt in Südchina, der Provinz Guangdong, deren Provinzhauptstadt Guangzhou ist. Der Stadtteil gliedert sich in 11 Straßenviertel und acht Großgemeinden und erstreckt sich auf einer Fläche von 786,15 km² im Perlflussdelta. Bis nach HongKong und Macao sind es ca. zwei Stunden Autofahrt.
Panyu ist eine jahrtausende alte Hafenstadt, die auch als Ausgangspunkt der Seidenstraße zur See diente. Aufgrund der guten Anbindung zum Ausland und der guten verkehrstechnischen Lage diente Panyu in den letzten 40 Jahren als 'Pilotgebiet' für die chinesische Reformpolitik, die Gesundheitsreform und die Politikreform.
Die Bevölkerung Panyus wächst stetig, sodass heute schon ca. 3 Millionen Menschen in dem Stadtteil leben. Sie sprechen Kantonesisch, einen chinesischen Dialekt mit alter Tradition.
Kultur und Bildung
Panyu gilt als Wiege der kantonesischen Kultur, welche sich in der Musik, der Oper und der Malerei ausdrückt.
Die kantonesische Oper "Yueju" ist beispielsweise die erste chinesische Oper, die auch im Ausland aufgeführt wurde. Ihre Geschichte ist mehr als 300 Jahre alt und hat einen Platz in der UNESCO-Liste für immaterielles Kulturerbe inne.
Berühmt sind auch die Drachen- oder Löwen-Tänze, die zu festlichen Anlässen wie Geburtstagen oder Hochzeiten aufgeführt werden sowie feinste Ziegelstein- und Holzschnitzerein, aber auch Stickereien.
Zum Volkssport zählen Tischtennis, Basketball, Inlineskaten und das traditionelle Drachenbootrennen im Mai.
Panyu beherbergt eine Vielzahl an Top-Universitäten, wie die Sun-Yat-Sen University, die South China University of Technology, die Guangdong University of Foreign Studies oder die South China Agriculture University.
Ergänzt werden die erstklassigen Bildungseinrichtungen durch Forschungsinstitute wie das Nationale Stammzellenforschungszentrum, das Samsung Forschungszentrum China für Internet und Netzwerk oder das Forschungs-und Entwicklungszentrum für Animation der Provinz Guangdong.
Wirtschaft und Tourismus
Die Provinz Guangdong hat 30 % Anteil am gesamten Außenhandel Chinas. Es haben sich um die 3.000 internationalen Unternehmen im Gebiet angesiedelt, darunter viele aus Jena. Dazu gehören Carl zeiss, Jenoptik, Analytik Jena, CyBio, Göpel Electronic, Lucas components, Intershop und auch die Friedrich-Schiller-Universität.
Der Dienstleistungssektor beschäftigt 54 % der Erwerbstätigen, die Industrie 41 % und in der Landwirtschaft arbeiten immerhin noch 4,5 % der erwerbstätigen Bevölkerung.
Da sich Guangzhou im Zentrum des Perlflussdeltas befindet, herrschen ideale Bedingungen für Reis-und Zuckerrohranbau sowie Gemüse- und Obstplantagen. Auch Fisch- und Viehzucht nehmen einen wichtigen Stellenwert in der Landwirtschaft ein.
Industrie- und Handel sind geprägt von Elektro- und Metallerzeugnissen, Anlagebau, der Telekommunikation, der Pharmaindustrie und der Software – und Gamesentwicklung.
Ein Viertel der weltweiten Silber-und Goldschmuckerzeugnisse stammen aus dem Distrikt.
Zudem wurde erst kürzlich ein SmartCityPark eröffnet, der die innovative und offene Art der Stadt und ihrer Bevölkerung unterstreicht.
Panyu kann stetig steigende Löhne und dadurch einen erhöhten Lebensstandard sowie ein größeres Umweltbewusstsein unter seinen Bewohnern vorweisen, was nicht zuletzt an den vielen Hochschulabsolventen in der Stadt liegt.
Jährlich besuchen ca. 12 Millionen Touristen die Stadt. Schöne Ausflugsziele sind dabei die Gärten Panyus, wie der Yuyin Mount Garden oder der Baomo Park, welcher ursprünglich als Tempelanlage für den Bürgermeister Bao im Jahre 1799 erbaut wurde und 1995 erweitert.
Im Guangzhou Changlong Wildlife Zoo and International Circus finden über 20.000 Tiere eine Heimat, darunter Pandas, Koalas und weiße Tiger.
Wer Action mag kann sich im größten Freizeitpark Chinas, dem Chimelong Paradise , austoben.
Beziehungen Chinas zu Deutschland
Zwischen der Bundesrepublik und China bestehen seit 1932 diplomatische Beziehungen. Die beiden Staaten stellen jeweils den wichtigsten Handelspartner in Asien beziehungsweise Europa füreinander dar.
Die Beziehungen werden als 'Strategische Partnerschaft in globaler Verantwortung' bezeichnet und drücken sich in wissenschaftlichen und technologischen Zusammenarbeiten sowie einem Rechtsstaatdialog aus, welcher die Durchsetzung von Menschenrechten in China gewährleisten soll.
Auch eine Energiepartnerschaft zwischen den beiden Ländern besteht seit 2013 und wird durch zahlreiche gemeinsame oder geförderte Klimaschutzprojekte ergänzt.
In China gibt es zwei Goethe-Institute, neun Goethe-Sprachlernzentren, den DAAD, das Deutsche Archäologische Institut und zahlreiche weitere Einrichtungen, die den kulturellen Austausch fördern.
Es bestehen zusätzlich über 1.200 Kooperationen zwischen deutschen und chinesischen Hochschulen.
So hat auch die Friedrich-Schiller-Universität Jena bereits seit 2007 ein Büro in Chinas Hauptstadt Peking und nimmt ebenso gern junge Chinesen auf, die mit ca. 500 Personen die größte Gruppe internationaler Studierenden in Jena bilden.
Projektauswahl
Besonders auf sportlicher Ebene besteht ein reger Austausch zwischen Jena und Panyu. Im Jahr 2010 fand ein internationales Trainingscamp für junge Tischtennisspieler aus Panyu, Jena und Aubervilliers statt und erst kürzlich kamen zwei U-11-Nachwuchsteams von Fußballschulen aus Panyu in die Lichtstadt, um ein dreitägiges Trainingscamp zu absolvieren und sich mit den Nachwuchskickern des FC Carl zeiss Jena zu messen.
Der Austausch wurde von der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft und dem Stadtsportbund Jena gefördert und soll nicht der letzte dieser Art gewesen sein.
Seit 2011 finden aller zwei Jahre Jena und Panyu Tage statt, die abwechselnd in den beiden Städten ausgetragen werden. Im ersten Jahr gab es in Jena neben einer Ausstellung zur partnerschaftlichen Kooperation, die feierliche Einweihung eines Drachenbootes. In Panyu hingegen gab die Jenaer Philharmonie ein Gastkonzert und 2017 traten die Octavians in dem chinesischen Bezirk auf. Wichtiger Programmpunkt dieses zweiten Jena-Tages in Panyu war das Wirtschaftsforum "Smartcity" mit der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen (LEG) und der Industrie- und Handelskammer (IHK) Guangzhou sowie Unternehmen beider Regionen, die sich erstmals schon 2015 beim internationalen Lichtfestival in Jena austauschen konnten.
Unter dem Titel "Guangzhou meets Thuringia. The digital Panyu-Jena Day 2021" fand am 03.11.2021 auf der virtuellen Ausstellungsplattform „Flying Fair Thuringia“ ein umfangreiches Digital-Event statt. Nach der Auftaktveranstaltung mit Beiträgen von offiziellen Vertretern des Städte Bezirks Panyu, der Stadt Jena, des Freistaates und der LEG Thüringen sowie der Stadt Guangzhou folgten spannende Keynote-Vorträge zum Thema „Smart City“. Im Anschluss folgten im interaktiven digitalen Konferenzraum Diskussionen und Austausch zu den Themen Smart-City, Life Science, Optik/ Optoelektronik, Sensortechnik sowie Wissenschaft und Forschung statt. Weitere Begegnungen waren im digitalen Ausstellungsraum möglich, in dem sich sowohl ca. 40 chinesische als auch 40 Thüringer Unternehmen und Partner präsentierten.
Kooperationspartner:
- Stadt Jena
- LEG Thüringen / Thüringen International
- Deutsch-Chinesische Gesellschaft Jena e. V.
- Wirtschaftsförderungsgesellschaft Jena mbH